Behörden, Schulen, Naturschützer und ein Buckelrindzüchter machen gemeinsame Sache
(zg) „Artenreich blühende Wiesen werden immer seltener. Einerseits sind diese Wiesen durch eine Intensivierung in der Bewirtschaftung gefährdet, andererseits gehen Flächen durch Nutzungsaufgabe verloren und verbuschen dann“: Diese Tatsache, die wiederum auch zum Rückgang des vielfältigen Insekten- und Vogellebens führt, brachte Laura Bollwahn, Natura 2000-Beauftragte der unteren Naturschutzbehörde im Rhein-Neckar-Kreis, auf die Idee, mit „Kraichgauzebus“, dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Pfister-Werdermann aus Ittlingen, Kontakt aufzunehmen. Dort werden die kaukasischen Buckelrinder gezüchtet. “Meine Zebus fressen am liebsten Buschwerk und auch Dornengestrüpp, sind sehr genügsam und können auch an steilen Hügeln weiden“, so Werdermann, “ das macht sie perfekt geeignet für die Pflege von zugewachsenen ehemaligen Wiesen.“
Zudem entstand die Idee, Jugendliche in das geplante Projekt einzubeziehen, weshalb man sich an den NABU Sinsheim wandte, eine wachsende Gruppe aktiver Naturschützer. „Herr Werdermann kam zu einem NABU-Monatstreffen und stellte dort seine Zebus und die Planungen vor. Da wir wissen, wie schwer viele Gebiete zu pflegen sind und uns außerdem die Jugendarbeit ein wichtiges Anliegen ist, waren wir gleich begeistert von der Idee“, berichtet Anja Wirtherle, Vorstandsmitglied beim Naturschutzbund Sinsheim. „Wir wandten uns an die Schule am Michaelsberg und rannten dort offene Türen ein.“
Zwei engagierte Lehrer besuchten mit einigen Jugendlichen die Zebus, lernten dort die Tiere kennen und wurden mit dem Sinn des Projektes vertraut gemacht. Nachdem die nötigen Anträge gestellt und die erforderlichen Nummern beantragt worden waren -immerhin handelt es sich ja um eine kreisübergreifende Aktion mit Zebus aus dem Heilbronner Land, die im Rhein-Neckar-Kreis weiden sollen – konnte es losgehen.
Die Naturschützer mähten gemeinsam mit Herrn Werdermann Schneisen für den Zaun in das verbuschte Gebiet, das beweidet werden soll. Danach kamen die Jugendlichen zum Einsatz. Zusammen mit dem NABU halfen sie beim Aufbau eines Elektrozaunes, ein Wassertank wurde aufgestellt und erhaltenswerte Sträucher und Bäume eingezäunt. „Anfangs war es für die Jugendlichen Neuland, aber die Arbeit am steilen Naturhang war für die Jungs eine tolle Erfahrung. Wir werden die Zebus in den nächsten Wochen gelegentlich besuchen und die Entwicklung der Weide begutachten“ erzählt Stefan Würth, der betreuende Lehrer.
Und seine engagierte Kollegin Dorothee Weis ergänzt: “Das war sicher nicht das letzte Mal, dass wir mit dem NABU zusammengearbeitet haben. Weitere Projekte sind schon in Planung. Wir hatten alle viel Spaß dabei und die Zusammenarbeit hat prima geklappt.“
Damit wurde wieder eines der Ziele des NABU Sinsheim verwirklicht, nämlich aktiven Naturschutz gemeinsam mit vielen verschiedenen Bevölkerungsgruppen durchzuführen.
Quelle: Anja Wirtherle