Viertklässler nutzten den Vorlesetag um ihren Abgeordneten zu löchern
(zg) Was tun, wenn man im Wald plötzlich über ein schlafendes Mammutbaby stolpert? Die Viertklässler der Sonnenbergschule in Angelbachtal hören gebannt zu als Landtagsabgeordneter Hermino Katzenstein aus dem Kinderbuch „Nur mal schnell das Mammut retten“, von Knut Krüger liest. Anlass ist der bundesweite Vorlesetag, der Begeisterung für das Lesen wecken möchte. Doch zunächst stellt sich Katzenstein in einem kleinen Frage-Antwort-Spiel vor.
„Was mache ich beruflich?“, fragt Katzenstein. „Sie sind – Politiker?“ vermutet ein Schüler. „Ja, hier hocke ich mit den anderen Politikern im Parlament“, sagt Katzenstein, hält eine kindgerechte Landtagsbroschüre in die Höhe und zeigt auf eine schematische Darstellung der Sitzordnung des Plenums. „Muss man sich da melden?“, fragt eine Schülerin. Katzenstein lacht. „Gute Frage! Ja, im Landtag ist das ganz streng.“
Auf die Frage „Was machen die Grünen?“ entwickelt sich eine lebhafte Diskussion. „Die kümmern sich um Flüchtlingspolitik“, weiß ein Schüler. „Und um die Natur, das finde ich gut“, ergänzt ein Mädchen. „Die wollen Elektroautos“, sagt ein anderer. „Es gibt immer weniger Erdöl, da bringt es ja nichts wenn wir Autos haben aber keinen Sprit“, meint ein Viertklässler. Ein anderer begeistert sich für den BMW i8: „Der fährt mit Benzin und Elektro.“
Ja, so ein Hybridfahrzeug sei gut, wenn man wenig Zeit zum Tanken hat oder mit einem Auto weit fahren muss, stellt Katzenstein fest. Es müsse aber nicht immer das größte Modell sein, findet er. Den Grünen gehe es vor allem darum, das Klima zu schützen. „Denn wenn sich die Erdatmosphäre weiter erwärmt bekommen die Menschen in warmen Ländern ein Problem. Aber nicht nur dort, sondern auch in den Niederlanden oder der Stadt Hamburg.“ Ob er auch ein Elektroauto besitze, wird der Abgeordnete gefragt. Nein, erwidert er und verrät, dass er viel Fahrrad fahre und erst kürzlich ein Elektro-Fahrrad bestellt habe.
„Warum darf man auf der Hauptstraße in Angelbachtal nur 30 Stundenkilometer fahren?“, wirft ein Schüler ein. Wegen der schmalen Gehwege und um die Leute, die da wohnen vor Lärm zu schützen, erläutert Katzenstein.
„Und wisst ihr auch was ein Mammut ist?“, wechselt der Abgeordnete das Thema und gleich schnellen wieder zahlreiche Finger in die Höhe. „Das ist ein Elefant mit Fell.“ „Ja, ein haariger Elefant!“ „Sind die nicht ausgestorben?“
Beim Vorlesen senkt Katzenstein die Stimme als erzähle er ein Geheimnis und die Kinder hören gebannt zu. Henry, so heißt der Junge im Buch, wünscht sich eigentlich einen Hund. Aber nun muss er sich um dieses haarige Etwas kümmern, das hingebungsvoll an seinem Hausschuh nagt. „Was um alles in der Welt frisst ein Mammut?“, fragt Katzenstein in die Runde.
Ein Mädchen tippt auf Heu, doch ihr Klassenkamerad weiß es besser: „Das ist ein Pflanzenfresser, der frisst Farne und was sonst früher so gewachsen ist.“
Am Ende des Kapitels klappt der Abgeordnete das Buch zu und sagt: „Das bekommt ihr für die Schulbücherei, da kann dann jeder selbst lesen, wie es mit dem Mammut weitergeht.“ Auch einen Stapel Landtagsbroschüren lässt er den Viertklässlern da.
„Krieg ich ein Autogramm?“, ruft ein Junge forsch und schon ist der Abgeordnete umlagert von Kindern mit Autogrammwünschen.
Doch auch die Lehrerin hat noch ein Anliegen. Sie wünscht sich mehr Zeit für das Fahrradtraining und die Kontrollen, denn die Fahrräder vieler Kinder seien nicht verkehrssicher. Hier dürfe nicht gekürzt werden.