Handwerkstag fordert Studie zur Sanierungsrate
(zg) „Wir wissen weder, wo wir stehen, noch was und wie saniert wird“, stellt Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold fest. Die energetische Gebäudesanierung trete auf der Stelle und sei von der angestrebten Sanierungsquote meilenweit entfernt. Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) fordert vom Land deshalb eine Studie, um eine zuverlässige Datenbasis zu schaffen. Reichhold: „Sonst stochern wir im Nebel und die Maßnahmen gehen an der Realität vorbei.“
Hintergrund ist die Erkenntnis aus Gesprächen des BWHT mit Politik, Wissenschaft und Handwerk, dass ein eklatantes Informationsdefizit über die gegenwärtige tatsächliche Höhe der Sanierungsrate in Baden-Württemberg sowie über Art und Qualität von Sanierungsmaßnahmen besteht. Trotz Förderung bleibe zum Beispiel eine Hausdämmung unter Einhaltung der gesetzlichen Maßgaben so teuer, dass es der Eigentümer am Ende oft bei einer reinen Verschönerung der Optik belasse, sagte Reichhold. Genauso werde aufgrund der Komplexität des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes (EWärmeG) der Einbau einer neuen Heizung verschoben und der alte Kessel lieber nochmal repariert. Hauseigentümer seien durchaus investitionsbereit, ist sich Reichhold sicher, steckten ihr Geld aber eben lieber in Renovierungen im Sanitärbereich als bei der Heizung.
Ein derartiges Gutachten, unterstrich Reichhold, liege angesichts der laufenden Entwicklung von Zwischenzielen für den Energie- und Klimaschutz für 2030 im ureigenen Interesse des Umweltministeriums. Die Steigerung der Sanierungsrate als Schlüsselmaßnahme der Wärmewende müsse auf belastbaren Zahlen beruhen. Flankierend müsse auf Bundesebene die steuerliche Absetzbarkeit energetischer Sanierungsmaßnahmen endlich kommen. Nicht zuletzt sieht der Handwerkstag dringenden Handlungsbedarf bei der Information der Bürger, aber auch der Handwerker, die für mögliche Maßnahmen beim Kunden werben sollen. Reichhold: „Wir brauchen eine gemeinsame Kommunikationskampagne zur Energiewende und insbesondere der Wärmewende, die den Bürger mitnimmt und das Thema stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt.“ Dies dürfe nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden.
Quelle: Eva Hauser