Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis: Young-mi Chung (Viola) und Su Yeon Yang (Klavier) aus dem südkoreanischen Seoul sind die Herbststipendiatinnen im Kommandantenhaus in Neckargemünd-Dilsberg, wo sie nun drei Monate lang leben und arbeiten
(zg) „Das ist eine sehr gute Gelegenheit, konzentriert in einem wunderschönen Ambiente zu üben!“ Für diese Einschätzung erntete Su-Yeon Yang zustimmendes Kopfnicken ihrer Landsfrau Young-mi Chung. Die beiden in Seoul (Südkorea) geborenen Musikerinnen sind die neuen Herbststipendiatinnen der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis. Drei Monate lang leben sie nun im Kulturzentrum des Landkreises, dem Kommandantenhaus in Neckargemünd-Dilsberg. In dieser Zeit wollen Chung (Viola) und Yang (Klavier) nicht nur die Rhein-Neckar-Region besser kennenlernen, sondern auch neue Werke einstudieren, die bei ihrer Abschlusspräsentation am 29. November zu hören sein werden.
Bei einem gemeinsamen Frühstück hieß der Geschäftsführer der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e.V., Ulrich Bäuerlein, die Musikerinnen herzlich willkommen. Er habe vor Kurzem die schöne Überschrift „Durch Musik wird vieles besser“ in einer Zeitung gelesen und er begrüße es, dass nach vier Jahren, in denen die Stipendien an die Bereiche Bildende Kunst und Literatur vergeben worden waren, jetzt wieder Musikerinnen für das dreimonatige Stipendium ausgewählt worden seien.
Su Yeon Yang (Jahrgang 1988) hat in ihrer Heimatstadt Seoul bereits im Alter von sechs Jahren mit dem Klavierspielen begonnen und siedelte nach ihrer musikalischen Ausbildung an der Seoul Arts High School nach Deutschland über, um 2007 ihr Studium bei Professor Rudolf Meister und Ok-Hi Lee an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim fortzusetzen. Sie schloss die Studiengänge Künstlerische Ausbildung und Solistische Ausbildung mit Bestnote ab. Außerdem absolvierte sie erfolgreich den Studiengang Musikpädagogik. Schon während ihres Studiums wurden ihr zahlreiche Konzertengagements angeboten, etwa beim Mannheimer „Mozartsommer“ des Nationaltheaters oder als Solistin unter anderem mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester und der Philharmonie Hildesheim in Klavierkonzerten von Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Dvořák und Prokofieff.
Ihre Landsfrau Young-mi Chung wurde 1962 ebenfalls in Seoul geboren. Mit acht Jahren lernte sie das Geigenspiel, ehe sie auf Empfehlung ihres Lehrers als 15-Jährige auf die etwas größere und dunkler klingende Bratsche (Viola) umstieg. Sie studierte von 1980 bis 1983 an der Seoul National University. Es folgte eine vertiefte Ausbildung an der internationalen Menuhin-Akademie in Gstaad, an der Musikhochschule in Stuttgart und von 1985 bis 1990 an der Musikhochschule Freiburg, wo sie mit dem Konzertexamen abschloss. Als Solistin spielte Chung zahlreiche Konzerte in Europa und Asien mit vielen Orchestern, darunter mit dem Stuttgarter Kammerorchester und gab Kammermusikabende im „Historischen Kaufhaussaal“ in Freiburg und bei Heidelberger Kammermusikfestivals. „Das macht mich ein bisschen nervös, da muss ich mir beim Spielen gut überlegen, wo ich hinschaue“, sagt Young-mi Chung über ihren ersten Eindruck des Bühnenbereichs im Kommandantenhaus, wo Künstler ja traditionell engen Kontakt zum Publikum haben. Diese besondere Atmosphäre kennt Pianistin Su Yeon Yang übrigens schon, denn sie war dort schon bei einigen Konzerten dabei – einmal als Musikerin und ein paar Male als Notenwenderin.
Gemeinsam wollen die beiden Südkoreanerinnen im schicken Turmzimmer der Burgfeste Dilsberg für ihren gemeinsamen Auftritt am Freitag, 29. November, Werke unter anderem von Robert Schumann, Henri Vieuxtemps und Carl Reinecke einstudieren. Zudem freut sich besonders Chung über die Erkundung der Rhein-Neckar-Region. „Ich wollte schon immer mal wieder für längere Zeit in Deutschland bleiben, doch es hat leider nicht geklappt“, verriet sie im Gespräch.
Hintergrund:
Seit 1997 vergibt die Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis Stipendien in den Bereichen Bildende Kunst, Musik und Literatur an Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. Über die jeweils vier Stipendien pro Jahr entscheidet ein hochkarätig besetztes Kuratorium mit Vertretern aus Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Knapp 70 Stipendiaten haben in den letzten 22 Jahren im Kulturzentrum des Rhein-Neckar-Kreises für ein Vierteljahr gelebt und gearbeitet.
Für viele Künstlerinnen und Künstler ist diese Zeit des Rückzugs und der Auseinandersetzung mit diesem besonderen Ort, mit seiner Geschichte, seinen Menschen und seiner Landschaft eine besonders intensive Zeit des Schaffens. Alle Stipendiaten tragen immer wieder aufs Neue dazu bei, dass das Kommandantenhaus ein Ort des lebendigen und inspirierenden Austauschs zwischen Künstlern, Kulturschaffenden und einem kunstsinnigen wie neugierigen Publikum ist.
Quelle: Silke Hartmann