Förster wollen Baumsterben durch gezielte Pflanzmaßnahmen verhindern
(zg) Mit einem klassischen Maikäferflugjahr rechnet das Kreisforstamt im Rheintal von Schwetzingen bis Karlsruhe. Da die Maikäfer einem Vier-Jahres-Rhythmus gehorchen – so lange dauert die Entwicklungszeit der Maikäferlarven im Boden –, gehen die Förster in diesem Jahr von einem starken Aufkommen aus. In den warmen Sandböden entlang des Rheins fühlen sich die Maikäfer besonders wohl und haben hier die besten Voraussetzungen, um sich rasch zu vermehren.
Die These belegen zahlreiche Probegrabungen der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg (FVA), die die Maikäferentwicklung in ganz Baden-Württemberg wissenschaftlich begleitet und untersucht. Parallel dazu ist die forstwissenschaftliche Abteilung der Universität Freiburg vor Ort, um das Flugverhalten der frisch geschlüpften Maikäfer zu untersuchen. Bereits Mitte April sind die ersten Käfer geschlüpft, wie die FVA durch Bodenfallen belegen konnte. Aufgrund der aktuellen Wetterlage ist der Flug jedoch noch recht verhalten, was sich mit steigenden Temperaturen ändern dürfte.
Mit einer Länge von bis zu drei Zentimetern ist der Maikäfer einer der größten Käferarten in Deutschland. Im Flug verursachen die Insekten ein deutlich hörbares Brummen. Durch ihr massenhaftes Auftreten können sie die frisch ausgetriebenen Blätter eines ganzen Baumes innerhalb kurzer Zeit kahlfressen. Die geschädigten Bäume bieten einen unschönen Anblick, sind jedoch in der Lage, dies durch einen zweiten Blattaustrieb im Laufe des Sommers wieder auszugleichen. Weit größere Sorgen bereitet den Förstern die Eiablage der Weibchen im Boden. Dort entwickeln sich die Larven, auch Engerlinge genannt, über vier Jahre hinweg und ernähren sich von den Wurzeln verschiedener Pflanzen. Werden junge Bäume gepflanzt, sind deren Wurzeln ein gefundenes Fressen für die Engerlinge im Boden. Dadurch vertrocknen die Pflanzen und es ist unmöglich, eine neue Waldgeneration heranzuziehen.
„Wir wissen um die Problematik des Maikäfers in der Schwetzinger Hardt und ergreifen verschiedene Gegenmaßnahmen“, erklärt der Leiter des Kreisforstamts, Dr. Dieter Münch. Eine davon ist, den Wald über die natürliche Verjüngung in eine neue Generation zu überführen: Aus den Samen der Mutterbäume wachsen auf einem Quadratmeter viele tausend Jungpflanzen, deren Wurzeln in der Regel nicht alle von den Engerlingen gefressen werden. So bleiben genügend Pflanzen übrig, die zu stattlichen Bäumen heranwachsen können. Eine andere Möglichkeit ist laut Münch, im Herbst des Flugjahres, wenn die Larven im Boden noch sehr klein sind und weniger Nahrung brauchen, junge Bäume zu pflanzen. Diese haben dann zwei Jahre Zeit, kräftige Wurzeln zu bilden, bevor die Engerlinge in ihrem dritten Lebensjahr richtig hungrig werden.
Bildquelle: Horst Delb/FVA
Text Silke Hartmann