Gemeindewälder Neckargemünd, Bammental und Gaiberg profitieren von diesem Pilotprojekt
(zg) Ein Forstrevierleiter betreut im Rhein-Neckar-Kreis durchschnittlich rund 1.300 Hektar Waldfläche. Die damit verbundenen Arbeiten sind im Normalbetrieb zu bewältigen – die anhaltende Dürre der vergangenen Jahre und die dadurch entstandene Massenvermehrung waldschädlicher Borkenkäfer in ganz Mitteleuropa schaffen aber eine Ausnahmesituation, die alle im Forst tätigen Menschen deutlich überlastet.
Deshalb hat Forstrevierleiter Uwe Reinhard vom Kreisforstamt des Rhein-Neckar-Kreises vor etwa einem Jahr das Pilotprojekt „Waldretter“ aus der Taufe gehoben und die Bevölkerung der Gemeinden Neckargemünd, Bammental und Gaiberg dazu eingeladen, ihn bei der Suche nach der wichtigsten Borkenkäferart, dem allgegenwärtigen „Buchdrucker“, zu unterstützen.
Insgesamt 25 Personen haben sich daraufhin bereiterklärt, ehrenamtlich als Waldretter aktiv zu sein – vom Schüler bis zum Rentner, vom Büromenschen bis zum Naturliebhaber, Singles, Ehepaare und ganze Familien – haben sich gemeldet. In den Sommermonaten gehen sie wöchentlich die ihnen anvertrauten Flächen ab, über Winter alle drei bis vier Wochen, und suchen dabei intensiv nach den verräterischen Anzeichen für einen Borkenkäferbefall.
So auch Michael Göbelbecker, ein ehemaliger Pfarrer, der im Gemeindewald Bammental gleich drei Flächen unter seiner Obhut hat, die er als seine „Waldpatenkinder“ bezeichnet: „Um mich körperlich fit zu halten, fahre ich zweimal die Woche mit dem Fahrrad auf den Königstuhl. Auf meinem Weg dorthin mache ich einen Abstecher in „meinem Wald“, um dort nach dem Rechten zu sehen. Es gibt mir persönlich ein gutes Gefühl, dass ich mit meinem Einsatz etwas Sinnvolles tun kann.“ Eine mit Buchdruckern befallene Fichte hat er frühzeitig nach Beginn der Flugphase der Käfer im Frühjahr entdeckt. Das war sehr wichtig, weil so die drohende Massenvermehrung der Schädlinge in diesem Bereich rechtzeitig aufgehalten werden konnte.
„Für mich sind die „Waldretter“ eine große Hilfe“, meint Uwe Reinhard, der zuständige Förster. „Bei den für den Buchdrucker günstigen klimatischen Bedingungen in den vergangenen Jahren wie Wärme und Trockenheit kann dieser Borkenkäfer in unseren Breiten in einem Jahr drei Vermehrungszyklen durchlaufen. So können nach Untersuchungen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg aus einem Baum, bei dem der Borkenkäferbefall im Frühjahr unentdeckt bleibt, ein Neubefall von bis zu 20 weiteren Bäumen resultieren. In der zweiten Generation der Käfer im gleichen Jahr können dann bis zu vierhundert Bäume abgetötet werden und in der dritten Generation sogar bis zu 8.000 Bäume. Die „Waldretter“ leisten hier also mit ihrem Engagement einen wertvollen Beitrag zum Erhalt unserer stressgeplagten Wälder“, so Reinhard weiter.
In diesem Jahr mussten im Revier von Uwe Reinhard bis heute 394 Fichten wegen Käferbefalls vorzeitig geerntet werden. „Ein Glück, dass der Anteil der Fichte in meinem Revier nur knapp zehn Prozent der Waldfläche ausmacht“, sagt der Förster, „da haben es manche meiner Kolleginnen und Kollegen im Rhein-Neckar-Kreis angesichts höherer Fichteanteile deutlich schwerer“.
Die Massenvermehrung der Buchdrucker endet im Jahreszyklus je nach Witterung gegen Mitte September – danach bremsen die kühleren Nächte die Aktivität der Käfer. Sie bereiten sich auf die Überwinterung im Baum oder im Boden vor. Bis es dann – meist Mitte April – wieder von vorne losgeht.
Michael Göbelbecker jedenfalls ist bereit: „Klar bin ich weiterhin dabei – ich liebe den Wald und bin gerne bereit, die wenige Zeit, die man als Rentner hat, für ein solch lohnendes Projekt zu investieren“, sagt er schmunzelnd und ist schon wieder am nächsten Baum, um dort nach Spuren der Käfer zu suchen.
Quelle: Silke Hartmann