Bürgerpreis 2017
Vorbildliches freiwilliges Engagement ausgezeichnet
(zg) Gemeinsam mit den Kommunen und Bundestagsabgeordneten der Region hat die Sparkasse Kraichgau den mit insgesamt 5.250 Euro dotierten Bürgerpreis für vorbildliches freiwilliges Engagement verliehen. Aus insgesamt 46 Bewerbungen und Vorschlägen hat die Jury des Bürgerpreises der Initiative „für mich. für uns. für alle.“ die Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt, die am 5. Oktober in der Eremitage Waghäusel geehrt wurden.
Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Kraichgau Norbert Grießhaber sagte im Beisein von Prof. Dr. Lars Castellucci, MdB, und Vertretern der Kommunen: „Gerade in einem Wahljahr soll der Aufschwung im Ehrenamt weitergehen. Nicht nur die Politik stellt Weichen – es sind die Bürgerinnen und Bürger selbst. Umso erfreulicher, dass das Echo auf den diesjährigen Bürgerpreis in unserer Region größer war als je zuvor. Damit haben wir unser Ziel erreicht, möglichst viele Bereiche des Ehrenamts anzusprechen und die Vielfalt der Freiwilligentätigkeit zu würdigen. Auch unterstreicht die große Resonanz einmal mehr den Erfolg des Bürgerpreises als wichtigsten Ehrenamtspreis in der Region.“
Jahresmotto „Aktiv vor Ort – für eine lebendige Gesellschaft“
„Aktiv vor Ort – für eine lebendige Gesellschaft“ lautete das Motto des diesjährigen Bürgerpreises. Die Vielzahl der eingereichten gelungenen Projekte machte es der Jury schwer, eine Auswahl zu treffen. Denn die Bandbreite des freiwilligen Einsatzes in der Region ist enorm. Viele Engagierte prägen und gestalten das Leben in ihrer Region nachhaltig. Sie stellen sich der Herausforderung des demografischen Wandels und fördern ein neues Zusammenleben der Generationen. Sie setzen sich für soziale Initiativen oder die regionale Infrastruktur ein. Sie erweitern das Bildungsangebot und ermöglichen gesellschaftliche Teilhabe. Sie engagieren sich politisch und stärken demokratische Werte. Sie vernetzen Menschen, Projekte, Kommunen – und befruchten den Austausch und das Miteinander ganz im Sinne einer lebendigen Gesellschaft.
„Ehrenamtlich engagierte Menschen sind Macher. Sie regen an, sie packen an und sie finden Antworten auf gesellschaftliche Fragen. Sie wollen etwas bewegen. Und denken dabei über das „jetzt“ hinaus. Sie sind überzeugt, dass die Menschen selbst die Zukunft ihres Gemeinwesens mitgestalten können und sollen“, stellte Norbert Grießhaber heraus und richtete seinen Dank an die diesjährigen Preisträger des Bürgerpreises: „Seit vielen Jahren geben Sie Ihr Herzblut und Ihre Zeit für Ihr gestecktes Ziel, zu einem starken Miteinander in unserer Gesellschaft beizutragen, ohne dafür nach einer Gegenleistung zu verlangen. Das Mindeste, was jeder von uns tun kann, ist Sie in Ihrem Engagement zu unterstützen und dieses zu würdigen.“ Dies sei auch der Grundgedanke der Initiative „für mich. für uns. für alle“.
Die Bürgerpreise 2017 wurden in drei Kategorien verliehen. Bei der Kategorie U21 stehen Bewerber bis 21 Jahre im Fokus. Die Kategorie Alltagshelden richtet sich an vorbildlich engagierte Personen und Projekte ab dem Lebensalter von 22 Jahren. Der Preis für das Lebenswerk würdigt Menschen, die sich schon seit mindestens 25 Jahren ehrenamtlich einsetzen.
