Tag gegen den Schlaganfall am 10. Mai: Mit einem Schlag ist alles anders – auch für Angehörige
„Ein Schlaganfall trifft nie einen Menschen allein“ lautet das Motto des bundesweiten Aktionstages gegen den Schlaganfall. Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Einbezug von familiären Ressourcen garantieren beste Versorgung von der Akutphase bis zur Rehabilitation.
Am 10. Mai findet wieder der bundesweite „Tag gegen den Schlaganfall“ statt. Der von der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ins Leben gerufene Aktionstag rückt in diesem Jahr die Rolle der Angehörigen stärker in den Fokus. Fast 270.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Schlaganfall. Doch nicht nur für Patienten ändert sich alles schlagartig, auch Partner, Familie und Freunde sind mitbetroffen: Alle Beteiligten müssen sich mit der neuen Situation und den Folgen auseinandersetzen und an die neuen Bedingungen gewöhnen. Hier sind meist viel Geduld, Durchhaltevermögen und Zeit nötig, um die schwierigen Herausforderungen zu meistern.
Optimale Behandlung eines Schlaganfalls
Ganz schnell muss es dagegen im Fall eines Schlaganfalls gehen, denn es handelt sich hierbei immer um einen medizinischen Notfall. Die optimale Behandlung eines akuten Schlaganfalls sollte idealerweise in einer speziellen Schlaganfalleinheit, einer sogenannten Stroke Unit erfolgen, wie es sie in der GRN-Klinik Sinsheim gibt. „Ziel der Stroke Unit ist es, so schnell wie möglich die passende Akuttherapie einzuleiten, Schlaganfall-Ursachen zu identifizieren, Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, aber auch eine individuelle Rehabilitation und Nachsorge zu planen“, fasst Dr. Thorsten Lenhard, Stellvertretender Chefarzt der Neurologie und Leiter der Schlaganfallstation der GRN-Klinik Sinsheim, zusammen.
In der Akutsituation werden Patienten rund um die Uhr neurologisch in der Notambulanz eingeschätzt. „Noch in der Notambulanz erfolgt im Fall eines akuten Schlaganfalls binnen 30 Minuten die Diagnostik mit einer sogenannten multimodalen Computertomographie, bei bestimmter Indikation auch mit einer Kernspintomographie, sodass wir schnell einen Überblick über den mutmaßlichen Schlaganfall und über die hirnversorgenden Gefäße haben“, erklärt Dr. Lenhard. „So können wir dann schnell die für den Patienten am besten geeignete Therapie, wie beispielsweise eine Thrombolysetherapie, einleiten.“ Ist eine große Hirnarterie verschlossen, reicht der Erfahrung nach eine Thrombolysetherapie alleine nicht mehr aus. In diesen Fällen erfolgt die sofortige Verlegung per Rettungswagen oder Hubschrauber im sogenannten „Drip-&-Ship-Verfahren“ in die neurologische Universitätsklinik Heidelberg, um mit einer Thrombektomie, also einem Kathetereingriff, das verschlossene Gefäß wieder zu eröffnen. In den meisten Fällen erfolgt anschließend die Rückverlegung nach Sinsheim auf die Stroke Unit.
Die ganzheitliche Betreuung in der Sinsheimer Stroke Unit
In der Sinsheimer Stroke Unit arbeiten Neurologen, Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden, Neuropsychologen und speziell geschultes Pflegepersonal mit Gefäßchirurgen und weiteren Fachbereichen zusammen. Die Angehörigen werden als Verbündete in das Behandlungskonzept eingebunden. So können Ressourcen und Kompetenzen des familiären Netzes genutzt werden, um die Heilung zu begünstigen und die Folgeschäden zu reduzieren. Das wichtigste Ziel dabei ist, die Autonomie des Patienten möglichst zu erhalten bzw. die Weichen zu stellen, diese wiederzuerlangen.
