(zg) Rund 23.000 Inhaber eines Handwerksbetriebes beabsichtigen, ihre Firma innerhalb der nächsten fünf Jahre zu übergeben – oder zu schließen. Dies ergab eine aktuelle Umfrage des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT). Bei knapp 9.000 Betrieben ist sogar schon innerhalb von zwei Jahren eine Nachfolgeentscheidung geplant.
„Betriebsübernahmen und –gründungen sind unverzichtbar, sie sorgen für Innovationen, Wachstum, Wettbewerb und die Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Die Corona-Krise macht es für die Betriebe, die einen Nachfolger suchen, nicht einfacher. Einst solide Übernahmekandidaten haben teilweise hohe Verbindlichkeiten aufgebaut. Das Handwerk braucht deshalb Maßnahmen, die die Attraktivität von Gründung und Nachfolge erhöhen“, so Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
22 Prozent aller Betriebsinhaber planen innerhalb der nächsten fünf Jahre zu übergeben, nur sieben Prozent wollen schließen. Zudem planen fast ausschließlich Kleinstbetriebe mit bis zu vier Beschäftigten mit einer Schließung. Reichhold: „Die Zahl der Betriebe, die in den kommenden fünf Jahren einen Nachfolger oder Übernehmer benötigen, liegt weiter hoch. Erfreulich: Eine Übergabe wird gegenüber einer Schließung von den Betriebsinhabern klar favorisiert.“
Größte Herausforderung bleibt die Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Diesen Punkt nennen 42 Prozent der Betriebe, die übergeben wollten. Am nächsthäufigsten (33%) werden steuerliche Aspekte als Problem bei einer Übergabe genannt. Der große Wunsch ist die innerfamiliäre Übergabe. Rund die Hälfte der Befragten (51%), die in den nächsten Jahren eine Übergabe planten, wollen an ein Familienmitglied übergeben. Gut jeder vierte Betrieb (28%) hat sich noch nicht entschieden, wer den Betrieb übernehmen soll.
Um die potenzielle Übernehmer und Übergeber zu unterstützen, fordert das Handwerk, die in den Kammern angesiedelten Nachfolgemoderationen weiter zu fördern. Die Nachfolgemoderatoren koordinieren die geplanten Übernahmen. Dabei profitieren die Handwerksbetriebe von den regionalen und überregionalen Netzwerken der Nachfolgemoderatoren. Auch die Meistergründungsprämie sei ein wichtiger Baustein beim Thema Nachfolge. Denn neue Betriebe könnten eventuelle Betriebsschließungen auffangen, so Reichhold.
„Wir fordern deshalb, die Beantragung und Auszahlung der in Anfang 2020 beschlossenen Meistergründungsprämie umgehend möglich zu machen und für die Folgejahre zu verstetigen. Es ist zu erwarten, dass die Meistergründungsprämie den Schritt in die Selbstständigkeit beschleunigt, Investitionen fördert, die Kreditwürdigkeit von Existenzgründern erhöht und die Einstellung von Personal und Auszubildenden beschleunigt.“ Auch das Unternehmenssteuerrecht müsse attraktiver und weniger komplex gestaltet werden, um eine Nachfolge zu vereinfachen.
Die vollständige Umfrage finden Sie unter: https://www.handwerk-bw.de/fileadmin/media/news-2020/bwht-umfrage-betriebsnachfolge.pdf
Quelle: Marion Buchheit