50 Jahre ist es her, seit die Kreisreform 1973 den alten Landkreis Sinsheim ablöste. Die zwölf Gemeinden Adersbach, Dühren, Ehrstädt, Eschelbach, Hasselbach, Hilsbach, Hoffenheim, Reihen, Rohrbach, Steinsfurt, Waldangelloch und Weiler wurden nach kontroversen Verhandlungen und Abstimmungen eingemeindet und machten so Sinsheim zur Großen Kreisstadt.
Viel ist seither passiert, und dem widmet sich die neue Ausstellung im Stadtmuseum Sinsheim, die am 12. Juni 2023 um 17:00 Uhr feierlich eröffnet wurde. Unter dem Motto „zusammen wachsen – 50 Jahre Große Kreisstadt Sinsheim“ beleuchtet die Ausstellung in drei Abschnitten den langen Weg zur Kreisreform. Teil eins widmet sich dem alten Landkreis, seinem Landrat Paul Hermann sowie dessen Wirkungsbereich. In Teil zwei werden die Reform und die, so Museumsleiterin Dinah Rottschäfer, „teilweise emotional geführten Debatten“ vorgestellt, die letztendlich zur Eingemeindung der zwölf Gemeinden führten. Zuletzt blickt die Ausstellung auf die Große Kreisstadt heute und ihre Verortung im Rhein-Neckar-Kreis.
Den Auftakt der Ansprachen bildete Oberbürgermeister Jörg Albrecht, der seinen Amtsvorgängern gedachte und insbesondere Herrn Dr. Horst Sieber unter den Gästen der Vernissage begrüßen durfte. Mit Stolz verkündete er, dass Sinsheim als zweitgrößte Kreisstadt des Rhein-Neckar-Kreises eine ganz besondere Rolle zukomme, mit der auch Erwartungen und Herausforderungen verbunden seien, beispielsweise im Bereich der Infrastruktur. Ganze 20 Kilometer müsse man immerhin mit dem Auto zurücklegen, um von einem Ende der Großen Kreisstadt zum anderen zu gelangen. Je nach Verkehrsaufkommen dauere das auch gerne mal eine halbe Stunde. Und wer vor 50 Jahren gedacht hätte, man könne heute als Sinsheimer mit dem Fahrrad zu einem Bundesliga-Spiel radeln, der hätte wohl damals jede Wette verloren.
„Es war tatsächlich etwas Neues entstanden“, nahm im Anschluss Dr. Marco Neumeier den Faden auf und gab Einblicke in die historischen Hintergründe, die zur Kreisreform führten, die zum 1. Juli 1971 Gesetz geworden war. „Sinsheim sah sich – wie alle Kommunen Baden-Württembergs – zu Beginn der 1970er Jahre mit einer großangelegten Verwaltungsreform konfrontiert.“
Museumsleiterin Dinah Rottschäfer gab zu Beginn ihrer Ansprache offen zu, dass es für das Team des Stadtmuseums eine große Herausforderung war, ein doch sehr textlastiges Thema spannend und anschaulich in ein Ausstellungskonzept zu verwandeln. Eine Herausforderung, die gelungen ist. So kam auch der ein oder andere Depotfund genau zum richtigen Zeitpunkt. Ein historisches Ortseingangsschild der Kreisstadt Sinsheim sowie eine Stechuhr aus den 1950er Jahren lassen Nostalgie aufkommen. Wie emotional und unterschiedlich die Pläne damals von der Bevölkerung aufgenommen wurden, zeigt ein Autoaufkleber der Kreisreformgegner mit dem Schriftzug „SNH muss bleiben“. Eine kunstvolle Wahlzettel-Installation mit original Wahlurne aus dem Rathaus veranschaulicht den bürokratischen Aufwand im Hintergrund der Reform.
Begleitet wurde das ganze musikalisch durch zwei Schülerinnen der Musikschule. Zuletzt bedankte sich Museumsleiterin Dinah Rottschäfer bei allen Unterstützern, die diese Ausstellung möglich gemacht haben und lud im Anschluss dazu ein, die Ausstellung zu besichtigen und in einen gemeinsamen Dialog zu treten.
Die Ausstellung „zusammen wachsen – 50 Jahre Große Kreisstadt Sinsheim“ ist bis zum 1. Oktober 2023 zu den regulären Öffnungszeiten des Stadtmuseums zu besichtigen und ist im normalen Museumseintritt inbegriffen. Auf Anfrage werden auch thematische Führungen für Schulklassen und Gruppen angeboten.
Während des Festwochenendes am 24. und 25. Juni ist der Eintritt für das Stadtmuseum inklusive Sonderausstellung frei.
Quelle: Stadt Sinsheim