Es ist weit nach Mitternacht, in der Allee liegt ein Hauch von Fett in der Luft. Der zugehörige Langos-Stand nahe der Musikschule hat aber schon seit Stunden geschlossen. Sinsheimer denen die Allee bekannt ist, werden aktuell verwundert sein, weshalb so viel los ist. Menschenleere Straßen – dazu alle 40 Meter Menschen die erstarrt sind.
Sie zeigen alltägliche Szenerien und stammen von der Wittener Bildhauerin Christel Lechner und ihrer Tochter Laura. Lechner ist in Sinsheim keine Unbekannte – bereits zur Frauen Fußball WM 2011 in Sinsheim realisierte sie rund um das Volksbank-Areal in Sinsheim mehrere ähnliche Skulpturen. Diese wurden in der Vergangenheit jedoch von Vandalen heimgesucht und mussten in den zurückliegenden Jahren repariert werden.
In ganz großen Schritten zieht die Polonäse auf dem Vorplatz der Dr. Sieber-Halle Richtung Elsenz, an der Musikschule unterhalten sich Paare, ein Radio steht im Hintergrund, Picknickatmosphäre. Am Elsenzufer haben sich zwei Alltagsmenschen niedergelassen. Sie geben sich ein Stelldichein mit den Wäschefrauen am Finanzamt. Vor der Linde sitzen zwei Rentner und beobachten das Treiben. Am Karlsplatz warten die Sinsema Putzfrauen auf ihren Einsatz. Viel Rummel in Zeiten von Corona – die Allee wirkt wie ein Lebenshotspot der großen Kreisstadt. „Ich freue mich sehr, dass es möglich war, die Alltagsmenschen nach Sinsheim zu holen“, so Oberbürgermeister Jörg Albrecht. „Das Jahr 2020 im Zeichen der Coronakrise bedeutet für uns alle große Einschnitte im kulturellen Leben. Umso mehr erfreut es mich, dass die Installationen von Christel Lechner den Sommer in der Stadt bereichern. Dass das möglich war, dafür danke ich ganz herzlich dem Premiumsponsor der Heimattage 2020, der Volksbank Kraichgau, die uns als treuer Partner zur Seite steht.“
Sie sollen den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, in hektischen Zeiten einen Anreiz zur Entschleunigung geben. Farbe bringt´s übrigens auch in die Allee. Seit heute und noch bis Ende Oktober sind die Figuren Lechners rund um die Innenstadt zu sehen. Ein ruhiger Bummel lohnt sich also, man ist nicht allein.