DMG-Herbstmissionsfest: 1.200 Besucher und ein Kirchenpräsident aus dem Kongo
Es war ein bewegender Moment beim Herbstmissionsfest des christlichen Hilfswerkes DMG (ehem. Deutsche Missionsgemeinschaft) am Sonntag (22.09.), als Kirchenpräsident Jean-Pierre Kokole aus dem Kongo der Sinsheimer Mission und ihren 1.200 Gästen für 40 Jahre gelebte Partnerschaft dankte. Die DMG unterstützt seine eine Million Mitglieder zählende Kirche in dem zentralafrikanischen Staat bereits seit Jahrzehnten finanziell und zudem mit Pflegekräften, Erzieherinnen und einem Arzt. Eindrücklich wies Kokole bei der Feier auf dem Buchenauerhof auf die anhaltende Not im Osten des Kongo hin, wo täglich neue Konflikte aufflammen.
„Konzerne plündern Bodenschätze, Milizen zünden Dörfer an, Nomaden ziehen mit Herden durchs Land und vernichten die Ernte. Tausende Frauen werden vergewaltigt und man findet ihre Babys in Latrinen“, erzählte der afrikanische Kirchenpräsident betroffen. Trotz der prekären Situation gelinge es seinem Kirchenverband, Hoffnung weiterzugeben. Seine Gemeinden versuchten mit ihren geringen Mitteln, Witwen und verstoßene Kinder aufzunehmen und die 300.000 Binnenflüchtlinge zu versorgen, die seit 2018 in die Region Bunia geflohen sind. Dort arbeitet auch DMG-Missionarin Kerstin Weiß. Der afrikanische Kirchenleiter und die Missionarin berichteten, wie die kongolesische Kirche mitten in der Krise Lehrer und Mediziner ausbildet und vielen trotz schlimmster Not Perspektive gibt. Die DMG trägt von Sinsheim aus dazu bei, dass Krankenhäuser, Schulen und Universitäten im Kongo trotz Krieg und Terror funktionieren.
Das Herbstmissionsfest stand unter dem Motto „Der Mensch im toten Winkel“ und erinnerte an Not im In- und Ausland. Missionare berichteten aus der Streetwork mit obdachlosen Kindern in Peru und von bettelarmen Witwen im Benin, um die sich niemand sonst kümmert. Wie wichtig es ist, den Schulterblick zu wagen und dem Vorbild von Jesus folgend Kranke und Verlorene zu beachten, zu helfen, zu heilen und ihnen seine Botschaft von Sündenvergebung und ewigem Leben zu sagen.
DMG-Direktor Günther Beck rief zu mehr Achtsamkeit auf. Es sei wichtig, mehr füreinander dazusein und sich gegenseitig zur guten Tat zu ermutigen. Becks Bild mit dem Käse wird in Erinnerung bleiben: In seiner Stadt in Nordafrika, wo er Missionar war, habe es nur eine Käsesorte und nur eine christliche Gemeinde gegeben. So habe man diesen Käse gegessen und sei in diese Gemeinde gegangen, ob es geschmeckt habe oder nicht. In Sinsheim gebe es an der Frischetheke 80 Käsesorten und die Region zähle 36 Kirchen und elf Freikirchen – für jeden „Geschmack“ eine! Die Vielfalt in Deutschland sei schön, aber Luxus. Christen sollten aufeinander achthaben und gleichzeitig den Blick nach außen wenden, um Menschen zu begegnen, betonte der Missionsleiter.
Katrin Sander (Karlsruhe) wies auf eine besondere Personengruppe im toten Winkel der deutschen Gesellschaft hin: auf Schwangere in Not und Babys, die abgetrieben werden. Sie ist Online-Beraterin von „1000plus“, einer Initiative mit Beratungszentren in Heidelberg, München und Berlin. „Jedes Jahr werden 100.000 Kinder in Deutschland abgetrieben.“ Angesichts dieser Zahl fühle man sich hilflos, sagte Frau Sander. Doch Hilfe sei möglich! In diesem Zusammenhang berichtete sie von einer Frau, die wegen Finanznot und Beziehungsproblemen anonym übers Internet auf sie zukam. „Wir hören den Frauen zu, achten ihre Wünsche und Sehnsüchte, vermitteln medizinische Versorgung und Therapie, gehen mit auf Behörden, helfen praktisch und finanziell.“ Zwei Drittel der 1.300 Frauen im Monat, die bei „1000plus“ Hilfe suchen, sagen am Ende ja zum Kind, erklärte Frau Sander.
Das DMG-Herbstmissionsfest war eine Feier für alle Generationen: 90 kleine Reisende zogen sich beim Kinderprogramm ihr Ticket für den Superschnellzug Shinkansen nach Tokio, wo Missionar Martin Heißwolf sie fürs Land der aufgehenden Sonne begeisterte. Im „Lichthaus-Gottesdienst“ erlebten mehr als 100 Jugendliche und junge Erwachsene in der rappelvollen Kapelle der DMG modernen Worship der Lichthaus-Band. Dazu die Botschaft über den Barmherzigen Samariter von Mario, einem Studenten des Theologischen Seminars Adelshofen. Auch er ging der Frage nach, wer den jungen Christen ihr Nächster sei, um den sie sich kümmern könnten. Beim Herbstmissionsfest nahm jeder der 1.200 Besucher etwas zum Nachdenken mit nach Hause.
2020 plant die DMG wieder drei besondere Feste, diesmal eingebunden in die Sinsheimer Heimattage. Den Startschuss gibt der große Erlebnistag am 17. Mai, ein interaktiver Tag der offenen Tür in Schloss Buchenauerhof unter dem Motto: „Heimat? Jesus.“
Quelle: Theo Volland