Autorenlesung mit Claudia Schmid zum Lutherjahr
(zg) Es war ein typischer trister Novemberabend, aber die Buchhandlung Doll war hell beleuchtet, denn der Laden war Veranstaltungsort einer bemerkenswerten Autorenlesung, die die Stadtbibliothek Sinsheim und die Buchhandlung Doll gemeinsam veranstalteten.
Als Nachtrag zum Lutherjahr erzählte und las Claudia Schmid aus ihrem historischen Roman „Die Feuerschreiber“, der im Wesentlichen von Philipp Melanchthon handelt.
Zuerst stellte sich Claudia Schmid vor: Sie lebt in Seckenheim zwischen Mannheim und Heidelberg und schreibt Krimis und historische Romane. Später berichtete sie, dass während des Schreibens die Personen ihrer Bücher immer mehr Gestalt annähmen, so dass sie manchmal im Zimmer zu sein scheinen. Sie erzählte auch, dass sie lange und akribisch recherchiert habe, damit die historische Seite des Romans stimme, dass es aber auch einen zweiten Handlungsstrang, einen Krimi, mit erfundenen Personen in dem Roman gebe.
Die Hauptperson des Romans ist Philipp Melanchthon, der als Philipp Schwartzerdt 1497 in Bretten geboren wurde. Sein Vater war Rüstmeister bei dem Kurfürsten, nach dem Philipp genannt wurde und der auch sein Pate wurde. Nach dem Tod seines Vaters wurde Philipp mit elf Jahren zu einer Tante nach Pforzheim geschickt, wo er die Lateinschule besuchte. Er lernte schnell die alten Sprachen und besuchte mit 12 Jahre die Universität in Heidelberg. In Tübingen schloss er mit dem Magister sein Studium ab. Bald wurde er an die Universität Leukorea in Wittenberg berufen. Dort lernte er auch Martin Luther kennen. Die beiden unterschiedlichen Männer verstanden sich schnell. Martin Luther, ein stämmiger Mann, ist als temperamentvoller, oft polternder Redner bekannt, während Melanchthon, 1,50 m klein und schwächlich, eher leise Töne bevorzugte, da er auch lispelte. Oft wirkte Melanchthon mäßigend auf Luther ein. Luther sorgte dafür, dass Philipp Melanchthon heiratete, um regelmäßig etwas zum Essen zu erhalten und versorgt zu sein. Widerwillig nahm er Katharina Kraft zur Frau. Man weiß, dass sie eine liebevolle Ehe führten, aus der vier Kinder hervorgingen. Philipp Melanchthon arbeitete sehr viel. Er schrieb mehrere Lehrbücher und über 10.000 Briefe von ihm sind bekannt. Allerdings schlief er wenig, was seiner Gesundheit abträglich war.
Historisch belegt ist, dass er Martin Luther anregte, das Neue Testaments in der Zeit seines Exils auf der Wartburg zu übersetzen. Diese so genannte Septemberbibel kann im Melanchthon-Haus in Bretten besichtigt werden. Für die Verbreitung dieser Bibel und bald auch der Reformation war der Buchdruck mit beweglichen Lettern des Johannes Gutenberg eine wichtige Grundlage.
Aus Melanchthons Feder stammt die Confesio Augustana, das Augsburger Bekenntnis, aus dem Jahr 1530, mit dem auch der Roman endet. 1560 stirbt Melanchthon in Wittenberg.
Claudia Schmid gelang es, mit vielen zusätzlichen Geschichten und Begebenheiten den Zuhörern die Zeit Luthers und Melanchthons näher zu bringen. So ging sie auch auf die Lebensumstände der Bauern in jener Zeit ein.
Die Autorin erzählte sehr lebendig und lieh den Figuren ihre Stimme in verschiedenen Tonlagen, was ein eindrucksvolles Bild vermittelte.
Interessant und kurzweilig war diese bemerkenswerte Lesung, was die Zuhörer mit langem Applaus bestätigten. Noch lange stand man um die Autorin herum, die bereitwillig alle Fragen beantwortete.