Informationsabend der GRN-Klinik Sinsheim zu modernem Gelenkersatz lockte zahlreiche Interessierte
(zg) In Deutschland erhalten rund 350.000 Menschen jedes Jahr einen Gelenkersatz an Hüfte oder Knie. Mit Abstand häufigster Grund ist Arthrose, der dauerhafte Verlust des Gelenkknorpels, was im fortgeschrittenen Stadium jeden Schritt zur Qual machen kann. Die Implantation eines Kunstgelenks ist dann eine effektive und bewährte Behandlungsoption, wenn konservative Therapien ausgereizt sind. Für Betroffene stellt sich daher oft die Frage, ob und wann ein solcher Eingriff nötig ist. Informationen und Tipps rund um den Gelenkersatz an Hüft oder Knie gab ein Vortragsabend der GRN-Klinik Sinsheim am 28. Mai: Das Team der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie um Chefarzt Dr. med. Marco Tinelli informierte die rund 50 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer dabei nicht nur über die Ursachen des meist altersbedingten „Gelenkverschleißes“, sondern auch über den Ablauf der Behandlung von der Auswahl der passenden Gelenkprothese über die Operation bis hin zur Anschlussheilbehandlung/Rehabilitation.
Bei Arthrose ist die Knorpelschicht, die das Gelenk puffert und den Knochen an den Gelenkflächen vor Abrieb schützt, beschädigt oder stellenweise vollständig zerstört. Risikofaktoren sind neben Gelenkverletzungen unter anderem Alter, Veranlagung und Übergewicht. Ein gewisser Knorpelverlust im Alter ist zwar normal und unvermeidlich, doch bei vielen Menschen sind Hüft- und Kniegelenke so stark geschädigt, dass die Lebensqualität massiv leidet. Am Anfang der Behandlung stehen meist konservative Therapiemaßnahmen wie Physiotherapie in Kombination mit schmerz- und entzündungslindernden Medikamenten. „Diese Maßnahmen greifen umso besser, je früher man damit beginnt. Wer bei den ersten Beschwerden gegebenenfalls Gewicht reduziert und sich gezielt bewegt, hat gute Chancen, dass sich der Gelenkknorpel ein Stück weit wieder regeneriert“, erläuterte Oberarzt Timo Nabers. „Ist der Knorpel jedoch schon stark geschädigt oder zerstört, erholt sich das Gelenk nicht mehr. Ohne OP bleibt dann nur noch eine dauerhafte Schmerztherapie.“
Wann es Zeit für den Gelenkersatz sei, müsse jeder Patient für sich selbst entscheiden. „Das ist abhängig vom Leidensdruck“, so Nabers. Ist die Entscheidung zur Operation gefallen, stehen sowohl für Hüfte als auch Knie verschiedene Prothesenmodelle zur Verfügung, die Oberarzt Dr. med. Jens Fricke und Chefarzt Dr. med. Marco Tinelli in ihren Vorträgen vorstellten. Entscheidend für die Auswahl sind unter anderem das Ausmaß des Gelenkschadens – je nachdem muss nur ein Teil des Gelenks ersetzt werden – oder die Knochenstabilität, die den Halt der Prothese beeinflusst. „Auch die Ansprüche des Patienten spielen eine wichtige Rolle: Ein jüngerer, aktiver Patient benötigt unter Umständen ein anderes Prothesenmodell als jemand, dessen Bewegungsradius beispielsweise aufgrund seines Alters bereits stark eingeschränkt ist“, führte Tinelli aus. „Doch auch wenn moderne Prothesen inzwischen sehr langlebig und belastbar sind, hat jedes Kunstgelenk seine Grenzen: Von Sportarten mit hoher Belastung für die Gelenke, z.B. alpines Skifahren, Fußball oder Squash müssen wir leider abraten“, so der Experte für Endoprothetik.
Umfangreiche Expertise im gesamten Spektrum der Endoprothetik
Nach der Operation gilt es, die Patienten möglichst schnell wieder auf die Beine zu bringen. Während eine zügige Mobilisation für jüngere Patienten insbesondere in Hinblick auf ihre Arbeitsfähigkeit entscheidend ist, ist sie gerade bei älteren und betagten Patienten gleichzeitig eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von Komplikationen. An der GRN-Klinik Sinsheim startet die Rehabilitation daher bereits an Tag eins nach dem Eingriff, wie Christiane Müller und Luisa Bräuchle von der Abteilung für Physiotherapie erklärten. Sie mahnten allerdings auch zur Geduld: Obwohl die volle Belastbarkeit des neuen Gelenks dank moderner Verankerung in der Regel direkt nach der OP gegeben ist, dauert es im Durchschnitt zwei bis drei Monate, bis die vollständige Mobilität wieder erreicht ist. Bis dahin sollten Patienten die Belastung strikt nach Anweisung des Arztes steigern, um Schmerzen und gegebenenfalls Stürzen vorzubeugen.
Das Team der Orthopädie und Unfallchirurgie der GRN-Klinik Sinsheim verfügt über eine breite Expertise im gesamten Spektrum der Endoprothetik: Die Ärzte implantieren jährlich rund 250 Gelenkprothesen an Hüfte und Knie sowie eine erhebliche Anzahl an Schulterprothesen und nehmen darüber hinaus zahlreiche Operationen zum Prothesenwechsel bei Lockerung, ausgebrochener Prothese oder Infekt vor. Dabei kommen vorzugsweise schonende, minimal-invasive Operationsverfahren und moderne Prothesen zum Einsatz. Um Patienten bestens über die für sie optimale Behandlung aufzuklären, bietet das Team für Patienten mit Hüft- oder Kniegelenksbeschwerden Sprechstunden an, in der konservative oder operative Therapiemöglichkeiten besprochen und geplant werden können. In den kommenden Jahren soll die Abteilung zudem beim Zertifizierungsverfahren endoCert der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) angemeldet werden, um – wie schon die entsprechenden Abteilungen der GRN-Kliniken Eberbach, Schwetzingen und Weinheim – den Status eines zertifizierten Endoprothetikzentrums zu erhalten.
Quelle: Tina Bergmann