Alexander Rosen im SPIELFELD-Interview
Den voraussichtlichen Wiederbeginn der Fußball-Bundesliga mit Spielen ohne Zuschauer bezeichnet Alexander Rosen, Direktor Profifußball der TSG Hoffenheim, als „eine noch nie dagewesene Herausforderung“, in der aber auch die Chance auf eine Besinnung des „Kerns des Spiels“ liege. „Auf eine gewisse Art und Weise wird die Bundesliga in den nächsten Wochen und Monaten von einem gigantischen Spektakel quasi auf das ursprüngliche Spiel Elf gegen Elf reduziert“, erklärte Rosen im Interview mit dem Klubmagazin SPIELFELD (Mai-Ausgabe), das am Freitag (1. Mai) erscheint.
Die Aussicht auf die „Geisterspiele“ hätten für ihn eine „fast bizarre Note“, sagte der 41-Jährige. „Ich habe bereits vor einigen Jahren darauf hingewiesen, dass wir uns vom ursprünglichen Kern, nämlich dem Spiel an sich, nicht noch weiter entfernen dürfen.“ Und dies in einer Zeit, in der die Bundesliga mit knapp 60.000 Arbeitsplätzen einen eigenen Wirtschaftszweig darstellt. „Ein Umsatzrekord jagte den nächsten und der Fußball nahm eine rasante Entwicklung, von der andere Branchen nur träumen können. Höher, schneller, weiter – von allem mehr. Flankiert von einer sich ebenfalls rasant ändernden Medienwelt. Und plötzlich sehen wir uns wie alle Menschen aus heiterem Himmel mit einer noch nie dagewesenen Herausforderung konfrontiert.“
Rosen äußert sich dabei ähnlich wie Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, der in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte, dass er die Kritik an Auswüchsen des Profifußballs verstehe und „eine funktionierende Bundesliga kein Naturzustand“ sei. Auch der TSG-Direktor hob die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs hervor: „Der Fußball lebt von seiner starken Verankerung in der Mitte unserer Gesellschaft – dieser Rolle kann und muss er sich bewusst sein. Alle handelnden Personen und Marktteilnehmer tragen eine entsprechende Verantwortung, aber ich verweise noch einmal ausdrücklich darauf, dass es aktuell eine Vielzahl an Problemen gibt, die gesellschaftlich eine höhere Bedeutung haben als die Herausforderungen des Fußball-Business. Es geht immer noch darum, die gesundheitlichen Gefahren in den Griff zu bekommen.“
Der TSG Hoffenheim falle es nicht schwer, sich auf neue Herausforderungen einzustellen, die durch die Coronakrise entstehen könnten, betonte Rosen: „Wir haben immer und immer wieder darauf hingewiesen, dass wir nachhaltig denken und mit Bedacht wirtschaften müssen – natürlich ohne dabei an so ein unvorhersehbares Ereignis wie eine Pandemie zu denken. Nun stehen existenzielle Fragen im Raum, es geht um den Fortbestand ganzer Klubs und letztlich der Liga. Nicht zuletzt mit unserer Zukunftsstrategie ‚TSG ist Bewegung‘ haben wir eine breite Basis dafür geschaffen, gesellschaftspolitische Fragen aufzuwerfen und in ein verantwortungsvolles Handeln zu kommen, ganz unabhängig von den sportlichen Ergebnissen.“
Auf der Basis von „TSG ist Bewegung“ könne die TSG Hoffenheim auch angemessen auf einen zu erwartenden Wandel reagieren: „Veränderungsmanagement ist ein entscheidendes Stichwort. Wir müssen uns sowohl bei der TSG als auch in der gesamten Fußballbranche kurz- und mittelfristig anpassen und gegebenenfalls neue Wege entwickeln. Dabei dürfen wir uns auch in Zukunft nicht vor kalkulierbaren Risiken scheuen und müssen weiterhin mutige Entscheidungen treffen“, sagte Rosen.
Quelle: TSG 1899 Hoffenheim
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