Weiter geht es am 9. Mai mit den Ausstellungen in Sinsheim und rund um das Kommandantenhaus Dilsberg
(zg) „Ich freue mich sehr, dass die 14 Künstlerinnen und Künstler den Weg mitgegangen sind und die Verschiebung um ein Jahr mitgetragen haben. Leider können wir Sie auch in diesem Jahr nur im virtuellen Raum begrüßen.“ Mit diesen Worten eröffnete Landrat Stefan Dallinger in einer Videobotschaft die Ausstellung „Radiale – Kunst im Kreis“. In dem vom Amt für Schulen, Kultur und Sport organisierten Format werden 14 künstlerische Positionen aus der Metropolregion Rhein-Neckar an vier verschiedenen Ausstellungsorten (Ladenburg, Walldorf, Sinsheim, Neckargemünd-Dilsberg) im Landkreis in einem jeweils ortsspezifischen Ausstellungskonzept präsentiert. Die Radiale findet bis 27. Juni 2021 statt.
Los ging es am Sonntag, 25. April, mit einer virtuellen Doppel-Vernissage für die Ausstellungsorte in Ladenburg und Walldorf, die auf der Plattform YouTube auf dem Kanal des Rhein-Neckar-Kreises bzw. über www.radiale.net abgerufen werden kann. Die beiden weiteren Ausstellungsorte der Radiale, in Sinsheim und auf dem Dilsberg, folgen in einer zweiten virtuellen Doppel-Vernissage am Sonntag, 9. Mai, um 11 Uhr.
In der Sinsheimer Stiftskirche Sunnisheim werden mit den Arbeiten von Marie Götze und Fritz Stier zwei unterschiedliche Positionen vorgestellt, die – jede auf ihre Weise – intensiv Bezug nehmen auf die Vorgaben der historischen Architektur und deren aktuelle Veränderungen und Aktionen: Die einstige Klosterkirche dient heute als Kulturzentrum und Konzertsaal, das ehemalige Kloster ist heute eine pädagogische Jugendeinrichtung des Kreises. Auch in Marie Götzes Schaffen geht es um Veränderung, um Improvisation, um die Nutzung von Ressourcen und Recycling. Aus Abfällen entsteht Neues, Lebendiges, Überraschendes, Irritierendes, aber auch Wegweisendes. Die Künstlerin, die mit Schülerinnen und Schülern des Stiftes zusammengearbeitet hat, verzaubert den Raum durch bizarre Kreationen und Installationen aus vor Ort gesammelten Materialien.
Die oberen Räume der ehemaligen Kirche sind dem Video-Künstler Fritz Stier vorbehalten, dessen eindrucksvolle Arbeiten das Thema des Festhaltens und Loslassens zum Gegenstand haben. Es sind meditativ bewegte Bildfolgen, die sich des Stilmittels extremer Langsamkeit bedienen und gleichermaßen als Metaphern für die unabänderlichen Rhythmen von Leben und Tod wie auch für die Alltagserfahrungen des sich Mühens und dann doch Scheiterns oder einfach des Loslassens, sich fallen Lassens und zur Ruhe Kommens taugen.
Im Kommandantenhaus Dilsberg führen die großformatigen Fotos von Carmen Berdux den Betrachter durch Nikosia, die vom Bürgerkrieg zerstörte Hauptstadt Zyperns. Belebt wird die Situation durch Menschen, die durch die Visualisierung ihrer Beine gegenwärtig werden. Spielerische Unbestimmtheit der Formen bestimmt die Kunst von Anja Schreurs. Ihre Figuration, in der sie den achtlos weggeworfenen Plastikmüll zu Skulpturen mit einem heiteren Formenreichtum verarbeitet, will aber zugleich auch auf das aktuelle Problem der weltweiten Plastikmüllverschmutzung hinweisen. So mahnt Schreurs: „Wir haben nur eine Erde!“
Bei Cholud Kassem teilt sich mit dem Betreten des Raumes dem Betrachter die suggestive Kraft ihrer Phantasie mit und zugleich spürt man den Humor, der den Darstellungen implizit ist. Inszeniert wird ein Spiel mit dem beständigen Wechsel und der Umkehrung der Begriffe Schutz und Verbergen. Die Projektion greift biographische Momente der Künstlerin auf.
Im Sonderformat „Radiale – Kunst am Grünen Hang“ – konzeptionell unabhängig, aber im Kontext von „Radiale – Kunst im Kreis“ – im Außenbereich des Kommandantenhauses präsentiert Michael Bacht sein Kunstwerk „Rolling Rainbow“. Sein rollender Regenbogen war 2020 kurz vor der Corona-bedingten Absage bereits vollständig auf dem Hang nordwestlich des Kommandantenhauses installiert worden. Sein nicht aufragender, sondern sich an die Erde anschmiegender, aus einer Reihe von Aluminiumringen und in den Farben des Regenbogens gefassten Spiralfedern bestehender Rolling Rainbow soll, so Bacht, „über einen eigentlich unnötigen Versuch, diesen Ort noch schöner zu machen, hinausweisen und den Raum für Assoziationen und Gedanken – und dann zum Handeln – öffnen“.
„Wenn die Kunst wieder in Präsenz genossen werden kann, machen Sie bitte davon regen Gebrauch – die Künstlerinnen und Künstler haben es sich verdient“, sagt Landrat Stefan Dallinger mit Blick auf die Tatsache, dass die Radiale noch einige Wochen stattfindet. Die Öffnungszeiten der Kunstausstellungen – sofern es die Coronabeschränkungen zulassen – lauten für alle vier Orte jeweils donnerstags von 16 bis 19 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr.
Weitere Informationen unter www.radiale.net
Quelle: Silke Hartmann