von Hans Schweikart
Am 18. April 2018 zeigt die Badische Landesbühne die Uraufführung der Novelle Es wird schon nicht so schlimm! im Wilhelmi-Gymnasium in Sinsheim.
Intendant Carsten Ramm wurde vor ein paar Jahren bei der Recherche zu seiner Mephisto-Inszenierung auf die Erzählung von Hans Schweikart aufmerksam. Sie war 1947 Grundlage für den Film Ehe im Schatten, einem der größten Kinoerfolge der Nachkriegszeit. Der im Herbst 1945 geschriebene Text Schweikarts geriet jedoch in Vergessenheit, bis Ramm ihn im Jahre 2014 wiederentdeckte und ihm zur Veröffentlichung verhalf.
Nun hat Ramm eine Theaterfassung erarbeitet, die er mit den Schauspieler Cornelia Heilmann, Nadine Pape, Colin Hausberg, Markus Hennes, Tobias Karn und René Laier auf die Bühne bringt.
Es wird schon nicht so schlimm! beruht auf dem realen Schicksal des deutsch-jüdischen Schauspielerehepaares Joachim und Meta Gottschalk, das sich 1941 unter dem Druck des Nazi-Regimes gemeinsam das Leben nahm. Der Regisseur und spätere Intendant der Münchner Kammerspiele Hans Schweikart hat mit Gottschalk gearbeitet und war mit ihm befreundet. In seiner Novelle verarbeitet Schweikart den Tod der Gottschalks. Es ging ihm nicht darum, die Lebensgeschichte des erfolgreichen Schauspielers dokumentarisch zu erzählen, sondern sie literarisch zu verarbeiten und sie ins allgemein Gültige zu übersetzen. Schweikart schildert die Motive, die viele Künstler während der Zeit des Nationalsozialismus zur „inneren Emigration“ bewogen haben. Er zeigt auf, wie verheerend es ist, wenn man sich nicht rechtzeitig gegen rassistische, menschenverachtende Ideologie und Politik wehrt.
Die Figuren der Novelle hoffen noch lange, es werde schon nicht so schlimm, obwohl das nationalsozialistische Gedankengut sich verbreitet, jüdische Schauspieler Berufsverbot bekommen, der Rassismus immer offensichtlicher wird und der Krieg beginnt. Es wird immer schlimmer. Gregor wird von den Nationalsozialisten aufgefordert, sich von seiner jüdischen Frau scheiden zu lassen. Ansonsten werde sie und ihr gemeinsamer Sohn deportiert und er an die Front geschickt. Da beschließt das Paar, sich umzubringen.
„Bis 1945 nahmen sich, bei höherer Dunkelziffer, beinahe 2000 jüdische Menschen das Leben. Hans Schweikart gibt mit seiner Erzählung zweien davon eine Stimme. Anhand ihrer Geschichte wird der Hass und die Grausamkeit des Nationalsozialismus erfahrbar“, so Regisseur Ramm. Mit seiner Inszenierung will er das kollektive Gedächtnis an jene dunkle Zeit wachhalten, damit sich diese schreckliche Geschichte nie wiederholt. „Ich lese Es wird schon nicht so schlimm! als Lehre an uns Nachgeborene, als Plädoyer für politisches Engagement. Zur Zeit verbreitet sich wieder rechtsextremes Gedankengut in Deutschland; eine Entwicklung, die wir nicht hinnehmen dürfen. Wer in einer offenen, demokratischen und pluralistischen Gesellschaft leben möchte, muss sich aktiv dafür einsetzen.“
Für Ramms Inszenierung hat Bühnenbildner Tilo Schwarz, inspiriert vom französischen Künstler Christian Boltanski, einen Erinnerungsraum geschaffen, in dem sich das Schauspielensemble an Gregor und Lilly Maurer erinnert und gemeinsam ihre Geschichte erzählt. Die Spieler werden nach und nach zu den Figuren selbst, dennoch bleibt der Erinnerungsvorgang durch die Erzählebene immer präsent.
Man kann gespannt sein auf einen bewegenden und dichten Theaterabend.
Mit: Cornelia Heilmann, Nadine Pape; Colin Hausberg, Markus Hennes, Tobias Karn, René Laier, Inszenierung: Carsten Ramm, Bühnenbild: Tilo Schwarz, Kostüme: Kerstin Oelker
Mittwoch, 18. April 2018, 19.30 Uhr, Sinsheim, Wilhelmi-Gymnasium
Kartenvorverkauf: Bürgerbüro der Stadtverwaltung, 07261.404136,
E-Mail: [email protected]
Bücherland Sinsheim, 07261.64288, E-Mail: [email protected]
Buchhandlung Doll, 07261.2322, E-Mail: [email protected]
Quelle:Martina Illinger