Staatsanwaltschaft Heilbronn erwirkt Haftbefehle gegen zehn Tatverdächtige
Heilbronn/Mannheim/Stuttgart/NRW/Litauen: (ots) – Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Heilbronn und des Polizeipräsidiums Mannheim
Organisierte Kriminalität: Schwerer Bandendiebstahl von Kraftfahrzeugen; Staatsanwaltschaft Heilbronn erwirkt Haftbefehle gegen neun litauische Staatsangehörige und einen Deutschen tadschikischer Herkunft; internationale Zusammenarbeit „JIT“ -Joint Investigation Team
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Heilbronn wurde Haftbefehl gegen insgesamt neun Männer und eine Frau im Alter zwischen 20 und 45 Jahren erlassen.
Neun litauische Staatsangehörige und ein Deutscher tadschikischer Herkunft stehen im dringenden Verdacht, seit November 2017 in bislang 15 bekannten Fällen (davon acht in Baden-Württemberg), hochwertige Fahrzeuge im Gesamtwert von rund 1,3 Millionen Euro entwendet zu haben.
Sieben dieser Fahrzeuge wurden nach Litauen transportiert, um sie, so die derzeitigen Erkenntnisse, nach Tadschikistan weiter zu veräußern.
Sechs dieser Fahrzeuge konnten sichergestellt werden. Entweder ließen sie die Fahrzeuge weit entfernt vom Tatort zurück oder wurden, wie in den beiden Fällen aus Untergruppenbach und Flein Ende Februar 2018, bei der Kontrolle eines Sattelzuges durch polnische Polizeibeamte sichergestellt. Ein Fahrer sowie ein weiteres Bandenmitglied wurden damals festgenommen.
Das Ermittlungsverfahren nahm seinen Ausgang im November 2017, als zunächst ein 29-jähriger Litauer bei einem Autoaufbruch in Mannheim festgenommen und in der Nacht zum 17. November 2017 drei hochwertige Fahrzeuge, ein Maybach, ein Porsche und ein BMW mit einem Gesamtwert von über 300.000.- Euro ebenfalls in Mannheim durch eine andere, unabhängig von dem genannten Litauer agierende Tätergruppierung entwendet wurden.
Wie die größtenteils verdeckten Ermittlungen anschließend ergaben, hatten sowohl der 29-jährige Autoaufbrecher als auch die Diebe der drei Fahrzeuge vor Begehung ihrer Taten Unterschlupf in der Wohnung einer Landsmännin in der Mannheimer Innenstadt gefunden.
Die weiteren Recherchen der gemeinsamen Ermittlungsgruppe unter Beteiligung litauischer Behörden, insbesondere der Polizei in Kaunas/Litauen sowie Europol* und Eurojust* als sogenanntes „Joint Investigation Team* ergaben, dass die weiteren zwölf Taten, in Talheim (2) Untergruppenbach und Flein, alle im Landkreis Heilbronn gelegen, in Pforzheim, Bad Vilbel (Hessen), Dinslaken, Hamminkeln, Bochum, Ratingen, Münster und letztmals am 13. September 2018 in Moers, alle in Nordrhein-Westfalen, von einem 40-jährigen Mann von Kaunas/Litauen aus organisiert und koordiniert wurden.
Dazu reisten die eigentlichen Diebe nach Deutschland ein und fanden Unterschlupf in den Wohnungen sowohl bei der Landsmännin in Mannheim, als auch bei einer weiteren Litauerin in Stuttgart. Von dort aus gingen sie schließlich auf ihre Beutezüge.
Die gestohlenen Fahrzeuge, die alle mit dem Keyless-Go-Start-System ausgestattet waren und mittels Funkwellenverlängerung gestartet wurden, wurden anschließend tatortortnah zum Transport vorbereitet und dann auf Sattelzügen abtransportiert oder von Kurieren direkt nach Litauen gefahren.
Am Montag, den 17. Dezember 2018 wurden die bereits von der Staatsanwaltschaft Heilbronn erwirkten Haftbefehle gegen zehn Verdächtige vollstreckt, acht davon wurden in Litauen, zwei in Stuttgart und in Nordrhein-Westfalen.
Eigens dazu waren acht Ermittlungsbeamte der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg und die ermittlungsführende Oberstaatsanwältin von der Staatsanwaltschaft Heilbronn in Litauen, um die Maßnahmen zu begleiten.
Insgesamt wurden dort elf Objekte, in Deutschland fünf Wohnungen in Mannheim, Stuttgart, Düsseldorf und Oerlingshausen sowie eine Lagerhalle mit Büro und zwei Autos in Leopoldshöhe/NRW, durchsucht. Umfangreiches Beweismaterial wurde dabei beschlagnahmt, was allerdings noch der Auswertung bedarf.
Sämtliche Festgenommenen sitzen in Untersuchungshaft. Es wird angestrebt, dass die in Litauen Verhafteten im Laufe der nächsten Wochen an Deutschland ausgeliefert werden.
Aufgrund der Komplexität des Verfahrens, dem Ausmaß möglicher noch unbekannter Beteiligter an der Begehung der vorgeworfenen, aber auch noch nicht aufgedeckter Straftaten, dauern die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Heilbronn und der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg noch an.
*Zusatz zum Ablauf des Verfahrens selbst:
Das Ermittlungsverfahren wurde nach der Festnahme des Autoaufbrechers Anfang November 2017 und dem Diebstahl dreier Fahrzeuge in Mannheim wenige Tage später zunächst von der Ermittlungsgruppe „Eigentum“ der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg beim Polizeipräsidium Mannheim geführt. Weitere Recherchen ergaben, den Verdacht auf „organisierte Kriminalität“, sodass eine Ermittlungsgruppe zwischen der EG „Eigentum“ und dem Dezernat „OK“ gebildet wurde. Aufgrund weiterer Taten im Landkreis Heilbronn Anfang Februar 2018, übernahm die Staatsanwaltschaft Heilbronn das Ermittlungsverfahren in seiner Gänze am 05. April 2018.
Wie sich weiter herausstellte, waren die Verdächtigen äußerst mobil und nicht nur in Deutschland, sondern auch in den angrenzenden Ländern Niederlande und Belgien unterwegs.
Gemeinsam mit Europol, die bereits frühzeitig eingeschaltet waren und mit Unterstützung von Eurojust, wurden die Ermittlungen ausgeweitet und am 07. September 2018 ein sogenanntes „Joint Investigation Team, kurz „JIT“ gebildet.
Ein „JIT“ ist eine gemeinsame Ermittlungsgruppe, die auf europäischer Ebene, unter Beteiligung von Behörden mehreren Ländern an einem konkreten Fall auf Zeit zusammenarbeitet. Dies selbstverständlich auch in finanzieller und logistischer Hinsicht.
Quelle: Polizeipräsidium Mannheim
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