(zg) Sie leben zurückgezogen und treten kaum in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Doch wenn man sie kennenlernt sind sie wissbegierig, selbstbewusst und freundlich. Die Rede ist von Frauen, die in der Flüchtlingsunterkunft in der Steinsbergstraße leben. Herausgefunden hat dies Monika Möhring, die dort als Nachbarin ehrenamtlich aktiv wurde. Unter dem Motto „LadyTime“ trifft sich die Damenrunde einmal wöchentlich zum gemeinsamen Frühstück. Das Angebot war in enger Abstimmung mit dem zuständigen Sozialdienst des Rhein-Neckar-Kreises entwickelt worden. Einfach ein bisschen Spaß haben und miteinander ins Gespräch kommen, das war die Absicht. Dafür muss man nicht unbedingt gut Deutsch können, die Verständigung klappt auch mit Händen, Füßen und viel gemeinsamem Lachen.
Die LadyTime ist nicht das einzige Projekt. Viele Sinsheimerinnen und Sinsheimer haben sich spontan aufgemacht, die Flüchtlinge willkommen zu heißen und ihnen das Einleben zu erleichtern. Viele Events, vom Schachturnier bis zur Weihnachtsfeier, wurden von Ehrenamtlichen schon auf die Beine gestellt.
Allzu viel Spontanität würde die Flüchtlinge jedoch überfordern, zum Glück gibt es einige „altgediente“ Personen und Organisationen, die bereits langjährig Erfahrung haben und die „Neuen“ ein bisschen unter ihre Fittiche nehmen können. Die Stadt bietet hierzu ihre Freiwilligenbörse als Vernetzungsstelle an, ein Lokales Bündnis der aktiven Organisationen befindet sich zusätzlich im Aufbau. Durch die Eröffnung mehrerer neuer Unterkünfte in kurzer Folge hintereinander hat sich der Bedarf an ehrenamtlicher Unterstützung so schnell erhöht, dass unterstützende Strukturen erst nachlaufend aufgebaut werden können.
Eine große Diskussion unter allen Helfern – den „professionellen“ und den ehrenamtlichen – ist zurzeit die Frage nach einer örtlichen Kleiderkammer speziell für die Ausstattung von Flüchtlingen. Viele Bürgerinnen und Bürger würden gerne Sachspenden abgeben. Andererseits ist das Sortieren und Lagern dieser Spenden ein großer organisatorischer und personeller Aufwand. Hier werden wertvolle Ressourcen gebunden, die für die Menschen nicht zur Verfügung stehen. Und es würde eine große Lagerkapazität benötigt. Die Flüchtlinge selbst, die in den Sinsheimer Unterkünften leben, sind bereits in den Landeserstaufnahmestellen gut mit Kleidung und ähnlichem versorgt worden. Sobald sie in den Gemeinschaftsunterkünften angekommen sind, erhalten sie auch für den Erwerb von Kleidung anteilige finanzielle Mittel. Im Moment wird stattdessen überlegt, eine Art Tauschbasar durchzuführen, der auch zum Kennenlernen zwischen Spendern und Flüchtlingen genutzt werden kann. Denn das ist es was die „Neu-Sinsheimer“ am meisten brauchen: Menschen, die sie treffen und kennenlernen können.
Apropos kennenlernen und treffen: die Männer aus der Steinsbergstraße haben sich schon gemeldet und nachgefragt, warum nur die Frauen sich treffen können. Sie hätten das auch gerne für sich. Es fehlt nur der passende Ehrenamtliche, der das in die Hand nehmen kann…
Für alle, die jetzt Lust bekommen haben, bei einem Angebot für Flüchtlinge mitzuwirken: einige Organisationen führen regelmäßige Infoabende zum Thema ehrenamtliche Mitarbeit durch. Dorthin kann man sich direkt wenden. Möglich ist die Kontaktaufnahme zu Organisationen und Gruppen auch über die Freiwilligenbörse der Stadt. Sie ist erreichbar in der Werderstr.1, ebenerdig rechts von der Bibliothek. Persönliche Beratung gibt es:
Montag 16 – 18 Uhr
Dienstag 10 – 12 Uhr
Mittwoch 15 – 17 Uhr
Telefon: 07261 404 279
Die Datenbank ist auf der Homepage der Stadt www.sinsheim.de unter dem Suchbegriff „Freiwilligenbörse“ einsehbar.
Quelle: Stadt Sinsheim