Auch in Zeiten des Onlinehandles existieren noch Versandhäuser
Es gibt sie noch, trotz der großen Konkurrenz durch den Onlinehandel: Versandhäuser, die in Deutschland eine relativ lange Tradition haben. Woher stammt der Versandhandel und wie hat er sich in Deutschland entwickelt?
Der erste Katalog für Produktbestellungen stammt aus Frankreich. Zunächst in Paris ausgeteilt, später im ganzen Land zu finden, wurde der Katalog erstmals 1856 von dem französischen Einzelhandelsunternehmer Aristide Boucicaut präsentiert. In den 1870er-Jahren stieg der erste deutsche Herrenausstatter in den Versandhandel ein und verschickte ab 1886 bebilderte Kataloge für seine Kunden. Aus diesen Vorläufern entwickelten sich in der Weimarer Republik der 20er-Jahre die noch heute bekannten großen Versandhäuser.
Durch die Weiterentwicklung der technischen Infrastruktur in Deutschland und mit der immer stärkeren Verbreitung des Internets mussten auch Versandhäuser ihre Vertriebskanäle umstellen. Heutzutage sind Katalog- und Telefonbestellungen zwar immer noch verbreitet, wesentlich häufiger wird jedoch online bestellt. Die Konsequenz: Jedes größere Versandhaus betreibt mittlerweile einen Onlineshop, auf dem die Produkte vorgestellt und verkauft werden. Zusätzlich informieren Newsletter die Kunden über Angebote, Schlussverkäufe und Rabatte. Auch das Versand- und Retourensystem hat sich weiterentwickelt: So haben Kunden die Wahl zwischen unterschiedlichen Versandmöglichkeiten, können die Rücksendelabels direkt zu Hause drucken und auch dort abholen lassen – und das in den meisten Fällen kostenlos.
Menschen in Baden-Württemberg fällt beim Thema Versandhäuser wohl als erstes das Unternehmen Klingel ein: Es wurde vor gut 100 Jahren in Pforzheim gegründet und bietet auch heute noch eine große Produktvielfalt. Auch das Tochterunternehmen Wenz gehört zu den größeren deutschen Versandhäusern. 1926 von Friedrich Wenz ebenfalls in Pforzheim gegründet, legte es seinen Produktschwerpunkt anfangs auf hochwertige Kleidung für jeden Geschmack. Aktuell sind dort zudem Artikel aus den Bereichen Lifestyle und Living erhältlich; im Fokus stehen Qualitätsprodukte.
Große und schwere Kataloge finden Kunden allerdings immer seltener vor der Haustür. Stattdessen setzen Versandhäuser auf schmale Hefte mit besonderen Angeboten oder Highlights, die Interessierte zum Onlineshop leiten, wo die gesamte Produktpalette vorgestellt wird. Das entspricht zum einen den heutigen Kundenbedürfnissen, zum anderen schont es die Umwelt.