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Politiker sagen Hilfe bei Microsemi Vectron zu

9. April 2018 | Das Neueste, Photo Gallery, Politik

v.l.n.r.: Mathias Fischer, Christine Fichtner, Walter Reibold, Jutta Kamuf, Ralf Olbert

(zg) Auf Einladung der IG Metall Heidelberg fand vor Ostern in Sinsheim ein Treffen von Betriebsratswahl-Kandidaten der Firma Microsemi Vectron (Untergimpern) mit Vertretern von SPD, Grünen und Linken statt. 

Seit Monaten beschäftigt das Thema Microsemi (Neckarbischofsheim-Untergimpern) die Öffentlichkeit (bis Mitte Dezember 2017 gehörte das Werk noch Vectron). Auf Einladung von IG Metall-Gewerkschaftssekretär Türker Baloglu nahmen fünf Kandidatinnen und Kandidaten der IG Metall-Liste (Walter Reibold, Jutta Kamuf, Ralf Olbert, Christine Fichtner, Mathias Fischer) für die bei Microsemi Vectron Mitte April anstehende Betriebsratswahl an einem Informationsaustausch im Sinsheimer IG Metall-Büro teil. Von der Politik waren Bundestagsabgeordneter Lars Castellucci (SPD), Landtagsabgeordneter Hermino Katzenstein (Bündnis 90/Die Grünen) und für die Linke Christian Anschütz (Sinsheim) der Einladung gefolgt; für den DGB-Ortsverein Kraichgau der stellvertretende Vorsitzende Gerhard Balner. CDU-Landtagsabgeordneter Albrecht Schütte konnte aufgrund Urlaubs nicht teilnehmen und bat um gesonderte Information.

An Beispielen schilderten die Kolleginnen und Kollegen den Politikern anschaulich die auf höchstem technischem Niveau stattfindende betriebliche Entwicklung und Produktion von Schwingquarzen, Oszillatoren, Bauteilen und Sensoren für die Telekommunikations- und Messtechnik.

Anschließend gingen die Beschäftigten und Baloglu auf die betriebliche Entwicklung der vergangenen Jahre ein, vor allem den „Schock“ der im Januar erfolgten Verlagerungs- und Schließungsmitteilung sowie die sich in jüngster Zeit rasant überschlagenden Ereignisse. Microsemi (Kalifornien) hat die nach knapp vier Wochen am 9. Januar mitgeteilte Schließung der Untergimperner Produktion bis Ende 2019 am 20. März wieder zurückgenommen.

Die von der IG Metall propagierte Vorgehensweise, für den Erhalt des Betriebs zu kämpfen und nicht vorschnell über einen Sozialplan zu verhandeln, erwies sich als richtig. Gleichzeitig hat Halbleiter-Hersteller Microchip (Arizona) mit fast 10 000 Beschäftigten und rund zwei Milliarden Euro Umsatz angekündigt, bis Ende des zweiten Quartals 2018 den halb so großen Microsemi-Konzern zu übernehmen. Für die Belegschaft in Untergimpern wäre dies der sechste Eigentümer.

Baloglu und die anwesenden Beschäftigten bedankten sich bei den Politikern für ihr Kommen und baten sie um weitere aktive Hilfe, mit ihren Möglichkeiten dazu beizutragen, dass das Werk erhalten bleibt. H. Katzenstein (Grüne) berichtete: „Die Geschäftsführung hat ein von mir vorgeschlagenes Gespräch leider abgelehnt, daher bin ich froh über dieses Treffen und hoffe, dass wir gemeinsam weiterkommen.“ C. Anschütz (Die Linke) zeigte sich ebenfalls entsetzt über eine mögliche Schließung: „Sie scheint noch nicht vom Tisch. Wir sind zu jeglicher Unterstützung bereit, auch in der Öffentlichkeit.“ L. Castellucci (SPD) erklärte: „Wir Abgeordneten sollten jetzt alle an einem Strang ziehen, um die Beschäftigten bestmöglich zu unterstützen.“

Angesprochen wurden daher von Seiten der IG Metall und der Beschäftigten auch finanzielle Fördermittel: Nicht Lohnzuschüsse, sondern Fördergelder aus diesbezüglichen Fonds (EU, Bund, Land, Kreis) verbunden mit Beschäftigungsgarantien – daraus sollten auch Betriebe wie Microsemi Vectron Infrastrukturmittel für Innovation, neue Produkte und Standbeine schöpfen können – was sicher auch für den jeweiligen Eigentümer von Interesse ist. (Laut RNZ vom 29./30.03.18 hat zum Beispiel das neugegründete Unternehmen Gelinova im 13 km entfernten Neidenstein mit 35 Beschäftigten vor kurzem 400 000 Euro aus dem „Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum – ELR, Spitze auf dem Land! Technologieführer für Baden-Württemberg“ zugesprochen bekommen.)

Die Vertreter der Parteien sagten zu, die Vorschläge zu prüfen und bei den jeweiligen Institutionen, insbesondere dem Wirtschaftsministerium des Landes, vorzusprechen. Ende April soll die Verbindung zu Betriebsrat und IG Metall wieder aufgenommen werden.

Seit Januar hat sich der gewerkschaftliche Organisationsgrad in Untergimpern vervielfacht und liegt inzwischen bei 50 Prozent. IG Metall und Mitglieder sehen in der Übernahmeankündigung durch Microchip bisher nur eine Absichtserklärung. Standort- und Beschäftigungszusagen für die Belegschaft in Neckarbischofsheim gibt es derzeit nicht. Der neue Betriebsrat steht nach Ansicht der IG Metall daher unmittelbar nach der Wahl vor der Aufgabe, darüber nicht nur mit der örtlichen Geschäftsführung zu sprechen, sondern vor allem auch direkte Gespräche und Verhandlungen mit den Verantwortlichen von Microsemi beziehungsweise Microchip in den USA einzuleiten, um die weitere Zukunft des Unternehmens abzusichern.

Quelle: Milena Brodt

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