Am 2. März 2016 zeigt die Badische Landesbühne Friedrich Schillers Königinnendrama Maria Stuart um 19.30 Uhr in Sinsheim.
(zg) Vor der Vorstellung findet um 19.00 Uhr eine Einführung in die Produktion statt, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind.
Das Urteil ist gefällt. 40 Richter haben die schottische Königin Maria Stuart, die vor ihren politischen Gegnern über die Grenze ins englische Exil geflohen, dort aber als Gefangene empfangen worden ist, für schuldig erklärt. Ihr Vergehen ist Hochverrat und soll mit dem Tod bestraft werden. Ob das Urteil vollzogen wird, liegt in der Hand Elisabeths I., Königin von England und Blutsverwandte Marias.
Der Dramatiker Friedrich Schiller breitet effektsicher den Entscheidungsprozess Elisabeths als erneuten Gerichtsgang aus. Sein Drama Maria Stuart ist von klassischer Strenge und zugleich ein packender Politthriller. Im Zentrum steht die Rivalität zweier Frauen: Maria, Vertreterin der alten katholischen Mächte, eilt der Ruf ihrer Schönheit und Sinnlichkeit voraus. Elisabeth hingegen trägt puritanische Zurückhaltung zur Schau. Sie hat es geschafft, sich alleine an der Spitze einer der modernsten Staaten Europas zu behaupten. Der schwelende Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten verleiht der politischen Lage ihre Brisanz und bedroht die Sicherheit Englands. Letztendlich jedoch nimmt das Drama seine unheilvolle Wendung aufgrund der „Vermischung von Privatem und Politik, die fataler nicht sein könnte“, so Regisseur Wolf E. Rahlfs.
Als konzeptionelle Setzung für seine Inszenierung an der Badischen Landesbühne interessieren Rahlfs die Begriffe Macht und Ohnmacht. Sie implizieren bestimmte Körperlichkeiten und lassen sich für die Bühne fruchtbar machen. Die Polarität des Begriffspaares findet sich in beiden Hauptfiguren: Elisabeth, die mächtigste Frau der Welt, kann nur eine falsche Entscheidung treffen. Sie ist gefangen in einem Handlungskorsett, eine ohnmächtige Mächtige. Maria hingegen verfügt noch als Eingekerkerte, Gefesselte über die Macht, Anhänger für sich zu entflammen und die Ängste ihrer Gegner zu schüren. Sie findet nicht zuletzt durch ihren Glauben zu einer geistigen Freiheit, die einer Ohnmacht entgegensteht.
Glas ist das Material, das der Bühnenbildner Tommi Brem als bestimmendes für seine Bühne gewählt hat. Er orientiert sich an der zeitgenössischen Architektur von Macht- und Konzernzentralen, wo Glas größtmögliche Transparenz suggerieren soll. In Hinblick auf Schillers Text hat es die gleiche Funktion wie die dort immer wieder bemühte Rhetorik der Rechtstaatlichkeit. Beides täuscht darüber hinweg, dass letztendlich das Privatinteresse und die ungute Akkumulation von Macht in den Händen der Königin das politische Handeln undurchsichtig machen und in die Katastrophe münden lassen. Komplettiert wird der Raum durch die Musik von Paolo Greco. Eine sakrale Musik, die auf Vorbilder aus der Renaissance zurückgreift, somit eine Brücke schlägt zum historischen Ort des Geschehens und den religiösen Grundkonflikt präsent hält.
Mit: Kathrin Berg, Cornelia Heilmann, Cornelius Danneberg, Stefan Holm, Hannes Höchsmann, René Laier, Andreas Schulz, Maximilian Wex, Inszenierung: Wolf E. Rahlfs, Ausstattung: Tommi Brem, Musik: Paolo Greco, Lichtgestaltung: Tilo Schwarz
Quelle: Martina Illinger