Laudatio – Thomas Morus Realschule. Östringen – ALL SHOOK UP
Grundsätzlich entstehen die besten Ergebnisse bei Musiktheaterproduktionen im Team. Von einer „One-Man-Show“ raten wir ab, weil einer alleine unmöglich alles abdecken kann: Musik, Gesang, Schauspiel, Tanz. Das ist die Regel. Aber: keine Regel ohne Ausnahme. Was will man dagegen sagen, wenn einer alleine es schafft, ein Musical so auf die Bühne zu bringen, dass man vergisst, dass es sich um eine Schulaufführung handelt? Wenn er als künstlerischer Leiter fast alle Aspekte des Musical-Genres virtuos beherrscht, sodass eine atemberaubend tolle Show dabei herauskommt, bei der alle Mitwirkenden ihr Bestes geben und über sich selbst hinauswachsen? Was gab es da nicht alles: tolle, mitreißende Musik, spannende Handlung, herausragende Sänger, lustige Szenen, berührende Szenen, Tanz, Gesang, Talent zu Hauf. Es ist so unglaublich, dass ein einzelner Lehrer an einer ganz normalen Realschule so etwas auf die Beine stellt. Wir sprechen vom „Wunder von Östringen“. Der 1. Preis des Lotto Musiktheaterpreis 2015/2016 geht an die Thomas Morus Realschule für die (fast) Deutschlandpremiere des Elvis-Musicals ALL SHOOK UP unter der Leitung von Lukas Jösel.
Lotto-Musiktheaterpreis 2015/16 im Theaterhaus Stuttgart verliehen
(zg) Das war Spannung pur: Am Sonntag (16. Oktober) wurden die Gewinner des mit rund 16.000 Euro dotierten Lotto-Musiktheaterpreises live auf der Bühne im Theaterhaus Stuttgart bekanntgegeben. Die Bandbreite des Wettbewerbs zeigte sich in der Vielzahl der Preise. Zu gewinnen waren neben den drei Hauptpreisen vier Spartenpreise und attraktive Workshops.
Bei den Hauptpreisen des bundesweit einzigartigen Wettbewerbs hatte die Thomas-Morus-Realschule aus Östringen (Kreis Karlsruhe) die Nase vorn. Mit dem Stück „All Shook Up“ sicherten sich die Östringer den ersten Preis im Wert von 5.000 Euro. Schon bei der letzten Verleihung des Musiktheaterpreises im September 2014 waren die Badener ganz vorne gewesen. Den zweiten Rang belegte das Lise-Meitner-Gymnasium aus Grenzach-Whylen (Kreis Lörrach) mit der Produktion „Swinging St. Pauli“. Die Südbadener dürfen sich über ein Preisgeld von 3.000 Euro freuen. Auf Platz drei landete die Klosterschule vom Heiligen Grab aus Baden-Baden mit dem Titel „Mein Avatar und ich“. Dafür gab es ein Preisgeld von 2.000 Euro.
Vor rund 700 Mitwirkenden und Gästen übergaben Lotto-Geschäftsführerin Marion Caspers-Merk, die Präsidentin des Landesverbandes der Musikschulen Baden-Württembergs, Christa Vossschulte und Ministerialdirektorin im Kultusministerium Gerda Windey den Gewinnern ihre Auszeichnungen. Neben den Hauptpreisen wurden vier Spartenpreise á 1.000 Euro an Bewerber aus Backnang, Fellbach, Altensteig (Kreis Calw) und Sindelfingen vergeben. Über exklusive Profi-Workshops in den Bereichen Popmusik (Popakademie Mannheim) sowie Tanz und Choreographie (Eric Gauthier Dance Company) freuten sich Bewerber ausLaichingen (Alb-Donau-Kreis) und Nürtingen. Durch das vielfältige Programm führten die Jurorin Prisca Maier und Hannes Michl.
Der Wettbewerb 2015/2016 zeichnete sich durch eine außergewöhnliche Bandbreite, Mut zu Eigenständigkeit und Vielfalt aus. Musicals stehen hoch im Kurs bei den Bewerbern. Bei der Verleihung gab es Kostproben: Zur flotten Musik von Swinging St. Pauli boten die Akteure aus Grenzach-Whylen mitreißende Tanzperformance und interpretierten gleichzeitig mit eigenen Texten ein ernstes Thema. In „Mein Avatar und ich“ gelang es der Klosterschule aus Baden-Baden, die reale und virtuelle Welt auf der Bühne mit technischer Raffinesse zu mischen. „All shook up“, die Siegerproduktion aus Östringen, zog sämtliche Register. Musik, Tanz, Schauspiel und das alles in komischen, berührenden, gefühlvollen und rockigen Szenen.
Lotto-Geschäftsführerin Marion Caspers-Merk erläuterte im Bühnentalk: „Kulturelle Bildung erfordert auch Unterstützung für die engagierten Musikpädagogen im Land. Ihnen möchten wir mit dem Wettbewerb den Rücken stärken. Im Jugendtheater wird nicht nur Kreativität gefördert. Die Kinder und Jugendlichen gewinnen auch an Selbstbewusstsein. Die Workshops bringen zudem frische Impulse von außen. Dafür nützt Lotto sein landesweites Netzwerk als Kulturförderer.“
Auch Christa Vossschulte, die Präsidentin des Landesverbandes der Musikschulen Baden-Württembergs e.V. zeigte sich beeindruckt von der Entwicklung im Laufe der Jahre: „Der diesjährige Wettbewerb um den Lotto-Musiktheaterpreis für junges Musiktheater und vor allem die prämierten Wettbewerbsbeiträge zeigen einmal mehr, welche großartigen pädagogischen und künstlerischen Leistungen im Kinder- und Jugendmusiktheater möglich sind und wie wichtig und fruchtbar sowohl eine pädagogisch wie künstlerisch qualifizierte musikalische Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche ist.“
Zum bundesweit einzigartigen Wettbewerb, der unter der Schirmherrschaft von Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann steht, waren 26 Bewerbungen eingegangen. Aus
diesen ließ die fachkundige Jury 17 zum Wettbewerb zu. Der Lotto-Musiktheaterpreis soll über Kooperationen von Musikschulen, Jugendkunstschulen, Schulen, Vereinen und sonstigen Initiativen die Entwicklung des Kinder- und Jugendmusiktheaters im Land fördern und das Musiktheater in der Kinder- und Jugendkulturarbeit etablieren. Seit dem Jahr 2000 wurde der Wettbewerb bereits zum achten Mal in Kooperation mit dem Landesverband der Musikschulen und dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport durchgeführt.