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Schichtdienst in der Pflege hat auch viel Gutes 

7. Juli 2023 | > Sinsheim, Landrat Stefan Dallinger, Leitartikel, Photo Gallery

Aktionsmonat Soziale Berufe endet mit Abschlussveranstaltung im Palatin Wiesloch / Fachkräftesuche geht weiter / Pflege-Image wieder aufpolieren    

Mit einer Podiumsdiskussion im Palatin Wiesloch hat die Kampagne „Soziale Berufe“ des Rhein-Neckar-Kreises am Donnerstag, 6. Juli, ihren Abschluss gefunden. Vertreter aus dem Landratsamt, der GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH, der evangelischen Stadtmission Heidelberg und der Arbeitsagentur diskutierten gemeinsam, wie soziale Berufe auch künftig weiterhin attraktiv gehalten werden können, in der Hoffnung, dass ein „Klebeeffekt“ einsetzt und soziale Berufe von potenziellen Bewerbern wieder stärker in den Fokus genommen werden.
„Wir wollten Menschen informieren, die noch nichts mit sozialen Berufen zu tun haben, und denjenigen, die sich bereits in dem Berufsfeld befinden, Wertschätzung entgegenbringen“, begründete Landrat Stefan Dallinger aus seiner Sicht den Sinn der Kampagne. Auch Menschen, die einen Wechsel in soziale Berufe in den Blick nehmen, sollten sich damit angesprochen fühlen. Insgesamt ging es darum, das „Image sozialer Berufe zu verbessern und das Gute und Sinnstiftende hervorzuheben“.
Digital zugeschaltet berichtete Christian Zinke, Geschäftsführer der Agentur PXN, die die Kampagne ausgerollt hat, von den Eckpfeilern: „Wir wollten einen Beitrag leisten, das Thema präsenter zu machen“, sagt er. Das sei gelungen: Mit einer Landing Page, Social-Media-Beiträgen und 140 Veranstaltungen zum Thema Soziale Berufe seien zahlreiche Menschen adressiert und erreicht worden, auch auf sozialen Netzwerken wie Instagram, Facebook, Tiktok und nicht zuletzt YouTube. Dort sind zahlreiche Erklär- und Image-Videos gezeigt und schließlich auch die Auftakt- und Abschlussveranstaltung live übertragen worden. Zusammen genommen hat es so über 400.000 Impressionen gegeben.
„Es ist wichtig, auf soziale Berufe hinzuweisen und dafür zu werben“, findet auch Klaus Pawlowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Heidelberg, und zeigte auf, mit welchen vier Hauptsäulen die Agentur für Arbeit ihren Beitrag leistet, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zunächst würden Frauen nach mehrjähriger Familienzeit beraten, ermutigt und auch finanziell gefördert, wenn sie einen Wiedereinstieg ins Berufsleben anstreben. Zweiter Adressat seien Quereinsteiger auf der Suche nach etwas Sinnhaftem. Auch für sie gibt es neben einer umfassenden Beratung Kurse und Fortbildungen für den Jobwechsel. Zugleich müsse die Kinderbetreuung für Fachkräfte sichergestellt werden, indem ErzieherInnen ausgebildet würden – damit der Wiedereinstieg nicht der Kinderbetreuung scheitere. Und auch das Anwerben ausländischer Pflegekräfte stehe mit auf der Agenda. Das sei allerdings „nicht so trivial“, weil es immer wieder Hürden bei der Anerkennung der Leistungen gebe. „Dabei können Monate ins Land gehen“, bedauerte Pawlowski.
Ganz wichtig ist für ihn – und darin sind sich alle Podiumsteilnehmer einig – die Imagefrage: Über Pflege müsse vor allem auch positiv berichtet werden, nicht immer und immer wieder nur Negativbeispiele präsentiert werden. „Wie toll ist es“, beschreibt Pawlowski, „wenn die betagte Oma Erna dich in den Arm nimmt und dir sagt, wie schön es ist, dass du da bist“.
Dem pflichtet auch Sven Gärtner bei, Funktionsleiter der Notfallambulanz in der GRN-Klinik Schwetzingen: „Wir haben eine große Baustelle und das ist das Image des Pflegeberufs“, bedauert er und schilderte Situationen, die er selbst schon im Berufsalltag beobachtet habe: „Wenn Pflegefachkräfte zu Auszubildenden sagen: ‚Hast du dir das gut überlegt?‘, sei das kontraproduktiv.“ Dabei gibt es aus seiner Sicht so viel Positives zu transportieren: „Auch Schichtdienst kann positiv sein“, findet Sven Gärtner und begründete: „Ich habe drei Kinder, meine Frau arbeitet ebenfalls in der Pflege. Ich bin glücklich damit. Zum Beispiel konnte ich mit meinen Kindern immer zum Kinderarzt gehen.“
Dem Thema Recruiting aus dem Ausland wiederum steht er grundsätzlich zwar offen gegenüber, kann aber die Hürden bis zur Anerkennung nachvollziehen: „Auch wenn jemand im Ausland vielleicht vier Jahre lang Pflege studiert hat, bedeutet das nicht, dass er oder sie sofort anfangen kann, hier zu arbeiten. Die Ausbildungsinhalte im Ausland sind oft ganz andere als bei uns.“ Das aufzuarbeiten brauche einfach seine Zeit – und ein gutes Onboarding, „was wir bei GRN haben“.
GRN-Geschäftsführerin Katharina Elbs wünscht sich mit Blick Richtung Zukunft ein Image, das von innovativen Ideen getragen ist: „Die Arbeit in der Pflege sollte insbesondere in Bezug auf das Thema Arbeitszeitmodelle, Vergütung und Entwicklungsmöglichkeiten so attraktiv sein, dass sie für jeden als mögliche Tätigkeit in Frage kommen kann. Doch auch wenn dies gelingt, wird die demographische Entwicklung dazu führen, dass sich Familien wieder stärker in die Pflege ihrer Angehörigen einbringen müssen – sei es im Krankenhaus oder aber auch im Pflegeheim. Hier müssen wir als Gesellschaft stärker zusammenrücken und eine gemeinschaftliche Verantwortung spüren. Pflege betrifft uns alle: Unsere Kinder, unsere Eltern, uns selbst.“
Die Inhalte der Veranstaltung wurden von Sandra Schulze als Graphic Recording festgehalten. Das Schlusswort kam von Silvia Kempf, Sozialdezernentin des Rhein-Neckar-Kreises, die betont: „Der Aktionsmonat endet, aber nicht unsere Aufgabe, bei allen Herausforderungen genügend Personal für soziale Berufe zu gewinnen, ob als Quereinsteiger, Wiedereinsteiger oder aus dem Ausland.“ Man müsse weiter daran arbeiten, dass es gute Rahmenbedingungen gibt, damit junge Leute diese Berufe ergreifen.
 
Quelle: GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH

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