Ausstellung „Grüße aus Sinsheim – Zeitreisen im Postkartenformat“ geht am 30. Dezember zu Ende
Am 1. Oktober 1869 schrieb eine kleine Karte große Geschichte: Die erste „Correspondenzkarte“ ging in Österreich in Umlauf. Schon bald eroberte sie als neues Mittel der Kommunikation die Welt. Schon 1870 wurden die ersten Postkarten mit Zeichnungen und Lithografien in Deutschland verkauft. Die Ausstellung im Sinsheimer Stadtmuseum zeigt die Vielfalt der Motive: Ortsansichten, Wahrzeichen, touristische Highlights oder Landschaften waren schon früh beliebt. Aber auch die geschriebenen Inhalte geben Anlass für eine genauere Betrachtung. Am 6. Mai 1906 wurde mit großem Spektakel die erste Personenwagenstrecke der „Motorwagen-Gesellschaft Sinsheim“ zwischen Sinsheim und Michelfeld eröffnet. Wochentags fuhr der Bus dreimal täglich mit einem erst zwanzigjährigen Fahrer, der als einer der wenigen das nötige Fachwissen über die neuen Fortbewegungsmittel besaß. Das neuartige Fortbewegungsmittel war natürlich Motiv einer Postkarte. Am 13. Mai 1906 heißt es auf einer an ein Fräulein Keller gerichtete Karte: „Die Automobilverbindung Waibstadt-Michelfeld ist eröffnet u. geht es jetzt Sonntags sehr lebhaft zu. auch werktags geht es ganz flott. Wenn Sie wieder hier sind, werden wir auch einmal einen Ausflug per Automobil unternehmen…“
Anlass für die Ausstellung gab der Ankauf einer umfänglichen Postkartensammlung mit über 1.500 Karten zusammen mit dem Förderverein „Freunde Sinsheimer Geschichte e.V.“. Herausgekommen ist eine Ausstellung mit vielen Zugängen zum Selbstentdecken beispielsweise beim Entziffern der alten Handschriften. In der begehbaren Installation „Sinsheim gestern und heute“ veranschaulichen die historischen Motive der Postkarten im Vergleich zu aktuellen Fotografien, wie sich die Stadt im stetigen Wandel befindet. Im dritten Abschnitt der Ausstellung wird der Aspekt des Tourismus der letzten hundert Jahre beleuchtet. Ob Porzellanschale mit Stadtansicht oder ein Küchenmagnet mit der Burg Steinsberg: die Motive der Souvenirs und auch der Postkarten haben sich kaum verändert. Dass es um die Jahrhundertwende unheimlich viele Postkartenverlage gab, zeigt die Ausstellung durch Präsentation einzelner Verlage und kleinen Druckereien, die Postkarten im Eigenverlag produzierten. Von den einstigen Postkartenverlagen übrig geblieben sind beispielsweise die Traditionsgeschäfte Josef Burkhardt oder das von Julius und Jakob Doll. Die Ausstellung begeisterte im vergangenen Jahr Jung und Alt und zahlreiche Besucher gingen auf Zeitreise – nun endet sie am 30. Dezember. Eine letzte Gelegenheit noch mal auf historische Zeitreisen im Postkartenformat zu gehen. Geöffnet ist das Stadtmuseum von 10-16 Uhr. An den Feiertagen ist das Museum geschlossen.