Workshop im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis gibt Führungskräften neue Erkenntnisse
(zg) „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein wichtiges Anliegen jedes Arbeitgebers und sie ist auch mir persönlich sehr wichtig.“ So begrüßte Landrat Stefan Dallinger kürzlich die Führungskräfte des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis zum Workshop „Mitarbeiter familienbewusst und demografieorientiert führen“. Der demografische Wandel stellt nicht nur Unternehmen, sondern auch Behörden vor vielfältige Herausforderungen. Der Kreischef nannte unter anderem auch die Gründe für diese Entwicklung. Der Nachwuchs für den öffentlichen Dienst sei knapp, weil der Fach- und Führungskräftemarkt leergefegt sei. Daher müsse der öffentliche Dienst mit anderen Faktoren punkten. Der Vereinbarkeit von Familie/Pflege und Beruf käme hier eine ganz bedeutende Rolle zu.
Wo steht der Rhein-Neckar-Kreis in Sachen Vereinbarkeit Beruf und Familie, wenn sich die Mitarbeiter beim Kilometerstand eines Marathonlaufes positionieren müssten?
So begann Sabrina Stula, Referentin vom Kompetenzzentrum Beruf und Familie – FaFo FamilienForschung Baden-Württemberg – angegliedert beim Statistischen Landesamt Baden-Württemberg, ihre Ausführungen. Die Positionen der Mitarbeiter waren unterschiedlich – von Kilometer 21 bis Kilometer 42 – es war alles dabei.
Mit seinem Angebot unterstützt das Kompetenzzentrum Beruf und Familie – FaFo FamilienForschung Baden-Württemberg Arbeitgeber dabei, ihre Personalpolitik zukunftsfähig zu gestalten und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern. Es informiert, vernetzt, qualifiziert, unterstützt, berät und beteiligt Arbeitgeber für eine familienbewusste und demografieorientierte Organisationsentwicklung. Und Sabrina Stula ergänzt: „Diese Beratung ist zugeschnitten auf die Situation in der jeweiligen Behörde, von der ersten Ideen bis zur Umsetzung konkreter Maßnahmen und Ziele, dialog- und beteiligungsorientiert.“ Sie zeigte die Alters- und Beschäftigungsstruktur auf, beschäftigte sich mit den Schlüsselfunktionen von Führungskräften und nannte Beispiele, die Einfluss auf Führungsverhalten haben. „Führungskräfte haben sich mit besonderen Hausforderungen zu beschäftigen“, weiß die Expertin, dabei müssen auch sie ihre Rolle als Führungskraft finden.
Insbesondere die sechs Handlungsfelder, mit denen das Kompetenzzentrum arbeitet, hat die Referentin dargestellt. Dabei geht es neben Kommunikation und Führung als übergeordnete Handlungsfelder darum, dass Führungskräfte eine Schlüsselposition und Schlüsselfunktion zukomme, so Stula. Weitere Handlungsfelder seien Arbeitszeit und Arbeitsorganisation, Personalentwicklung, Gesundheitsmanagement und bedarfsgerechte Services. Die vier Merkmale familienbewusster Führung „Können, Wollen, Sollen, Dürfen“ erläuterte sie ebenso, wie die Rolle der Führungskräfte. Diese sind Mittler zwischen externen Rahmenbedingungen, familiären Bedürfnissen der Beschäftigten und Anforderungen der Arbeitsabläufe. „Im Mittelpunkt steht die Balance von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen – auch Nein-Sagen ist erlaubt“, betonte Stula.
In einem Zwiegespräch mit dem Nachbar diskutierten die Dezernenten, Amtsleiter und stellvertretenden Amtsleiter ihre Rolle als Führungskraft. Angefangen beim Konfliktmanager, Vertrauten und Motivator bis hin zum Problemlöser, Kommunikator und Kontrolleur. Es ist alles dabei – der Chef ist auch Entscheider, Berater, Lotse, Repräsentant.
Neben dem Rhein-Neckar-Kreis sind von 295 Landratsämtern bundesweit derzeit 27 mit dem audit berufundfamilie zertifiziert – davon drei in Baden-Württemberg. Dabei sind die alterngerechte Personalpolitik und Führung, Kommunikation und Gesundheitsförderung besonders gefragte Themen. „Die Maßnahmen des Landratsamtes zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollen allen modernen Formen von Familie zu Gute kommen“, sagte Stefanie Leinberger vom Haupt- und Personalamt im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis. Sie ist Ansprechpartnerin der Kreisbehörde für Chancengleichheit und die Durchführung des audit berufundfamilie. Ziel der Maßnahmen der Kreisverwaltung sei es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin zu unterstützen, ihre persönliche Work-Life-Balance zu festigen. Die getroffene Zielvereinbarung umfasst sieben Handlungsfelder mit insgesamt 18 Zielen und 43 Maßnahmen. Darunter fallen die Arbeitszeit, die Arbeitsorganisation, der Arbeitsort, Information und Kommunikation, die Führung und Personalentwicklung und der Service für Familien. Brisant ist das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Hierzu soll ein Leitfaden für Angehörige bei Eintritt eines Pflegefalls erstellt werden. „Viele Maßnahmen sind bereits durchgeführt, einige werden das Landratsamt noch in den nächsten zwei Jahren beschäftigen“, so das Fazit von Leinberger.
Der Austausch und die Diskussion am Ende waren lebhaft und spannend. Was vermissen die Führungskräfte noch bei ihrem Arbeitgeber? Wo bedarf es noch an Unterstützung? Führung in Teilzeit war hierbei ein großes Anliegen.
Quelle: Rhein Neckar Kreis