Wieder wollen mehr Jugendliche Handwerker werden
(zg) Das baden-württembergische Handwerk startet mit Rückenwind in das neue Ausbildungsjahr. Bis August hatten bereits über 13.000 Jugendliche landesweit einen Ausbildungsvertrag in einem der mehr als 130 Handwerksberufe unterschrieben. Dies entspricht einem Plus von 5,1 %. „Damit ist im dritten Jahr in Folge das Interesse an einer handwerklichen Ausbildung gestiegen“, freut sich Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Auch wenn das Ausbildungsjahr offiziell zum 1. September beginnt, können Spätentschlossene noch bis in den Herbst hinein einen Ausbildungsvertrag abschließen. „Es gibt noch in nahezu jedem Handwerksberuf freie Ausbildungsstellen“, ermutigte Reichhold die Schulabsolventen. Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) geht davon aus, dass bis Ende des Jahres knapp 20.000 junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk beginnen. Dennoch werden wieder rund 8.000 Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben.
„Das Handwerk bietet Chancen für Jugendliche aus dem Inland wie auch für Geflüchtete“, erklärte Reichhold. Zugleich mahnte er die Politik zur Geduld: „Integration gelingt nicht von heute auf morgen.“ Für eine erfolgreiche Ausbildung müssten zuerst der Aufenthaltsstatus geklärt und die notwenigen Sprachkenntnisse erworben werden. Es sei Aufgabe der Politik, hierfür die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Handwerkskammern unterstützen die Betriebe in der Ausbildung von Flüchtlingen durch eigens eingestellte Kümmerer und Ausbildungsbegleiter. Der Handwerkstag erwartet, dass erst zum übernächsten Ausbildungsjahr vermehrt Geflüchtete eine duale Ausbildung beginnen werden.
Besorgt zeigte sich Reichhold ob der Ergebnisse der jüngsten Lernstandserhebungen an den Schulen im Land. Mit der zunehmenden Digitalisierung und Technologisierung würden auch die Anforderungen an eine handwerkliche Ausbildung kontinuierlich steigen. Reichhold: „Wir erwarten, dass unsere zukünftigen Lehrlinge die Schule mit den für die Ausbildung benötigten Kompetenzen verlassen“. Der Streit um die richtige Schulform sei zum Glück beigelegt, jetzt müsse sich die Politik dringend um die Unterrichtsqualität kümmern. Es sei nicht Aufgabe der Ausbildungsbetriebe, Versäumnisse aus der Schulzeit nachzuholen.
Quelle: Eva Hauser