Baden-Württemberg: Vorausberechnung der Entwicklung von Schüler- und Schulabschlusszahlen bis 2030 veröffentlicht
Im Schuljahr 2019/20 wurden gut 1,511 Millionen (Mill.) Schülerinnen und Schüler an den öffentlichen und privaten allgemeinbildenden und beruflichen Schulen im Land unterrichtet.1 Seit dem Schuljahr 2005/06 ist die Schülerzahl damit um gut 202 000 (–12 %) zurückgegangen. Nach der heute vorgelegten Vorausberechnung des Statistischen Landesamts dürfte die Gesamtschülerzahl bis zum Schuljahr 2021/22 noch leicht absinken, bevor sie in den folgenden Schuljahren wieder zunimmt. Die Vorausberechnung ergibt bis zum Schuljahr 2030/31 einen Zuwachs auf 1,612 Mill. Schülerinnen und Schüler. Maßgeblich für diese Entwicklung ist in erster Linie der Wiederanstieg der Geburtenzahlen.
Als Grundlage für diese Modellrechnung wurde die Hauptvariante der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamts verwendet. Für die kurzfristige Entwicklung in den nächsten Schuljahren wurden auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie berücksichtigt, wie zum Beispiel das vorübergehende Aussetzen des »Sitzenbleibens« oder der Rückgang bei den Neuverträgen in der dualen Berufsausbildung.
Anstieg der Schülerzahl an allgemeinbildenden Schulen bis 2030 um gut 122 000
An den öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen wurden im Schuljahr 2019/20 gut 1,098 Mill Schülerinnen und Schüler unterrichtet, knapp 2 900 weniger als im Jahr zuvor. Damit war die nach der letztjährigen Vorausberechnung erwartete Trendwende in der Entwicklung der Schülerzahlen vorerst noch ausgeblieben. Sie dürfte nun aber im laufenden Schuljahr 2020/21 kommen. Im Schuljahr 2030/31 wird mit knapp 1,221 Mill. Schülerinnen und Schülern gerechnet, rund 11 % mehr als im Schuljahr 2019/20. An den Grundschulen wird der seit dem Schuljahr 2014/15 bestehende steigende Trend bis 2028/29 anhalten. Für dieses Schuljahr ergibt die Modellrechnung 431 700 Grundschülerinnen und –schüler, 13 % mehr als im Schuljahr 2019/20. Bis 2030/31 könnte die Schülerzahl leicht auf 430 000 sinken.
Bei den weiterführenden Schulen dürfte die Schülerzahl der Werkreal- und Hauptschulen von rund 48 500 im Schuljahr 2019/20 bis 2022/23 auf 42 700 (‑12 %) abnehmen. Danach könnte sie bis 2030/31 wieder auf 47 400 ansteigen. An den Realschulen wird im Vergleich zum Schuljahr 2019/20 (rund 213 000 Schülerinnen und Schüler) bis zum Schuljahr 2021/22 ein Rückgang der Schülerzahl auf 209 400 erwartet, bevor sie bis 2030/31 wieder auf 234 000 ansteigen könnte. Für die Gymnasien ist ab dem Schuljahr 2020/21 mit einer Trendwende und mit einer wieder zunehmenden Schülerzahl zu rechnen. Bis zum Schuljahr 2030/31 ist ein Anstieg auf 324 900 möglich, was gut 10 % über der Schülerzahl des Schuljahres 2019/20 liegen würde. Die Schülerzahl der noch im Aufbau befindlichen Gemeinschaftsschulen wird weiter zunehmen und könnte 2030/31 den Stand von 94 000 erreichen.
Der Anstieg der Schülerzahl an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren wird voraussichtlich weiter anhalten. Für das Schuljahr 2030/31 führen die Annahmen der Vorausrechnung zu einer Schülerzahl von 59 200, die um 14 % über dem Niveau des Schuljahres 2019/20 liegen würde.
In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts wieder steigende Schülerzahlen an beruflichen Schulen
Die öffentlichen und privaten beruflichen Schulen besuchten im Schuljahr 2019/20 insgesamt 413 000 Schülerinnen und Schüler, rund 4 100 weniger als im Vorjahr. Die demografische Entwicklung mit schwächer besetzten Altersjahrgängen wird voraussichtlich bis zum Schuljahr 2026/27 die Schülerzahlen an beruflichen Schulen auf 386 600 absinken lassen. Dies wären gut 6 % weniger Schülerinnen und Schüler als im Schuljahr 2019/20. In den nachfolgenden Schuljahren dürften wieder stärker besetzte Altersjahrgänge bis 2030/31 zu einem Anstieg der Schülerzahl auf 391 700 führen.
An den Teilzeit-Berufsschulen des dualen Ausbildungssystems ist für das Schuljahr 2020/21 durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Lage der Unternehmen mit einem deutlichen Rückgang der Neuabschlüsse von Ausbildungsverträgen zu rechnen. Dadurch dürfte die Schülerzahl von 192 400 auf 186 000 zurückgehen. Im Schuljahr 2026/27 wird mit 182 500 der niedrigste Stand der Schülerzahl erwartet. Danach könnte sie sich bis zum Schuljahr 2030/31 wieder auf 184 700 erhöhen. An den beruflichen Vollzeit-Schulen lag die Schülerzahl im Schuljahr 2019/20 bei gut 220 500. Die Vorausberechnung ergibt bis 2026/27 ein Absinken der Schülerzahl auf 204 100, bevor sie bis zum Schuljahr 2030/31 wieder auf 207 000 zunehmen könnte.
Mittlerer Abschluss behält auch künftig die Spitzenposition
Im Jahr 2019 hatten gut 58 200 Absolventinnen und Absolventen einen mittleren Abschluss2 erworben, knapp 1 000 weniger als im Vorjahr. Er blieb dennoch der am häufigsten erworbene Bildungsabschluss. Diese sinkende Tendenz dürfte im Wesentlichen bis 2025 anhalten und dann zu 53 300 Abschlüssen führen. Bis 2030 ist mit einem Anstieg auf 54 400 Abschlüsse zu rechnen. Er behält somit weiterhin die Spitzenposition unter den Schulabschlüssen.
Die Zahl der Hochschulreifezeugnisse lag 2019 mit 49 100 um 2 100 unter dem Vorjahreswert. Mit zunächst etwas schwankendem Verlauf wird ihre Zahl wohl bis 2027 weiter auf 44 700 absinken und dann bis 2030 wieder auf 45 300 steigen. Unter Einbeziehung der Zeugnisse der Fachhochschulreife würden im Jahr 2030 insgesamt 59 600 Hochschulzugangsberechtigungen verliehen werden.
Die Zahl der Hauptschulabschlüsse lag 2019 mit fast 23 900 nur wenig unter dem im Vorjahr verzeichneten Wert von 24 300. Bis 2021 wird ein Anstieg auf 26 800 Hauptschulabschlüsse erwartet, bevor ihre Zahl bis 2025 auf 24 900 absinken und anschließend bis 2030 wieder auf 25 900 ansteigen dürfte. Dies wären gut 8 % mehr Abschlüsse als im Jahr 2019. Die Zahl von Schulabgängen ohne Hauptschulabschluss könnte bis 2030 aufgrund steigender Schülerzahlen leicht von 6 300 im Jahr 2019 auf 7 100 zunehmen.3