(zg) Der Rhein-Neckar-Kreis stellt in einem ersten Schritt befristet bis Ende dieses Jahres zusätzliche Finanzmittel für zwei Personalstellen der Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes im Rhein-Neckar-Kreis und des Caritasverbands für den Rhein-Neckar-Kreis e.V. im Landkreis zur Verfügung.
Mit der personellen Aufstockung des Beratungsangebotes der beiden kirchlichen Träger ist eine Öffnung der Sozialen Schuldnerberatung für alle Bürger*innen, die im Rhein-Neckar-Kreis wohnhaft sind, verbunden. Bisher sah die Förderung des Rhein-Neckar-Kreises nur eine Beratung von verschuldeten Menschen vor, die Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe erhalten.
„Wir sind sehr froh über diese zusätzliche Förderung und begrüßen insbesondere die Öffnung der Beratung für alle Bürger*innen“, betont Hansjörg Rapp, Geschäftsführer des Diakonischen Werks. Der bedarfsgerechte Ausbau der Schuldnerberatung sei dringend notwendig, da auch im Rhein-Neckar-Kreis die Zahl verschuldeter Menschen in Folge der Covid-19-Pandemie deutlich im Steigen begriffen ist. So ergeben sich für viele Menschen beispielsweise durch coronabedingte Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit gravierende finanzielle Einschnitte, die für die Betroffenen oftmals die Zahlungsunfähigkeit zur Folge haben. Bundesweit sind nach Schätzungen auch zwei Millionen Soloselbstständige und Freiberufler von Überschuldung bedroht.
Mit zeitlicher Verzögerung wirken sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Anzahl der Beratungsanfragen an die Schuldnerberatungsstellen des Diakonischen Werkes und des Caritasverbands für den Rhein-Neckar-Kreis aus. So verzeichnet die kreisweite Schuldnerberatung der beiden kirchlichen Wohlfahrtsverbände im 1. Quartal 2021 eine verstärkte Nachfrage. Im Vergleich zu den Vorjahren erreichten die Schuldnerberatungsstellen der beiden Träger in Weinheim, Wiesloch, Schwetzingen, Sinsheim und Eberbach ca. 20 Prozent mehr Anfragen als im letzten Quartal des Jahres 2020. „Sofern dieser Trend anhält, befürchten wir, dass auch mit der zusätzlichen Förderung des Rhein-Neckar-Kreises nicht alle Anfragen zeitnah bedient werden können“, sagt Stefan Dugeorge, Leiter des Referats Soziale Dienste im Caritasverband für den Rhein-Neckar-Kreis e.V.
So fordert auch die bundesweite „Aktionswoche Schuldnerberatung“ vom 7. bis 11. Juni 2021 einen bedarfsgerechten Ausbau der Beratungsstellen und deren auskömmliche Finanzierung sicherzustellen. Außerdem wird ein Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für alle verschuldeten Menschen gefordert.
Die diesjährige Aktionswoche trägt das Motto „Der Mensch hinter den Schulden“ und fokussiert sich auf die menschliche Katastrophe, die oftmals mit Verschuldung einhergeht. Soziale Schuldnerberatung, wie sie die Beratungsstellen von Caritas und Diakonie anbieten, berücksichtigt immer den gesamten Menschen in seinem sozialen Umfeld. Das macht auch den Erfolg dieses Ansatzes aus, den zahlreiche Studien belegen. Verschuldung ist nicht nur ein finanzielles Problem, sondern schränkt die Lebensgrundlage der betroffenen Menschen ein.
Die Aktionswoche Schuldnerberatung wird veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). In ihr haben sich Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege auf Bundesebene, der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen.
Quelle: Yvonne Müller