Der niederländische Stromnetzbetreiber TenneT bietet mit der „Bürgeranleihe – Westküstenleitung“ ein Finanzprodukt an, das Bürgern die Möglichkeit bieten soll, vom Netzausbau in ihrer Region auch finanziell zu profitieren. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnt: Die TenneT-Bürgeranleihe ist für Privatanleger aufgrund der hohen Risiken ungeeignet.
„Privatanlegern wird suggeriert, dass sie exklusiven Zugang zu einer rentablen Geldanlage erhalten. Weil die Politik mit Umweltminister Peter Altmaier und Wirtschaftsminister Philipp Rösler für diese Form der Beteiligung wirbt, besteht die Gefahr, dass viele Menschen im Vertrauen darauf die Anlagerisiken nicht ausreichend berücksichtigen“, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Doch wer in die Bürgeranleihe investiert, trägt ein Totalverlustrisiko und kann den Kredit, den er dem Unternehmen TenneT gibt, nie kündigen. Die Laufzeit ist unbefristet, so dass nur ein Verkauf über den Börsenhandel in Frage kommt. „Wie viel an der Börse gezahlt wird, ist jedoch ungewiss“, gibt Nauhauser zu bedenken.
Den angekündigten rentablen Zins von 5 Prozent jährlich gibt es für die Anleger frühestens nach Baubeginn. Bis dahin liegt er lediglich bei 3 Prozent. Überdies kann sich der für 2015 geplante Bauauftakt durch Gerichtsprozesse verzögern, denn es gibt Widerstände in der Region und von Naturschützern. Selbst mit Start des Baus ist der Zins nicht garantiert und kann unter Umständen niedriger ausfallen als angekündigt. „Die Verzinsung von 5 Prozent ist also alles andere als sicher. Für Anleger, die Risiken tragen können und wollen, gibt es am Markt diversifizierte Anlagen mit ähnlichen Renditeaussichten und ganz ohne Totalverlustrisiko“, so Nauhauser.
Generell ist die Anlage in Unternehmensanleihen mit erheblichen Risiken verbunden. Die Risiken lassen sich nur durch eine breite Streuung über viele verschiedene Herausgeber von Anleihen minimieren.
Quelle: Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e. V.