Gemeinsames Wort der vier großen Kirchen in Baden-Württemberg zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2022
Stuttgart/Karlsruhe/Freiburg/Rottenburg. Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung und vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen geht es in Deutschland längst nicht mehr allein um das Zusammenwachsen von Ost und West, sondern um den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Darauf verweisen Prof. Dr. Heike Springhart (Karlsruhe), Dr. Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart), Stephan Burger (Freiburg) und Ernst-Wilhelm Gohl (Stuttgart) zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober für die vier großen Kirchen in Baden-Württemberg.
In diesem Zusammenhang erinnern die Bischöfin und die drei Bischöfe der evangelischen und der römisch-katholischen Kirchen auch daran, dass Einheit und Gerechtigkeit nicht voneinander zu trennen sind. Die zahlreichen krisenhaften Ereignisse, insbesondere die Klimakrise, die Folgen der Corona-Pandemie und die durch den kriegerischen Überfall Russlands auf die Ukraine ausgelösten Folgen drohten, zu einer Überforderung der Gesellschaft im Ganzen, aber auch zur Überforderung Einzelner zu führen, heißt es in dem gemeinsamen Schreiben.
„Wir können diejenigen verstehen, die sich in ihrer Angst zum Beispiel vor dem Verlust ihrer beruflichen Existenz oder der Verarmung zu Wort melden. Wir wünschen uns von der Politik, dass sie diese Sorgen ernst nimmt. In der Bibel genießen die Armen und Bedrängten besonderen Schutz. Der Umgang mit ihnen zeigt viel über den Zustand einer Gesellschaft“, betonen die vier Unterzeichnenden. Und weiter schreiben sie: „Mit Nachdruck verurteilen wir, dass gewisse politische Kräfte die existentiellen Sorgen instrumentalisieren, um bestehende Kontroversen über den richtigen Lösungsweg zu unversöhnlichen Gegensätzen zu konstruieren. Gegen alle Versuche, unser bewährtes demokratisches Gesellschaftssystem von innen heraus auszuhöhlen, setzen wir auf Momente des Aushandelns, des Ausgleichs und der Versöhnung.“
Zum Tag der Deutschen Einheit rufen die Bischöfin und die Bischöfe gemeinsam dazu auf, sich des Verbindenden zu vergewissern, und die gesellschaftlichen Debatten im Geiste echter Wertschätzung zu führen, damit alle Menschen in Würde leben können. „Als Kirchen wollen wir Brücken bauen und Versöhnung ermöglichen, dass Einheit in Solidarität und Nächstenliebe erlebbar wird“, schreiben sie. „Es geht darum, niemanden zurückzulassen, gerade im Herbst und der Kälte des kommenden Winters.“
Quelle: Evangelischer Oberkirchenrat Karlsruhe