(zg) Eine junge Familie stellt sich in Adersbach den Herausforderungen zwischen eigenen Wohnwünschen und dem Denkmalschutz. „Wir haben lange in der Region nach einem solchen Anwesen mit Geschichte in der Dorfmitte gesucht, wir wollten auf keinen Fall in ein Neubaugebiet“, betonten die neuen Eigentümer. Der Flair der historischen Bausubstanz und der große rückwärtige Garten des Anwesens zentral im Ortskern, gegenüber der Bushaltestelle, überzeugte Familie Stappenbacher.
Der denkmalgeschützte, stark sanierungsbedürftige Dreiseithof, der die Lebensverhältnisse der Kraichgau-Bauern um 1800 weitgehend original repräsentiert, ist geprägt von jahrelangem Leerstand und entsprechend schlechter Bausubstanz. Eigentlich rechnete keiner mehr im Dorf mit seiner Rettung. Der Ortschaftrat beschloss bereits, mit einem Abbruch die Entwicklung innerörtlicher Bauplätze anzustreben. Inzwischen wurde dieses beispielhafte Projekt in eine landesweite Ausstellung von besonderen Modellprojekten aufgenommen.
Mit Hilfe des erfahrenen Architektenehepaars Wagner hat man sich mit den Denkmalschutzbehörden auf ein Umbau- und Sanierungskonzept einigen können. Ein Flachdachanbau, der sich gestalterisch vom Bauernhaus abhebt, soll die künftige Wohnfläche der Familie ergänzen. Die Sanierung des Innenbereichs konzentriert sich lediglich auf die tatsächlich historische Ausstattung und orientiert sich am wirtschaftlich Zumutbaren. Auch bei der Dämmung mit einem diffusionsoffenen Wärmeputz fand man einen Kompromiss zwischen der ursprünglich vom Denkmalamt geforderten Innendämmung und dem von den Eigentümern gewünschten Wärmeverbundsystem.
Auch wenn es etwas mehr Zeit braucht, ist mit Unterstützung durch das Denkmalschutzamt die Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Baudenkmal wichtig, um seinen charakteristischen, historischen aber auch bauphysikalischen Merkmalen gerecht zu werden. Einen guten Kompromiss zu finden, ist bei denkmalgeschützten Gebäuden häufig aufwändig und erfordert fachliche Unterstützung. Oft fehlt schon ein Aufmaß. Zudem muss bei einer Sanierung immer mit Unwägbarkeiten gerechnet werden. Es lohnt sich dennoch, dabei nicht so schnell aufzugeben. Die Modellgemeinde „Bergdörfer“ wird für den restlichen MELAP PLUS Zeitraum schwerpunktmäßig denkmalgeschützte und ortsbildprägende Gebäude fördern.
Frau Töniges-Heinemann, Stadtplanerin bei der Stadtverwaltung Sinsheim und Ortsvorsteher Alexander Hotz überreichten Familie Stappenbacher das MELAP Projektschild. Der Ortsvorsteher Adersbachs hieß sie auch im Namen des Ortschaftsrates willkommen.
Quelle: Stadt Sinsheim