Kurzporträts der Preisträger 2017
Kategorie U21
Projektgruppe Stolpersteine am Justus-Knecht-Gymnasium, Bruchsal
Die Projektgruppe aus 13 Schülerinnen und Schülern der 8. Klassen hat unter Anleitung ihres Lehrers am JKG, OStR Florian Jung, das dritte Projekt zur Verlegung von insgesamt 16 Stolpersteinen umgesetzt. Die Stolpersteine erinnern an ehemalige jüdische Mitbürger, die Opfer des NS-Regimes wurden. Die Schüler haben die Biographien der Opfer recherchiert und damit die Begleitbroschüre zum Projekt ermöglicht. Außerdem haben sie Kontakt zu den Angehörigen und Nachkommen der Opfer aufgenommen und diese zur Verlegungszeremonie eingeladen. Insgesamt 17 dieser Angehörigen reisten – teilweise aus Übersee – an, um bei der Verlegung dabei sein zu können.
Kategorie Alltagshelden
Bürgerinitiative Brettener Heimat- und Denkmalpflege (BBHD), Bauhütte Pfeiferturm (1. Preis)
120 Helferinnen und Helfer haben auf Inititaive des früheren Brettener Oberbürgermeisters Paul Metzger in mehreren Tausend Helferstunden die Renovierung des Pfeiferturms und des neuen Daches vorangetrieben. Im April dieses Jahres konnte die BBHD die Fertigstellung der langwierigen Arbeiten am Pfeiferturm als neues Kleinod der Stadt feiern. Neben dem Pfeiferturm hat die Initiative bereits weitere Wahrzeichen der Stadt Bretten wie den Schweizerhof, den Simmelturm und das Gerberhaus saniert.
Schuldnerberatung im Ehrenamt beim Caritasverband Bruchsal (2. Preis)
Schulden sind ein Tabuthema. Nicht selten hindern Scham und Schuldgefühle Menschen daran, andere um Hilfe zu bitten. Dies führt häufig zum Rückzug, zur sozialen Ausgrenzung und Vereinsamung. Mahnbescheide, Vollstreckungsmaßnahmen und Pfändungen lösen zudem existenzielle Ängste aus. Die Schuldnerberatung der Caritas Bruchsal unterstützt die Betroffenen und begleitet sie auf dem Weg aus der Schuldenfalle. Acht Ehrenamtliche helfen bei der Regulierung der Schulden durch Analyse der Situation, Sensibilisierung, Gespräch mit Gläubigern etc. Die Schuldnerberatung besteht seit 2008. Es wurde ein Entschuldungsfonds gegründet, der unter bestimmten Voraussetzungen mit Darlehen für Einmalzahlungen bei Vergleichen hilft.
Initiative Sinsheimer Weihnachtsmarkt e.V. (3. Preis)
Die Initiative Sinsheimer Weihnachtsmarkt e. V. konnte mit ihren Flohmärkten bereits 350.000 Euro an Spenden für 20 verschiedene Einrichtungen vergeben. Die Bandbreite der Unterstützung ist groß und reicht von Familien mit Kindern in finanziellen Notlagen über Hortangebote und Mittagessen für Schüler bis hin zu Palliativ- und Hospizeinrichtungen. Von der gesamten Bevölkerung bekommt die Initiative Flohmarktartikel gespendet: Bücher, Kinderspielzeug, Schallplatten, CDs, Taschen, Tischwäsche, Korbwaren, Dekoartikel, Vasen, Geschirr, Gläser und Haushaltsgegenstände. Der Verein ist seit über 15 Jahren bürgerschaftlich aktiv und hat 35 ehrenamtliche Mitglieder.
