(zg) Die Mannheimer haben trotz ihrer noch jungen Jahre schon so etwas wie Kult-Status: mit ihrer unverblümten Art, Hardcore mit Straßen-Rap-Elementen zu vereinen, und textlich dabei sehrwohl zu wissen, was Satire bedeutet, ist ihnen ein Coup geglückt. Am 24. Mai erscheint ihr neues Album „Alpha & Opfah“ über Bleeding Nose Records/Soulfood Music.
Sechs vor Testosteron strotzende Moschusochsen, behangen mit Goldketten, schwerer als ihre Stiernacken sie tragen können. Männlichkeit wird hier groß geschrieben, weil es ist ein Namenwort. Deutschrap hat die Messlatte sehr tief gelegt, doch die sechsköpfige Hustlebande tanzt gekonnt Limbo drunter hindurch. Mit einem Sound, der härter knallt als jeder Booster und Riffs, so fett, als seien sie in der Massephase, ist das neue Album „Alpha & Opfah“ das größte musikalische Schwergewicht Deutschlands und die garantierte Supernova eines jeden Gendersterns. Nur das Niveau ist tiefer.
Hardcore und Rap können einpacken, denn diese Rechts-links-Kombination beider Genres zerberstet beide Szenen gleichermaßen. Mit Breakdowns, die Knie zum Schlottern bringen und Bässen, die Subwoofer zertrümmern, drückt der Sound mehr als Dwayne “The Rock“ Johnson auf der Hantelbank. Adidasanzüge, Goldketten und Baseballkappen sind genauso ihre Markenzeichen wie das inflationäre Erwähnen ihres eigenen Namens: TBS. Die Bewahrer der Männlichkeit und des gepflegten Proletentums sind die Stimme einer ganzen Generation.
Mit Texten aus dem Leben mangelt es den muskelbepackten Teilzeit-Hustlern nicht an Authentizität, womit sie sich im True-heitsgrad direkt über Manowar einordnen. Ihre Vorbilder Beavis von Beavis und Butthead und Butthead von Beavis und Butthead spiegeln sich grundlegend in der Lyrik wider: “Weniger Inhalt ist mehr“ lautet das Motto. So wird gezielt Wert darauf gelegt, niederste Instinkte anzusprechen, anstatt das Gehirn überstrapazierende Themen zu behandeln. Und damit nicht genug: Ihren fehlenden Migrationshintergrund überspielt das steroidbetankte Sextett ganz einfach mit der doppelten Portion an Macho-Gehabe.
Dicke Hose, dicker Benz, dicker Geldbeutel: Das sind die Prioritäten. Und wer diese Mukke scheiße findet, ist auch für ein Tempolimit auf der Autobahn. Also, alle Mittelspurschleicher auf die Seite (aber bitte nach rechts)! Das neue Album „Alpha & Opfah“ überholt alles bisher Dagewesene mit einem Affenzahn und lässt Rapper wie kettcarfahrende Teletubbies aussehen. Nur wenn dir TBS eine Kopfnuss verpasst, sterben mehr Gehirnzellen als bei diesem Rhythmusnick-Stiernackentraining. Wer St. Anger liebt, wird dieses Album hassen. Jeder kann sich warm anziehen, denn diese Boys sind cooler als Slush-Eis.
Quelle: Sandra Eichner