Ehrenamtliche zeigen Natur und Kultur aus der Pedalperspektive
(zg) Großes Durchhaltevermögen – nicht nur auf dem Fahrrad: Landrat Stefan Dallinger hat den frisch zertifizierten RadGuides bei der feierlichen Übergabe ihrer Urkunden gratuliert. Die bunt gemischte Truppe aus 23 Menschen – vom Agraringenieur über die Kunsthistorikerin bis hin zum Bäcker – hat das Ausbildungs- und Zertifizierungsprogramm zum „RadGuide Rhein-Neckar“ absolviert.
Eigentlich hatten die Ehrenamtlichen schon im letzten Jahr mit dem Tourenangebot starten wollen. Die Corona-Pandemie bremste das Projekt zunächst, bevor jetzt im Juli die letzte Prüfung abgenommen werden konnte. „Umso großartiger ist es, dass Sie die ganze Zeit über drangeblieben sind und jetzt interessierten Einheimischen und Gästen unsere Natur und Kultur mit all ihren regionalen Besonderheiten auf diese außergewöhnliche Weise näherbringen. Dafür ganz herzlichen Dank“, so der Landrat zu den RadGuides.
Bei dem Termin erhielten die Ehrenamtlichen außerdem ihre künftige „Dienstkleidung“: In den personalisierten, dunkelblauen Windwesten mit „RadGuides“-Logo erkunden sie künftig mit Interessierten die Region. Bisher gab es kein Angebot von öffentlich geführten Radtouren in Kombination mit der Vermittlung von wissenswerten Informationen über Natur und Landschaft sowie Land und Leute. Das neue Tourenangebot der RadGuides Rhein-Neckar schließt diese Lücke. Die erste Tour startete unter dem Titel „Kirchen, Kloster und Kapellen“ bereits am 12. Juni 2021 in Mauer. „Das war natürlich sehr spannend“, berichtet RadGuide Beate Hartmann, die damit das Programm eröffnete. „Ein bisschen Lampenfieber hatte ich schon. Aber das war schnell verflogen und die Tour lief sehr harmonisch, die Leute waren unheimlich interessiert.“
Seitdem laden die RadGuides regelmäßig und noch bis Ende Oktober die Bevölkerung zu geführten Radausflügen mit interessanten Geschichten und Informationen über regionale Besonderheiten ein. Die kürzeste Tour schlägt mit 20 Kilometer, die längste mit 75 Kilometer zu Buche. Vergessene Bahnstrecken werden dabei ebenso erkundet wie der Neckarlauf zu Zeiten des Homo heidelbergensis, und Genießer können sich beispielsweise die bei der „Spargel und Wein“-Tour angefutterte Kalorien direkt wieder abtrainieren. „Wer gemütlich radeln, die Besonderheiten unserer Region entdecken und mehr darüber wissen möchte, ist bei diesem Tourenangebot genau richtig“, sagt Beate Otto, Tourismusbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises, die das Projekt initiiert hat und selbst zum RadGuide ausgebildet worden ist.
Das Programm hatte der Rhein-Neckar-Kreis gemeinsam mit dem ADFC, der Umweltakademie des Landes Baden-Württemberg und mit Unterstützung des Naturparks Neckartal Odenwald durchgeführt. In diesem Rahmen wurden erstmals die Ausbildungsprogramme der Umweltakademie und des ADFC zusammengebracht. „Ohne die hervorragende Zusammenarbeit unserer Projektpartner wäre das nicht möglich gewesen“, so Otto. Auch Kathleen Lumma, Landesgeschäftsführerin des ADFC Baden-Württemberg, betont: „Das Pilotprojekt RadGuides Rhein-Neckar war und ist für den ADFC ein Projekt, das verbindet. Es verbindet den Kultur- und Naturtourismus sowie Regionalentwicklung und -förderung mit dem Radfahren und macht die RadGuides zu Botschaftern ihrer Region und des Radfahrens als nachhaltige Mobilitätsform.“
Das Ausbildungsangebot wurde mit allen Partnern gemeinsam eigens für die Rhein-Neckar Region, insbesondere für den Naturpark Neckartal-Odenwald, entwickelt. Das Qualifizierungsprogramm umfasste 22 Termine, die überwiegend an Wochenenden mit insgesamt 85 Unterrichtseinheiten stattfanden. Die Themen reichten von Geologie und Landschaftsgeschichte über typische Ökosysteme bis zur regionalen Wirtschaft mit verschiedenen Exkursionen und Gruppenausarbeitungen. Anfang März 2020, vier Monate vor dem geplanten Ausbildungsende, bremste die Pandemie das Projekt. Mit viel Improvisation, Corona-konformen Veranstaltungen, Schulungsvideos statt Exkursionen und Videokonferenzen wurde die Schulung schließlich zu Ende geführt. „Das war schon eine Umstellung mit den Online-Seminaren“, sagt auch RadGuide Beate Hartmann. „Aber es hat sich gelohnt, dabei zu bleiben. Mich hatte zu Beginn die Aussicht auf interessante Informationen und schöne Touren angesprochen. Und das hat sich auch bewahrheitet.“
Das Angebot des Jahres 2021 ist unter www.deinefreizeit.com/radtouren/radguides-rhein-neckar einzusehen. Print-Broschüren sind kostenfrei unter [email protected] erhältlich.
Quelle: Silke Hartmann