Baden-Württemberg: Neuer Bericht im Rahmen der Strategie »Starke Kinder – chancenreich« veröffentlicht
Von den rund 1,9 Mill. Kindern und Jugendlichen im Südwesten waren nach Ergebnissen des Mikrozensus 2019 rund 19 % oder etwa 360 000 armutsgefährdet. Überdurchschnittlich hoch war das Armutsrisiko für Kinder in Haushalten, in denen mindestens ein Elternteil langzeiterwerbslos war (77 %), für Kinder von Alleinerziehenden (41 %), für Kinder in kinderreichen Haushalten (32 %) und für Kinder mit Migrationshintergrund (30 %).
Den meisten Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg mangelt es nicht an grundlegenden Gütern. Dennoch leidet ein substanzieller Anteil der Kinder und Jugendlichen an den Folgen von materieller Armut in der Familie. Das bedeutet, dass sich die Versorgung mit materiellen Grundgütern schwierig gestaltet und sie in mangelhaft ausgestatteten Wohnungen, beengten Wohnverhältnissen und/oder in einem belasteten Wohnumfeld leben. Auch in den Bereichen Bildung, Gesundheit und soziale Integration zeigen sich Benachteiligungen gegenüber anderen Kindern und Jugendlichen.
Ein entwicklungs- und gesundheitsförderndes Wohnumfeld mit Grünflächen und Spielplätzen, ein vielfältiges und bezahlbares Angebot an Freizeit- und Beteiligungsmöglichkeiten, ein bedarfsgerecht ausgebauter und kostengünstiger ÖPNV, niedrigschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote für Familien, sozialraumorientierte Angebote der Eltern- und Familienbildung, Treffpunkte, Lotsen oder zentrale Anlaufstellen für Familien sind wesentliche Elemente einer Infrastruktur vor Ort, die auf eine gleichberechtigte Teilhabe aller Kinder ausgerichtet ist.
Zu diesen Ergebnissen kommt der Landesbericht »Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg«, den die FamilienForschung Baden-Württemberg im Statistischen Landesamt in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Soziales und Integration erstellt hat. Der Bericht, der im Rahmen der Strategie »Starke Kinder – chancenreich« veröffentlicht wird, nimmt die Bedingungen für ein gutes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in den Blick. Der Fokus liegt dabei auf kommunalen Handlungsmöglichkeiten und zivilgesellschaftlichem Engagement. Neben der Analyse empirischer Daten umfasst er Praxisbeispiele und Ergebnisse verschiedener Beteiligungsprozesse, die die Berichterstellung flankiert haben. Darüber hinaus wird die Frage aufgegriffen, welche Ansatzpunkte Expertinnen und Experten sehen, um zu vermeiden, dass sich die Folgen der Corona-Pandemie negativ auf die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen auswirken.