Kategorie Lebenswerk
Lotte Grauer, Bretten (1. Preis)
Lotte Grauer ist seit vielen Jahren in verschiedenen Vereinen aktiv. Sie engagiert sich nicht nur seit 50 Jahren bei der Vereinigung Alt Brettheim und beim Peter-und-Paul-Fest, sondern war auch Gründungsmitglied des Vereinigten Gesangsvereins, zu dessen Vorstandschaft sie seit 35 Jahre zählt. Darüber hinaus leitete sie 26 Jahre lang das Küchenteam bei der Freizeit „Urlaub ohne Koffer“, wirkte nicht nur beim Festival der guten Taten mit, sondern auch viele Jahre bei der Brettener Bütt und war überdies 18 Jahre Kirchenälteste der Melanchthongemeinde.
Monika Möhring, Sinsheim (2. Preis)
Seit den 1990er Jahren engagiert sich Monika Möhring ehrenamtlich in der städtischen Jugendhilfe und baute die Begegnungsstätte „Café ImPuls“ für benachteiligte Jugendliche (meist Jugendliche mit ausländischen Wurzeln oder Spätaussiedler) auf. Ab 1998 wirkte sie beim Aufbau der Begegnungsstätte Domino für zugewanderte Frauen mit geringen Deutschkenntnissen mit. Auch die seit 2014 bestehende Freiwilligenbörse wurde von Monika Möhring aufgebaut. Seit 2016 leitet sie die Frauengruppe „Lady Time“ in einem Sinsheimer Flüchtlingsheim.
Susanne Woll, Waghäusel (2. Preis)
Vor 37 Jahren hat Susanne Woll das selbstverwaltete Jugendzentrum aufgebaut und ehrenamtlich geleitet. Sie war Schriftführerin des Jugendwerks, hat ab 1981 als Ferienhelferin an Ferienfreizeiten teilgenommen, seit 1983 in der AWO-Vorstandschaft mitgearbeitet und 1987 die Gruppe AWO Kehrwisch gegründet. Diese Gruppe veranstaltet Events für Bürger mittleren Alters. Mit dem Erlös werden soziale Projekte unterstützt. Zu den zahlreichen weiteren Engagements zählen: 1998 Gründung erste Zwergenstube im Landkreis Karlsruhe für Kinder ab 2 Jahren, Mitglied im Stadtrat Waghäusel seit 2010, Mitglied bei Waghäusel hilft e. V., Gründung AWO Café International, Vorstand Waldvogelpark sowie Organisation des AWO Kursangebots in Waghäusel.
Über den Deutschen Bürgerpreis
Tag für Tag engagieren sich 31 Millionen Menschen freiwillig für das soziale und gesellschaftliche Zusammenleben in Deutschland. Um ihnen für ihren gemeinnützigen Einsatz Anerkennung und Dank auszusprechen, wurde 2003 der Deutsche Bürgerpreis von der Initiative „für mich. für uns. für alle.“ ins Leben gerufen, einem Bündnis aus engagierten Bundestagsabgeordneten, den Städten, Landkreisen und Gemeinden Deutschlands sowie den Sparkassen.
Die derzeit 80 lokalen Initiativen in ganz Deutschland prämieren in jedem Jahr zu einem festgelegten Themenschwerpunkt herausragende Engagements vor Ort. Aus den lokalen Preisträgern ermittelt eine hochkarätig besetzte Jury die nationalen Gewinner des Deutschen Bürgerpreises. Mit über 2.300 Bewerbungen im Jahr und Sach- und Geldpreisen im Gesamtwert von rund 440.000 Euro ist die Auszeichnung damit Deutschlands größter Ehrenamtspreis.
Auch im Kraichgau ist der Bürgerpreis der wichtigste Ehrenamtspreis. Mit 30 Kommunen, vier Bundestagsabgeordneten, dem Medienpartner Rhein-Neckar-Zeitung und der Sparkasse Kraichgau arbeiten insgesamt 36 Partner zusammen. Die Sparkasse Kraichgau stiftet die Preise und koordiniert die Ausschreibung. Seit dem Jahr 2004 wurden 80 Personen, Projekte und Initiativen in der Region geehrt und Preisgelder in Höhe von 60.950 Euro vergeben.