„Wir wissen, dass zu den am häufigsten von Angehörigen nach dem Schlaganfall geäußerten Wünschen das Bedürfnis nach Informationen gehört“, sagt Dr. Lenhard, „wobei dieses Bedürfnis oft in den tieferen Wunsch eingebettet ist, sich als angehörige Person wahrgenommen und einbezogen zu fühlen. Die Angehörigen sind für uns in der Behandlung natürliche Verbündete, insbesondere wenn der Patient sich (noch) nicht wieder selbst äußern kann, weil beispielsweise eine Sprachstörung als Folge des Schlaganfalls dies verhindert. Sie helfen uns die individuellen Bedürfnisse des Patienten zu verstehen und vermitteln zwischen der Lebenswelt und der medizinischen Welt“, fasst Dr. Lenhard zusammen.
Die Weiterentwicklung der Schlaganfallbehandlung in Sinsheim
Eine besondere Qualifikation in Sinsheim liegt in der Behandlung von Schlaganfall im höheren Alter. „Der Ausbau der altersmedizinischen Akutversorgung in den zurückliegenden zwei Jahren zusammen mit der geriatrischen Rehabilitationsklinik ermöglicht einen interdisziplinären Blick auf den älteren Schlaganfallpatienten. So können wir bestens eine adäquate Weiterversorgung für ältere Menschen sicherstellen“, so Dr. Lenhard.
Aktuell hat der Neubau der GNR-Klinik Sinsheim begonnen. Ende 2027, sofern der Bauplan eingehalten werden kann, wird die Neurologie in das neue Funktionsgebäude umziehen. Dr. Lenhard und sein Team freuen sich besonders über das neue Raumkonzept mit bestens ausgestatteten und großzügigen lichtdurchfluteten Therapieräumen. „Davon werden unsere Patienten besonders profitieren“, ist der Neurologe überzeugt.
Neben mehr Betten und Schlaganfallüberwachungsplätzen sind auch einige innovative Versorgungsansätze wie beispielsweise eine telemetrische Überwachung für einen Teil der Patienten auf der neuen Stroke Unit geplant. Das bedeutet, dass Patienten, sofern sie nicht zu schwer betroffen sind, sich frei bewegen können und trotzdem das Herzkreislaufsystem kontinuierlich überwacht wird. „Die Zeiten, dass man als Patient für mehrere Tage verkabelt und im Bett bleiben muss, gehören dann der Vergangenheit an. Das ist besonders wichtig für geriatrische Patienten, denn eine unnötig lange Immobilisierung ist für sie „Gift““, sagt Dr. Lenhard.
Weitere Informationen
Infos zur Schlaganfall-Station der GRN-Klinik Sinsheim: https://www.grn.de/sinsheim/klinik/neurologie/schlaganfall
Aktionstag „Tag gegen den Schlaganfall“: https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/das-tun-wir/aktivitaeten/tag-gegen-den-schlaganfall
Für viele Angehörige, die einen Betroffenen pflegen, ist die Organisation des Alltags und anschließende Pflege ein Fulltime-Job. Hinzu kommt oft Unsicherheit, wie man mit dem Betroffenen umgehen soll – vor allem dann, wenn der Patient sich nicht mehr richtig artikulieren kann. Wichtig ist, dass man ruhig, kurz und prägnant kommuniziert und den Betroffenen nicht überfordert. Zusätzlich ist es sinnvoll, positive Reize zu schaffen – diese helfen bei dem Wiedererlangen der kognitiven Fähigkeiten.
Viele wertvolle Tipps und Informationen finden Angehörige und Betroffene bei der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe unter http://www.schlaganfall-hilfe.de
Auch ein Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen kann eine bereichernde Unterstützung und Hilfe bieten: Es gibt zahlreiche regional organisierte Selbsthilfegruppen, z.B. in Sinsheim www.schlaganfall-sinsheim.de
Schlaganfall erkennen
Ein Schlaganfall kann sich vor allem durch folgende Symptome äußern: Sehstörungen, Sprachstörungen, Lähmung oder Taubheitsgefühl, Schwindel und sehr starker Kopfschmerz.
FAST-Test [Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit)] zur Schnellerkennung eines Schlaganfalls: Hängt bei einer Person beim Versuch zu lächeln ein Mundwinkel herab, können nicht beide Arme nach vorne gestreckt und gehalten werden oder fällt es schwer, einfache Sätze klar und deutlich nachzusprechen, dann kann dies auf einen akuten Schlaganfall hinweisen. Es sollte unverzüglich die 112 angerufen werden.
Quelle: GRN