(zg) Viele haben sich einladen lassen, um zusammen mit den drei Vertreterinnen der abrahamischen Religionen, Frau Pfarrerin Ulrike Walter von den Evangelischen Kirchengemeinden Epfenbach und Spechbach, der Islamwissenschaftlerin Elif Elmas und der Judaistin Esther Graf aus Mannheim, zu diskutieren.
Lars Castellucci, SPD-Bundestagsabgeordneter, dem es ein großen Anliegen ist, Menschen zusammen zu bringen, um sich miteinander auszutauschen und sich damit näher kennen zu lernen, wurde seiner Aufgabe den Abend zu moderieren, sehr gerecht. Gekonnt stellte er mit fundierten Fakten, die Fragen, nach Gemeinsamkeiten und Trennendem der einzelnen Glaubensrichtungen.
Bald wurde das Publikum mit einbezogen, denn das Interesse an den Sitten, Geboten und Riten, besonders der muslimischen und jüdischen Gläubigen, war groß. Die Fragen waren jedoch nicht überraschend. Das Tragen des Kopftuches, die Burka, die Speisevorschriften oder die Beschneidung waren in der letzten Zeit oft Gegenstand öffentlicher Debatten. Inwieweit werden Sie aus einer Tradition heraus eingehalten und wie werden sie ausgelegt.
Die Islamwissenschaftlerin Elif Elmas wundert sich oft über Muslime, die mit Hund, voll tätowiert, mit ihrer Kopf bedeckten Frau in der Stadt unterwegs sind. Es passe nicht zusammen, meinte sie. In den Schriften steht, die Frau solle mit einen Teil ihres Gewandes ihr Haar bedecken. Es war als Abgrenzung zur Prostituierten gedacht. Im Koran gibt es kein Gebot der Vollverschleierung. Allerdings ist dies in Saudi-Arabien Tradition weit verbreitet. In muslimischen Kreisen sei man sehr besorgt, über das Erstarken des Wahabismus, der hier in unseren Breiten immer mehr Anklang findet.
Auch Esther Graf erzählte, warum ultraorthodoxe Juden schwarze Anzüge und Hüte tragen. Diese Kleidung stammt ursprünglich aus dem Osteuropäischen des 19. Jahrhundert. Es sei keine Vorschrift und kein liberaler Jude käme auf die Idee, sich so zu kleiden. Vorgeschrieben ist allerdings, die Kopfbedeckung, zum Beispiel beim Besuch eines Friedhofes. Bei den Christen sei dies gerade anders herum. Dort legt man beispielsweise bei Eintritt in die Kirche den Hut ab, aus Respekt vor Gott, so die Pfarrerin Ulrike Walter.
Zum Schluss war man sich einig, die Veranstaltung bedarf einer Fortsetzung. Der Titel „Kein Weltfriede ohne Religionsfrieden“ eckt an. Jedes Mal. Atheisten sehen die Religionen als Verursacher großen Leides auf der Welt. Christen haben Sorge vor der Beliebigkeit ihres Glaubens. Geliehen hat sich die SPD in der Region den Titel der Veranstaltung von Hans Küng.
Weltfriede kann nur gelingen, so das Resümee des Podiums, wenn wir aufeinander zugehen, miteinander essen oder feiern und miteinander reden, sowie das Verständigen auf gemeinsame Werte. Diese sind schon da, sie sind schon seit Jahrtausenden festgeschrieben. In seinem Buch schreibt Hans Küng: Die Welt braucht ein Ethos. Diese eine Weltgesellschaft braucht keine Einheitsreligion, sie braucht aber verbindliche Normen, Werte, Ideale und Ziele.
Quelle: Stadt Neckarbischofsheim