Die Badische Landesbühne präsentiert den Klassiker „Frühstück bei Tiffany“ von Truman Capote
(sto) Am 25.11.2015 konnte man ganz stilecht bei Tiffany frühstücken, oder vielmehr im Musiksaal des Wilhelmi-Gymnasiums mit der Badischen Landesbühne. Ganz unter dem Motto der Spielzeit: „Die Zeit ist aus den Fugen“.
Nahezu jedem ist „Frühstück bei Tiffany“ als Film ein Begriff, vor allem wegen der bezaubernden Audrey Hepburn in der Rolle der Holly Golightly.
Holly Golightly (Kathrin Berg), eine Lebefrau, die jeden Moment im Leben mitnimmt und auskostet, trifft auf einen wenig erfolgreichen Schriftsteller, den sie liebevoll Fred (Cornelius Danneberg) nennt, da er sie an ihren Bruder Fred erinnert.
Fred verliebt sich in Holly und rechnet sich Chancen bei der Traumfrau aus, während diese mit den verschiedensten Männern aus hohen Kreisen flirtet. Immer wieder ermutigt sie Fred und versucht durch ihre Bekanntschaften seine Karriere voranzutreiben.
Zwischendurch wird es zwischen Holly und Fred sehr intim, doch sie wimmelt ihn ab: „Verdirb nicht alles mit Gefühlen.“ – Holly mag Fred, aber doch eher als einen guten Freund? Die Beziehung wird immer enger zwischen den beiden.
Doch plötzlich taucht ein alter Bekannter Hollys (René Laier) auf und lüftet das ein oder andere Geheimnis der verschwiegenen Schönheit.
Als Holly auf José (Frederik Kienle) trifft, einen charmanten Brasilianer, scheint sie sich zu ändern. Die „Wilde“, die niemandem gehört und der nichts gehört, wird ruhiger, sesshaft.
„Ich werde mich nie an irgendetwas gewöhnen. Wer sich gewöhnt, der kann so gut auch tot sein.“ – Durch ihre Zuneigung zu José und ihre Schwangerschaft scheint sich Holly doch noch an etwas zu gewöhnen.
Aber ein Ereignis nach dem anderen stellt ihr Leben auf den Kopf und nichts ist so, wie es mal war.
Diesmal ist die Bühnenausstattung pompöser. Eine ganze Bar nimmt einen Teil der Bühne ein. Der andere Teil ist mit Sitzgelegenheiten und Auf- und Abgängen belegt.
Untermalt wird das gesamte Stück von Jazzeinblendungen, was einen in die damalige Zeit und nach New York versetzt.
Genial ist die Darstellung des Katers, der nur durch akustische Einblendungen und die Reaktionen der Schauspieler auf der Bühne präsent ist.
Auch die Kostüme sind der Zeit der 40er Jahre angepasst.
Kathrin Berg spielt mindestens genau so zauberhaft die Holly Golightly wie einst Audrey Hepburn. Auch Cornelius Danneberg überzeugt durch seine Darstellung des Fred. Seine verschiedenen Rollen beherrscht René Laier ohne Probleme, genau wie die anderen Darsteller Hannes Höchsmann, Frederik Kienle und die atemberaubende Katharina Heißenhuber, die durch ihr „Betrunkensein“ einfach die Bühne rockt.
Beeindruckend waren die Gitarren- und Gesangseinlagen der beiden Hauptdarsteller.
Carsten Ramm ist im Großen und Ganzen eine solide Inszenierung gelungen.
Das Stück selbst hat amüsante und nachdenkliche Passagen. Noch lacht man an einer Stelle und an der nächsten ist einem schwer ums Herz.
Weil einem auch das „rote Elend“ bekannt vorkommt? Immer wieder spricht Holly davon. Dieses „rote Elend“ verbindet sie mit Angst, Schweiß und Furcht. Nur ein Besuch bei Tiffany vertreibt dieses Gefühl und ein Frühstück dort ist ein unerfüllter Traum. Absurd. Frühstück in einem Geschäft für teuere Accessoires? Verrückt!
Doch wovor fürchtet sie sich? Wahrscheinlich davor, irgendwo hin zu gehören, zu jemandem zu gehören. Und doch sehnt sie sich danach. Sie weigert sich sogar, ihrem Kater einen Namen zu geben, damit er nicht an sie gebunden ist.
Aber als sie ihn loslässt und er in den Straßen von Spanish Harlem verschwindet, realisiert sie, dass sie zueinander gehören: „Man weiß nicht, was einem gehört, bevor man es weggeworfen hat.“ Gilt dies auch für die Beziehung zu Fred?
Das Stück spiegelt in erster Linie Ängste und Sehnsüchte wieder, die wir alle kennen. Fred sehnt sich nach der Liebe seiner Geliebten, Holly nach einer Art zu Hause. Andere sehnen sich nach Macht und Geld. Beide Hauptprotagonisten haben Ängste, seien es Ängste, einen geliebten Menschen zu verlieren oder sich zu binden.
Und wann ist man in seinem Leben angekommen? – Eine Frage, die sich wie ein roter Faden durch das Stück zieht.