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Undicht gewordene Wirklichkeit

4. Februar 2018 | Badische Landesbühne, Das Neueste, Photo Gallery

Hermann Hesse – Der Steppenwolf

(zg) Am 7. Februar 2018 um 19.30 Uhr zeigt die Badische Landesbühne Der Steppenwolf nach dem Roman von Hermann Hesse in der Inszenierung von Wolf E. Rahlfs in Sinsheim. Vor der Vorstellung im Wilhelmi-Gymnasium findet um 19 Uhr eine Einführung in die Produktion statt, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind.

Der Steppenwolf, das ist Harry Haller, ein Mann von fast fünfzig Jahren, ein Außenseiter und Einzelgänger, ein Intellektueller und Sinnsucher, der in einer tiefen Lebenskrise steckt. Sein Seelenleben ist geprägt vom ambivalenten Verhältnis zur bürgerlichen Lebensform. Einerseits bewundert er das Werk Goethes, die Musik Mozarts, nicht zu vergessen: die Gemütlichkeit seiner Mansarde, die ihm ein biederer Angestellter vermietet. Andererseits blickt er voller Ekel und Verachtung auf das spießige Alltagsleben und die bigotten Moralvorstellungen der bürgerlichen Gesellschaft, die sich schon wieder auf den nächsten Krieg einstimmt. Halb Mensch, halb Wolf – so sieht er sich selbst. Seine Zerrissenheit treibt ihn um, er sucht Zuflucht zum Alkohol und sehnt sich nach Erlösung durch Selbstmord. Im Traktat vom Steppenwolf, einem schmalen Büchlein, ihm auf der Straße zugesteckt, findet Harry sich wieder. Er trifft auf Hermine, eine junge Frau und Verführerin, die ihm eine Welt der Sinnlichkeit, eine Welt aus Tanz, Rausch und Sex eröffnet. Sie ist es, die Harry auf den Eintritt in das magische Theater vorbereitet, wo er anstelle des starren Gegensatzes von Mensch und Wolf die Vielgestaltigkeit seiner Persönlichkeit erlebt.

Hermann Hesses Klassiker der literarischen Moderne stellt Regisseur Wolf E. Rahlfs vor die eine oder andere Herausforderung. Eine getreue Bebilderung des Textes jedenfalls könne für Rahlfs nicht Ziel einer Steppenwolf-Inszenierung sein. Denn die Vorlage sei ein Roman; und in diesem Fall einer, der einem philosophischen Manifest vielleicht näherstehe als einem well-made play. „Dennoch muss ein Weg gefunden werden, der den heterogenen Elementen der Erzählung – der Text des Traktats, die Bilder des magischen Theaters, Bürgerkrieg, Steppenwolfdressur, die Begegnungen mit den Unsterblichen, Rausch, Sinnlichkeit und Ekstase, Selbstzweifel und existenzielle Krise und nicht zuletzt der Humor – gerecht wird. „Ziel meines Inszenierungskonzeptes ist daher, eine Welt zu kreieren, die bunt genug ist, all diese Kontraste und Widersprüche einzufangen und trotzdem als ästhetisch schlüssige zu bestehen.“

Der Weg dorthin könne, so Rahlfs, nur über verschiedene Darstellungsweisen führen. „Mit nur einem Spielstil werden wird nicht glücklich werden. Es braucht die ganze Palette, von der kühnen Abstraktion über blutigen Naturalismus bis zur absurden Stilisierung. Eine erfolgreiche Steppenwolf-Inszenierung ist für mich ein Abend, der die Grenzen zwischen diesen Ausdrucksweisen spielerisch zerlöchert.“ Zudem sei ein Mittelweg aus anarchischem Spielwitz und Präzision gefragt; letztere insbesondere für Ensembleszenen und chorische Textpassagen. Da der sperrige Stoff eher einer Dramaturgie des Traums als der des Aristoteles’ folgt, sich Szene für Szene in neuen Bildern entfaltet, setzt Rahlfs außerdem auf die Wirkung von Kontrast und Überraschung, um seiner Inszenierung Rhythmus und Lebendigkeit zu verleihen.

Sein Ziel während der Proben sei es, die Spielerinnen und Spieler auf eine Reise ins innerste Ungewisse mitzunehmen. „Eine Welt, von der wir viel spüren und wenig wissen. Auch Überforderung, an der ja auch Harry Haller leidet, kann ein Weg sein, einen gepflegten Wahnsinn auf die Bühne zu stellen.“ Denn Hesses magisches Theater verfolge ja kein geringeres Ziel, als sämtliche menschliche Gewissheiten in Luft aufzulösen, Zeit und Raum zu transzendieren und seine Besucher einer, wie es Hesse formulierte, „sehr undicht gewordenen Wirklichkeit“ auszusetzen.

Mit: Cornelia Heilmann, Nadine Pape, Sina Weiß; Colin Hausberg, Markus Hennes, Tobias Karn, David Meyer, Inszenierung: Wolf E. Rahlfs, Ausstattung: Franziska Smolarek, Musik: Paolo Greco

Mittwoch, 7. Februar 2018, 19.30 Uhr (Einführung um 19 Uhr)

Wilhelmi-Gymnasium Sinsheim

Kartenvorverkauf: Bürgerbüro der Stadtverwaltung, 07261.404136,

E-Mail: [email protected]  

Bücherland Sinsheim, 07261.64288, E-Mail: [email protected]
Buchhandlung Doll, 07261.2322, E-Mail: [email protected]

Anzeige SwopperQuelle: Martina Illinger

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