Mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten zählen Streuobstwiesen aufgrund ihrer Strukturvielfalt und der extensiven Nutzung zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Durch den stockwerkartigen Aufbau der Streuobstwiesen entsteht ein vielfältiges Mosaik an Kleinbiotopen, die für viele Tiere wichtige Ersatzbiotope und letzte Rückzugsgebiete darstellen. Dort leben heute u.a. stark gefährdete Arten wie beispielsweise Rotkopfwürger, Wiedehopf, Steinkauz, Mittelspecht, Wendehals, Gartenschläfer, Haselmaus, mehrere Fledermausarten sowie zahlreiche Schmetterlings-, Käfer- und Hautflüglerarten. Auch der Unterwuchs der Bäume ist recht vielfältig. Neben verschiedenen Gräsern und zahlreichen bunt blühenden Wiesenkräutern kommen unter Obsthochstämmen gelegentlich auch seltene, geschützte Pflanzen wie Orchideen, Enziane und bestimmte rare Nelkenarten vor.
Aufgrund vielfältiger Ursachen sind Streuobstwiesen jedoch in den vergangenen Jahrzehnten bereits um mehr als 75 % zurückgegangen. Auch im Rhein-Neckar-Kreis sind Streuobstwiesen in vielen Bereichen besonders landschaftsprägend, jedoch ebenfalls stark rückläufig. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Landschaftserhaltungsverband (LEV) Rhein-Neckar e.V. zusammen mit der Stadt Sinsheim, dem Ortschaftsrat Weiler, der Unteren Naturschutzbehörde des Rhein-Neckar-Kreises und mit Zustimmung der ca. 40 Grundstücksbesitzern die Initiative ergriffen und für eine Fläche von ca. 3,5 ha Maßnahmen zum Erhalt dieser Streuobstwiesen im Projektgebiet unterhalb der Burg Steinsberg auf den Weg gebracht.
Im ersten Schritt soll der Unterwuchs durch eine zweimalige extensive Beweidung mit Schafen und Ziegen mit einer anschließenden Weidenachpflege gepflegt werden. Hierdurch sollen die nährstoffreichen Flächen etwas ausgemagert werden, um die Artenvielfalt – im Besonderen der Wiesenkräuter – zu erhöhen.
Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsintensität in den Vorjahren im Gebiet sind z.T. Bereiche mit Brombeer-Sträuchern verbuscht. Diese Flächen sollen in einem zweiten Schritt ab Oktober 2017 durch fachgerechte Pflegemaßnahmen wieder freigestellt und langfristig in die Beweidungsfläche integriert werden.
Mit Igor Braun konnte ein erfahrener Tierhalter aus der Region (Waibstadt) für das Projekt gewonnen werden. Seine Tiere bringt er mit großen Viehtransportern ins Gelände. Auf den in Teilstücken, mit unter Strom stehenden Knoten-Netzzäunen, gekoppelten Flächen bleiben die Tiere beim ersten Weidegang für ca. zwei Wochen. Im August/Oktober 2017 wird Herr Braun ein zweites Mal mit seinen Tieren ins Gebiet kommen. Die Pflegemaßnahmen, durch die auch das Landschaftsbild aufgewertet wird, werden in diesem Fall über Haushaltsmittel der Landes Baden-Württemberg finanziert.