In einer turbulenten Schlussphase in Unterzahl hat die U23 im Regionalliga-Spitzenspiel beim SV Waldhof Mannheim zwei sicher geglaubte Punkte noch aus der Hand gegeben. Die Elf von Trainer Marco Wildersinn musste sich nach zwei Gegentreffern in den letzten zehn Minuten mit einem 2:2 (1:0) begnügen.
PERSONAL & TAKTIK
Nach dem 2:0 gegen Stadtallendorf am vergangenen Freitag nahm Wildersinn in der Startelf lediglich eine Änderung vor. Maximilian Waack, der zuletzt eine Verschnaufpause bekommen hatte, begann für Theo Politakis. Die Hoffenheimer agierten in einem 4-1-3-2 mit Robin Szarka auf der Sechserposition. Gegen den Ball rückte Alex Rossipal vom linken Mittelfeld in die Abwehrkette ein, die so zur Fünferreihe wurde. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von João Klauss, der nach 35 Minuten mit einer Sprunggelenksprellung raus musste, änderte sich an der taktischen Ausrichtung nichts. Nach dem Platzverweis für Simon Lorenz agierte der für Klauss eingewechselte Nicolas Wähling als Rechtsverteidiger.
Die Waldhöfer mussten Torjäger Nicolas Hebisch ersetzen, der sich in Mainz (2:0) eine Sprunggelenksverletzung zugezogen hatte. Zudem blieben Mirko Schuster und Dorian Diring zunächst draußen, neu im Team waren Jannik Sommer, Kevin Nennhuber und Lukas Kiefer. Der SVW spielte im klassischen 4-4-2-System.
DER SPIELFILM
Die Anfangsphase gehört der TSG. Klauss kommt aus zentraler Position frei zum Schuss, verzieht aber knapp rechts.
TOR FÜR DIE TSG!
Robin Szarkas Freistoß segelt in den Strafraum und Marco Engelhardt köpft drüber. Doch der Kapitän wurde von hinten geschubst – Elfmeter. Zwar kann SVW-Keeper Markus Scholz den Strafstoß von Simon Lorenz parieren, doch der Ball fällt dem Schützen erneut vor die Füße, der zweite Versuch sitzt.
Die Hausherren kommen nun besser in die Partie. TSG-Schlussmann Dominik Draband hat einen guten Tag erwischt und lenkt Benedikt Koeps Flachschuss stark zur Ecke. Und die wird gefährlich, denn Lukas Kiefer kommt im Anschluss im Fünfer frei zum Abschluss – doch Draband ist erneut zur Stelle.
Die Atmosphäre im Carl-Benz-Stadion wird hitzig. Daniel di Gregorio rempelt während einer Spielunterbrechung Klauss, der liegen bleibt und das Publikum gegen sich aufbringt. Am Ende der 90 Minuten wird der Schiedsrichter etwas überzogen zehn Gelbe und Zwei Rote Karten gezogen haben.
Die U23 hat alles unter Kontrolle. Die Waldhöfer Bemühungen führen nicht zu Großchancen. Andreas Ivan probiert es aus der Distanz, doch der Ball segelt am Tor vorbei.
Die Waldhöfer haben im ersten Durchgang mehr vom Spiel, doch gegen die gut disponierte U23 fehlt den Blau-Schwarzen die zündende Idee. Durch mehrere Nickeligkeiten auf beiden Seiten sind die Zuschauer voll im Spiel, es deutet sich bereits an, dass die 90 Minuten nicht mit 22 Mann zu Ende gehen werden.
Die Waldhöfer benötigen dringend Punkte, wenn sie im Playoff-Rennen bleiben wollen. Es dauert eine Weile, bis sie wieder gefährlich vor das Tor kommen, Engelhardt klärt eine Hereingabe von der linken Seite vor Koep per Kopf.
TOR FÜR DIE TSG!
Eine Szene für das Lehrbuch. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß auf den linken Flügel bringt Alex Rossipal die Kugel scharf und flach in den Fünfmeterraum, wo Engelhardt nur noch den Fuß hinhalten muss. Das 2:0 scheint die Vorentscheidung zu sein.
