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„Sie entglitt ihm immer mehr.“ – Baumeister Solness

11. Mai 2014 | Badische Landesbühne, Das Neueste, Photo Gallery

(sto) Am 07.05.14 präsentierte Die Badische Landesbühne in der Stadthalle Sinsheim ihre Interpretation von Henrik Ibsens „Baumeister Solness“. Die Inszenierung wurde von Carsten Ramm geleitet. Die Dramaturgie stammt von Larissa Benszuweit. Regieassistenz führten Christine Härter und Siri Wiedenbusch.

Halvard Solness (René Laier), ein alternder, jedoch sehr talentierter und immer noch aufstrebender Baumeister, äußert stets seine Angst vor der Jugend. Er erinnert sich daran, wie er, als er noch jung war, alle anderen Konkurrenten verdrängte und sich sein Bauimperium aufbaute. Ohne Rücksicht auf Verluste manipuliert und unterdrückt er die jungen Mitarbeiter in seinem Betrieb, weil Solness seine Verdrängung vom Olymp der Baumeister verhindern möchte. So leidet besonders Ragnar Brovik (Ole Xylander), ein ebenfalls vielversprechender und junger Baumeister, der bei Solness seine Ausbildung machte, unter dessen Wahn. Solness lässt den jungen Mann nicht bauen. Kaja Fosli (Juliane Schwabe), die Verlobte Ragnars, ist Solness hemmungslos verfallen. Dies nutzt Solness aus, um Kaja und Ragnar an sein Unternehmen zu binden, um mögliche Konkurrenzen auszuschließen.

Solness Frau Aline (Evelyn Nagel) und der Hausarzt Doktor Herdal (Hannes Höchsmann) machen sich Sorgen um den gesundheitlichen Zustand Halvards. Doch dieser ist der festen Überzeugung kerngesund zu sein.

Eines Tages klopft die Jugend in Form von Hilde Wangel (Kathrin Berg) an Solness’ Tür und er lässt sie in sein Leben. Der Baumeister kennt Hilde noch aus ihrer Kindheit. Die junge Frau ist schon seit Kindertagen eine Bewunderin seiner Baukunst und nachdem Solness sie damals bedrängt und ihr ein Königreich versprochen hatte, kommt sie, um ihn daran zu erinnern.

Solness kann sich nur Hilde anvertrauen und erzählt ihr seine Geschichte. Durch einen Brand in Alines Elternhaus wurde Solness bekannt, denn erst da konnte er sich auf dem freien Grundstück baulich austoben. Doch sein Ruhm und sein Glück hatten einen hohen Preis. Infolge des Brandes kamen auch seine beiden Zwillingssöhne ums Leben. So lebt er mit der Schuld, angeblich am Brand beteiligt gewesen zu sein. Solness hatte vorher stets den Wunsch gehabt, dass das Haus niederbrennen möge.

Seit diesem Ereignis ist Frau Solness in einem Schockzustand und auch sie kann sich Hilde anvertrauen. Auch das neue Zuhause, welches Solness nun fast fertig hat, macht Aline nicht glücklich.

Von Hilde lässt sich Solness zum Träumen hinreißen. Gemeinsam wollen Sie Luftschlösser bauen. Doch erst soll der Baumeister den Richtkranz am Turm seines neuen Hauses anbringen, damit ihn Hilde wie damals bewundern und anhimmeln kann. Doch wird es der an Höhenangst leidende Solness schaffen? Oder entgleitet ihm jegliche Kontrolle über sein Leben gänzlich? Bringt ihm die gefürchtete Jugend doch das Verderben?

Alle Schauspieler haben ihre jeweiligen Charaktere mit viel Leidenschaft und Leben verkörpert. Besonders stach René Laier mit seiner Rolle des Halvard Solness heraus. Gekonnt spielt er den Manipulativen und im nächsten Moment den doch sehr Schuldbewussten. Ole Xylander, Juliane Schwabe und Evelyn Nagel brachten die Verzweiflung ihrer Rollen intensiv zur Geltung, jeder auf seine Weise. Während Ole den genervten Verzweifelten spielt, ist Juliane die verzweifelt Hingebungsvolle. Evelyn dagegen verkörpert die passiv Verzweifelte, die stets nur ihrer Pflicht folgt.

Die Bühne, die von Dietmar Teßmann ausgestattet wurde, wirkte diesmal sogar sehr aufwendig, war aber trotzdem schlicht gehalten. Ein Baugerüst bildete die Hauptkulisse. Im Hintergrund waren Baugeräusche zu hören. Hier und da wurde ein musikalischer Akzent von Hennes Holz gesetzt. Die Lichtgestaltung war sehr gut umgesetzt, wirkte an einigen Stellen sehr natürlich und erinnerte an das Lichtspiel beim Sonnenuntergang.

Am Ende kamen Videoeinspielungen von Carsten Ramm, die ebenfalls passend gewählt wurden. Diese konnten als ein Streifzug aus dem Leben des Solness interpretiert werden.

Das Stück regt zum Nachdenken über das eigene Leben an:

Welchen Preis zahlen wir oder sind wir bereit zu zahlen für unser Glück? Was passiert mit uns im Alter? Haben wir Angst vor der Jugend, die uns dann verdrängt? Wie groß ist unsere Angst, vergessen oder von jemand anderem in den erreichten Zielen übertroffen zu werden? Müssen wir im Bezug darauf überhaupt Angst haben oder sollten wir uns nicht eher freuen, wenn wir für Jüngere als Vorbild fungieren?

Wie stark ist der Narzisst in uns? Können wir ihn bekämpfen? Oder entgleitet uns das Leben irgendwann? Was lassen wir zurück, wenn wir einmal gehen müssen?

Viele Fragen, die Platz für Überlegungen lassen und die dem Zuschauer mehr Selbstreflexion mitgeben wollen.

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