„Es ist eine ethische Frage, die Lebensmittel vor dem Müll zu bewahren“
(zg) 40, manchmal 50 Frauen und Männer kommen dienstags und freitags zur Sinsheimer Tafel. Decken sich ein mit Brötchen und Brot, mit Obst und Gemüse, mit Joghurt und Milch. Lebensmittel freilich, die andere kaum noch kaufen würden. Mehr noch, Lebensmittel, die gar nicht mehr verkauft werden dürfen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Die aber, die zur Tafel kommen, sind dankbar für alles, was sie dort für wenig Geld kaufen können.
Gerade feierte die erste Tafel in Berlin ihren 25. Geburtstag. In Sinsheim wurde sie 2006 als gemeinnütziger Verein gegründet. Peter Volz gehört zu den Gründungsmitgliedern: Unsere Tafel ist aus der Agenda „Soziales Sinsheim“ entstanden, um Bedürftige mit überzähligen Lebensmitteln zu versorgen. Um etwas gegen die massive Lebensmittelverschwendung zu tun. Die Tafeln seien von Beginn an ein Spiegelbild der Gesellschaft, so Volz. Und ein Gradmesser, wie die soziale Schere heute auseinander gehe. Fast die Hälfte der Bedürftigen, die zur Tafel in den Burgweg kommen, lebten von Hartz IV, jeweils ein knappes Viertel seien Rentner und Menschen aus dem Ausland, die Asyl beantragt haben. Das Alter reiche von 30 bis über 70, nicht zu vergessen viele Kinder.
Hans-Jürgen Poppe ist einer der Ehrenamtlichen, die sechs Tage die Woche von morgens sechs bis mittags zwölf Uhr zwischen Sinsheim, Waibstadt, Hoffenheim, Dielheim und Rauenberg unterwegs ist, um die Lebensmittel von Märkten und Bäckereien mit dem Kühl-Lkw abzuholen. „Gerade bei den Fahrern wären wir für weitere Unterstützung dankbar“, sagt Poppe. In der Tafel wird dann alles sortiert. Doch gerade an Mehl, Reis, Zucker und Nudeln fehle es. Sprich: an allen lang haltbaren Lebensmitteln. Das kaufen die Helfer der Tafel dann immer mal wieder aus Spenden, aus denen freilich auch Miete, Energiekosten und der viele Sprit bezahlt werden müssen. „Deshalb freuen wir uns über die 1000-Euro-Spende der Sparkasse Kraichgau ganz besonders“, sagt Vorstandsmitglied Harald Seemann.
„Die Tafel kümmert sich nicht nur um bedürftige Menschen, die mit sehr wenig Geld auskommen müssen“, sagt Regionaldirektor Bernd Eknigk . „Vielmehr ist es auch eine ethische Frage, alle diese Lebensmittel vor dem Müll zu bewahren.“ Für die regional verwurzelte Sparkasse Kraichgau sei es selbstverständlich, Vereine und Organisationen, die sich ehrenamtlich für ihre Mitmenschen einsetzen, zu unterstützen. „Die Menschen der Region können sich auf die Sparkasse Kraichgau in jeder Hinsicht verlassen.“
Quelle: Pia Jäger