Wenn Eltern aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht mehr so funktionieren (können), wie das Kinder eigentlich brauchen, dann wird nicht nur das Bewältigen des Alltags zum Problem, …
… sondern auch die Zukunft solcher Kinder.
Ein kleiner Lichtblick in diesem weiten Feld ist die Arbeit des Bürgerkreises für psychosoziale Arbeit e.V. Sinsheim. Die Lehrer-Theatergruppe des Wilhelmi-Gymnasiums spendete die Hälfte ihrer Aufführungseinnahmen, um diese Arbeit zu unterstützen. In Zusammenarbeit mit der psychologischen Beratungsstelle hat der Bürgerkreis im Rahmen des Projekts „Vergessene Kinder im Fokus“ ein Angebot entwickelt, in dem betroffene Eltern, vor allem aber die Kinder aus Familien mit psychisch erkrankten Elternteilen, Hilfe und Halt finden. In Gruppen für 6-10-Jährige und 11-14-Jährige wird gemeinsam gespielt, gemalt, gekocht, gebacken und gegessen. Gerade das Erleben von Gemeinsamkeit wird hier zum Schlüssel für die Kinder, die so etwas von daheim wenig oder gar nicht kennen. Ziel der Spielgruppe ist es, altersgerecht über die Erkrankung der Eltern aufzuklären und den Kindern die Möglichkeit zu geben, eigene Gefühle und Bedürfnisse (wieder) wahrzunehmen. Die Zeit, die in der Gruppe verbracht wird, soll frei sein von zu großer Verantwortung und von Schuldgefühlen, die oft den Alltag zu Hause prägen. Die Kinder erleben sich als Kinder, treffen auf andere in ähnlicher Situation und beginnen auch, sich über den Umgang mit ihrer speziellen Lage auszutauschen. Gerade darum kann diese Art der Unterstützung nur langfristig angelegt werden: Vertrauen und Sich-Öffnen braucht nun einmal Zeit.
Der Zusammenhang zwischen als Kind erlebten Erkrankungen und einer eigenen Erkrankung im Erwachsenenalter ist seit langem bekannt und dennoch findet kaum Prävention statt. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist die stabilisierende Wirkung der Arbeit des Bürgerkreises nicht hoch genug einzuschätzen. Leider ist es derzeit so, dass die Finanzierung dieses so wichtigen Projekts sehr unsicher ist und nur noch für dieses Jahr läuft. Was danach passiert, weiß beim Bürgerkreis im Moment noch niemand.
Da ist die Spende über 1300 Euro der Lehrer-Theater-Gruppe des Wilhelmi-Gymnasiums aus dem Erlös der Aufführungen von „Einer flog über das Kuckucksnest“ nur ein Tröpfchen auf den heißen Stein. Und doch sollte damit deutlich werden, wie wichtig und immer wichtiger die Einrichtung solcher Anlaufstellen in unserer Gesellschaft ist.