Vor 20 Jahren endete mit dem ersten „Gesetz zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts (EnWG)“ das Monopol der etablierten Stromkonzerne. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zieht Bilanz und zeigt auf, welche Vorteile die Liberalisierung des Strommarktes gebracht und wer tatsächlich von der Veränderung der Märkte profitiert hat.
„Im Rückblick auf die 20 Jahre, muss man klar sagen, dass Verbraucher, also Privatkunden, die Verlierer des freien Energiemarktes sind“, fasst Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg die Entwicklung zusammen. „Die drastischen Preissenkungen, die sich die Politik für Verbraucher erhofft hat, haben sich nicht bewahrheitet.“ So kam es in Folge der Liberalisierung zwar zu Preisreduzierungen von bis zu 40 Prozent, ohne dass Energieversorger Gewinne einbüßen mussten. „Der Strom ist allerdings nur auf den Großhandelsmärkten billiger geworden,“ sagt Bauer, „Die Preise für die Endkunden sind hingegen kontinuierlich gestiegen.“ Für Haushalte hat sich der Strompreis von rund 17 Cent im Jahr 1998 auf nun 29 Cent verteuert, also drastisch gesteigert.
„Das einzig Positive, was man sagen kann, ist, dass Verbraucher ihren Energieversorger nun frei wählen können“, so der Energieexperte weiter. Wer den hohen Preisen entgehen will, kann sich unter den hochpreisigen einen günstigeren Anbieter suchen und den Tarif wechseln.“
Damit Verbraucher 20 Jahre nach der Liberalisierung wirklich von einem gerechten Energieanbietermarkt profitieren können, müssen sich die politischen Rahmenbedingungen ändern. Um den Energiemarkt verbraucherfreundlich zu gestalten, fordert die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Politik und Gesetzgeber auf, Verbraucher endlich in den Mittelpunkt des Energiemarktes zu stellen und die Lasten fairer zu verteilen: „Der Strompreis für Verbraucher könnte deutlich gesenkt werden, wenn die Ausnahmen für energieintensive Unternehmen bei der EEG-Umlage abgeschafft werden“, betont Bauer. Denn während Unternehmen den höchsten Stromverbrauch haben, verbrauchen Privathaushalte nur etwa 25 Prozent des Stroms, zahlen aber 36 Prozent der EEG-Umlage. Auch Unternehmen, die aus fossilen Energien selbst Strom erzeugen, sollten, so Bauer, dafür die volle EEG-Umlage zahlen, denn bislang sind diese davon weitgehend befreit. „Die Netzentgeltbefreiung für Unternehmen muss aufgehoben werden“, fordert Bauer.
Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sieht die Umsetzung der Energiewende und den Klimaschutz als unverzichtbar und positiv. Der Ausbau erneuerbarer Energien muss aber sozial gerecht erfolgen. Ein Baustein für eine gelungene Energiewende ist ein fairer Verbraucherstrompreis.
Quelle: Verbraucherschutz Baden Württemberg