Rote Karte! Lorenz bringt im Mittelkreis di Gregorio zu Fall, der Unparteiische zückt sofort Rot. Foul ja, Gelb ja, Rot nein. Noch eine Viertelstunde…
Nach einem Katastrophenpass des eingewechselten Dorian Diring im Spielaufbau schließen die Hoffenheimer einen Konter zu überhastet ab, Theo Politakis drischt die Kugel über das Tor.
Tor für den SVW!
Die Platzherren jagen nun in Überzahl einen langen Ball nach dem nächsten in den Sechzehner. Ein Versuch ist so gut wie entschärft, doch dann landet die Kugel doch noch bei einem Waldhöfer, der Diring im Rückraum bedient – und der schiebt zum Anschlusstreffer ein. Die Zuschauer sind wieder da.
Tor für den SVW!
Hassan Amin spielt einen Freistoß auf den langen Pfosten. Der Ball scheint ins Toraus zu gehen, doch Koep kommt angesegelt und hechtet ihn mit dem Außenrist gegen Drabands Laufrichtung zum Ausgleich ins Netz.
Noch eine Rote Karte für die TSG! Der gerade erst eingewechselte Kevin Ikpide stoppt einen langen Ball hinter die Kette mit der Hand. Unnötig und gelbwürdig, aber da weit und breit kein Gegenspieler in der Nähe war, ist Rot überzogen. Jetzt brennt noch einmal die Luft. In der letzten Aktion des Spiels kommt Waldhofs Patrick Mayer bei seinem Schussversuch, den er knapp neben den rechten Pfosten setzt, zu Fall und reklamiert Strafstoß. Doch Tim Hüttls Intervention war korrekt, entscheidet der Schiedsrichter und pfeift das Derby ab.
„Ein rassiges Spiel mit vielen Aufregern“, sagt Wildersinn während der Pressekonferenz. „Bis zur Roten Karte haben wir alles im Griff und gut verteidigt. Die Tore machen wir mit etwas Glück und Coolness, und ohne den Platzverweis gehen wir als Sieger vom Platz. So aber sind immer mehr lange Bälle in den Strafraum geflogen und wir haben uns um den Lohn von 75 Minuten guter Arbeit gebracht. Dennoch können wir stolz auf den einen Punkt gegen eine sehr gute Regionalliga-Mannschaft sein.“
DIE SZENE DES SPIELS
Die Rote Karte für Lorenz war spielentscheidend. Lorenz selbst schildert die Szene so: „Der Gegenspieler ist kurz vor mir am Ball, dreht sich in mich rein und ich treffe ihn mit meinem Knie. Unten ist kein Kontakt. Gelb ist korrekt, denn ich komme zu spät und es war ein Foul. Aber Rot war das nicht.“ Stimmt, zumal Lorenz bis dahin nicht wegen überharten Spiels aufgefallen ist.
DIE ZAHL DES SPIELS
4 – zwischenzeitlich steht die U23 auf Platz vier, rutscht dann aber nach dem späten Ausgleich wieder zurück auf Rang sechs. Auch im vierten Versuch gelingt Marco Wildersinn nicht der erste Sieg im Carl-Benz-Stadion – so dicht dran war er allerdings noch nie.
DAS STENOGRAMM
SV Waldhof Mannheim – TSG 1899 Hoffenheim II 2:2 (0:1)
Waldhof: Scholz – Meyerhoefer, Conrad, Nennhuber, Amin – Sommer (69. Diring), di Gregorio (76. Deville), Kiefer (61. Mayer), Ivan – Koep, G. Korte.
Hoffenheim: Draband – Dehm (68. Politakis), Hüttl, Lorenz, Engelhardt – Szarka – Bühler (87. Ikpide), Waack, Rossipal – Klauss (35. Wähling), Owusu.
Tore: 0:1 Lorenz (13.), 0:2 Engelhardt (66.), 1:2 Diring (82.), 2:2 Koep (89). Zuschauer:4.559. Schiedsrichter: Philipp Lehmann (Seitingen-Oberflacht). Karten: Gelb für Nennhuber, di Gregorio, Amin, Sommer, G. Korte, Mayer / Dehm, Waack, Wähling, Draband; Rot für Lorenz (75., Foulspiel) und Ikpide (90., Handspiel).
Quelle: TSG 1899 Hoffenheim
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