(zg) Kaum ein Gebäude innerhalb der Kernstadt ist frei von so genannten Graffiti – vornehmlich mittels Sprühdosen aufgetragene Bilder, Schriftzüge oder Zeichen, die so manche Fassade verunstalten. Selbst das ehrwürdige Alte Rathaus mit dem Stadt- und Freiheitsmuseum darin (Hauptstraße 102) ist davon nicht vollkommen verschont geblieben – die Stromverteilerkästen davor zieren schon seit längerem scheußliche Schmierereien.
Nicht nur Adolf Skrobanek ist das ein Dorn im Auge – doch im Gegensatz zu vielen anderen Bürgern hat sich der Gemeinderat und ehemalige Leiter des 2013 aufgelösten hiesigen Autobahnpolizeipostens vorgenommen, etwas an der unbefriedigenden Situation zu ändern. „Jedes Mal, wenn ich die Hauptstraße entlanggehe, ärgere ich mich über diesen Anblick“, schüttete der 77jährige Senior der RNZ kürzlich im Garten seines Wohnhauses in Sinsheim-Ost das Herz aus. Angesichts der dortigen grünen Oase einschließlich Koi-Teich mit Wasserfall wird schnell klar, dass der pensionierte Polizeibeamte ein natur- und tierliebender Mensch sowie der Kunst alles andere als abgeneigt ist. Und kreativ obendrein wenn es um die Verschönerung der normalerweise einheitsgrauen und zahlreich im Stadtgebiet vorhandenen Stromverteilerkästen des hiesigen Versorgers EnBW geht. „In Massenbachhausen hat man das ganz toll gemacht“, führte Adolf Skrobanek an, worauf er bereits in einem am 22. September 2016 in der RNZ erschienenen Leserbrief hingewiesen hatte.
Im Rahmen des Projektes „Energie, Klima, Kunst – Wir sind dabei!“ hatten dort der Kunstverein Leintal 2013 ein Projekt zur Bemalung von Schaltschränken initiiert, welches letztendlich von Eleven der dortigen Lindenhofschule mit Unterstützung der EnBW umgesetzt wurde. Der Energieversorger hatte dort im Vorfels insgesamt 19 Stromkästen gereinigt und grundiert sowie Farben nebst Malutensilien zur Verfügung gestellt. Die Gemeinde war seinerzeit ebenfalls mit im Boot. „Es muss ja nicht gleich wie dort ein Rundweg dabei herauskommen, aber zumindest an markanten Orten wie dem Rathaus könnten mit wenig Aufwand künstlerische Glanzpunkte gesetzt werden“, machte sich Adolf Skrobanek für ein ähnliches Projekt in der Elsenzstadt stark. Einen regionalen Graffiti-Künstler als potentiellen Partner hat er ebenfalls schon aufgetan, was eher durch Zufall geschah. „Ich bin schon oft an dem Haus vorbeigefahren und habe dort vor kurzem die wunderschön bemalte Garage gesehen. Die Kontaktaufnahme mit der Bewohnerin des angrenzenden Hauses war dann nur noch Formsache“, so Skrobanek.
Bei der Dame handelt es sich um Elisabeth Nossel, die ihr Heim Jahr für Jahr mit einer sehenswerten Weihnachtsbeleuchtung schmückt (die RNZ berichtete). „Mein Leben gehört meinem Sohn, den Tieren, den Farben und der Natur“, gab sie auf Nachfrage ihre Vorlieben bekannt und begründete damit zugleich die Tatsache, dass die Garage ihres Elternhauses irgendwann das nichtssagende Weiß verlieren musste. Im Frühling war dann Felix Falkner ans Werk gegangen, den Elisabeth Nossel über dessen Vater, der Katzen-Kratzbäume baut, kennen gelernt hatte. „Meine Spezialität sind Naturmotive“, stellte der 22jährige Kommunikationsdesign-Student heraus und beschrieb das Garagen-Graffiti-Kunstwerk als Kombination aus Sprüh-, Streich- und Pinseltechniken. Mittlerweile hat er auch einige Außenwände des Wohnhauses dekoriert. „So etwas in der Art wäre toll für die Stromverteilerkästen“, lobte Adolf Skrobanek die Arbeit des jungen Mannes und bot an, nach Sponsoren zu suchen, mit deren Hilfe regionale Künstler verunstaltete Strom-Schaltschränke in attraktive Skulpturen verwandeln. „Den ersten Verteilerkasten finanziere ich selbst“, bot er abschließend an und bat potentielle Mitstreiter darum, unter Tel. 07261/12472 bzw. [email protected] mit im in Kontakt zu treten.