Landesvollzugsanstalt
Natürlich nicht! Ganz am Anfang dachte ich, dass es eine Vollzugsanstalt geben würde. Die kleinen regelmäßigen Fenster im Parterre. Und dann das mächtige Geschoss. Ich weiß nicht wie breit und hoch es ist, aber es erschlägt dich. Investorenarchitektur mitten im dörflichen Rohrbach. In der gewaltigen Kurve. Es soll, wie ich jetzt weiß, ein Heim für alte Menschen, ein betreutes Wohnen geben. Jeder Quadratmeter ist verbaut. Schon deshalb kann es keine Vollzugsanstalt sein, alldieweil es gar keinen Platz für einen Hofgang gibt, auf den die Gefangenen einen gesetzlichen Anspruch haben. Fußläufige Einkaufsmöglichkeiten gibt es nicht, jedoch auf den Balkonen haben die Bewohner freien Blick auf den Verkehr, der um die Kurve pfeift. Parkmöglichkeiten gibt es nicht, da so alte Menschen sowieso kein Auto fahren dürfen.Und wer besucht schon alte Menschen?! Es fehlt eine kleine Grünfläche, überspitzt ein winzig kleiner Park mit Bänken und ein kleiner Streichelzoo. Aber die Insassen können spazieren gehen, in Feld, Wald und Flur, wenn sie nicht beim Verlassen des Hauses überfahren werden. Natürlich ist das alles überspitzt. Und Gott sei Dank darf man bei uns seine Meinung sagen. Es gibt noch mehr solche Objekte, die quadratisch, rechteckig und platzsparend gebaut wurden. Nichts fürs Auge, nichts für den Betrachter.
Zur Zeit setze ich mich für die Bemalung der verschmierten und verdreckten Stromverteilungskästen ein und gehe unserem OB damit bestimmt schon auf die Nerven. Besonders schlimm sind sie am schönen alten Rathaus. Mit Einverständnis der EnBW, die angeblich die Grundreinigung übernimmt, können hier von Kunstschülern und Künstlern wunderschöne Objekte geschaffen werden. In einigen Städten wurde dies bereits erfolgreich durchgeführt. Heidelberg fängt jetzt auch an.
Adolf Skrobanek