(zg) Zu einem Gespräch unter Erziehungsexperten kam es am vergangenen Samstag an der Schule am Giebel in Steinsfurt. Von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg kam Prof. Dr. Havva Engin nach Steinsfurt, um Eltern darin zu bestärken, ihre Kinder aktiv durch den Schulalltag zu begleiten. Engin pflegt seit geraumer Zeit intensive Kontakte nach Sinsheim. Mit der Sinsheimer Integrationsbeauftragten Inge Baumgärtner besteht ein reger Austausch und es werden immer wieder gemeinsame Aktionen gestartet. Auf Baumgärtners Initiative hin war das Expertengespräch in Steinsfurt entstanden. Von Engins Seite hinzugekommen ist in jüngster Zeit die Kooperation mit der Sinsheimer Fatih-Moschee, die unter anderem an einem Islamismus-Präventionsprojekt maßgeblich beteiligt war (die RNZ berichtete). Beim Elterninfotag in Steinsfurt nahm folgerichtig auch eine Verteterin der Moschee teil, die Vorständin Yelda Ersoy, zugleich angehende Lehrerin.
Weitere Teilnehmerinnen waren Multiplikatorinnen, die in der jeweiligen Community immer wieder als Expertinnen zu Rate gezogen werden. Die Rektorin der Schule am Giebel, Susanne Amler, hatte Frauen mit türkischen, arabischen, tamilischen und persischen Sprachkenntnissen am Tisch. Mit dabei waren auch zwei kurdische Sprachen, nämlich Sorani und Kurmandschi.
Gerade deshalb war die Verkehrssprache Deutsch, das von allen Expertinnen gleichermaßen verstanden und auch gesprochen wurde.
Engin erläuterte, welche Hilfestellungen die Familien auch dann leisten können, wenn die Deutschkenntnisse nicht oder noch nicht gut ausgeprägt sind. Ein Frühstück, vorbereitete Kleidung und eine gepackte Tasche am Morgen vor dem Schultag wurden da genannt. Für die Hausaufgaben, die der Schule unmittelbar folgen, genüge ein ruhiger Arbeitsplatz am Nachmittag, so Engin weiter.
Neben vielen praktischen Beispielen und Anregungen wurden auch einige Grundlagen der deutschen Schulpädagogik diskutiert. Der Begriff der „Erziehungspartnerschaft“ wurde betrachtet und erläutert. Eine gelingende schulische Erziehung setzt ein gegenseitiges Vertrauen zwischen Eltern, Lehrern und Kindern voraus. „Wir sind Lehrerinnen und Lehrer geworden, weil wir die Kinder lieben!“ ergänzte die Schulleiterin Amler die Ausführungen.
Vorgestellt wurde auch ein mögliches gemeinsames Projekt zur Stärkung der Lesefähigkeit von Eltern und Kindern. Engin sprach Empfehlungen aus zur Anschaffung mehrsprachiger Kinderbücher, um mit Eltern und Kindern daraus zu lesen. Hierzu soll die Kooperation mit der Stadt Sinsheim auf die Steinsfurter Schule ausgedehnt werden. Näheres wird die Schule direkt mit der Hochschullehrerin klären.
Ein weiteres Projekt, von dem alle Kinder mit ihren Eltern profitieren können, denn die deutsche Sprache wird als vermittelndes Element genutzt. Lesen und Vorlesen stärkt die kognitive Entwicklung bei allen Kindern, egal aus welcher Kultur kommend. Dies betonten sowohl die Praktikerin Amler als auch die Forscherin Engin.