Handwerk im Land mit neuen Bildungsangeboten
(zg) In sechs Bundesländern, darunter in Baden-Württemberg, geht mit dem neuen Schuljahr das „BerufsAbitur“ als Pilotprojekt an den Start. Zukünftig können Lehrlinge im baden-württembergischen Handwerk ausbildungsbegleitend die Zugangsberechtigung zu den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg erwerben. „Damit gestalten wir das Handwerk noch attraktiver“, freut sich Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.
Mit dem gemeinsam mit dem Kultus- und Wirtschaftsministerium sowie weiteren Wirtschaftsverbänden entwickelten Konzept „Ausbildung und Abitur“ stehen Schulabsolventen jetzt nicht mehr vor der Wahl zwischen Ausbildung und Abitur, sondern können beides miteinander verbinden. Voraussetzung hierfür ist die mittlere Reife. Neben der Fachhochschulreife nach drei Jahren sieht das Modell auch die allgemeine Hochschulreife vor. Wer nach dem Ausbildungsabschluss ein weiteres Jahr an der Berufsoberschule anhängt, hat innerhalb von vier Jahren Ausbildung und Vollabitur in der Tasche.
Die Vorteile des Ausbildungskonzepts liegen laut Reichhold auf der Hand: „Jugendliche müssen sich nicht frühzeitig auf einen bestimmten Karriereweg festlegen und erhalten ab dem ersten Tag eine Ausbildungsvergütung.“ Natürlich hofft Reichhold, dass die Absolventen auch nach dem Abschluss als Fachkraft oder Betriebsinhaber dem Handwerk treu bleiben. Dass ein Teil den akademischen Weg wählen wird, sieht Reichhold gelassen: „Da fällt die Entscheidung mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen handwerksaffinen Studiengang.“ Und außerdem: „Das Handwerk braucht auch Architekten, Bauingenieure oder Maschinenbauer.“
Der Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstages (BWHT) hofft, dass möglichst viele Betriebe die Chancen nutzen und so leistungsstarke Jugendliche für eine Ausbildung gewinnen können. Reichhold appellierte daher an die Handwerksunternehmen, den Auszubildenden die nötige Zeit für die Vorbereitung auf die Hochschulreife zur Verfügung zu stellen. Zwei Abschlüsse zu meistern sei ein hoher Anspruch. Doch der Einsatz lohne sich:
„Die Betriebe bekommen motivierte Auszubildende, die das Handwerk als zukünftige Fachkräfte dringend braucht.“
Quelle: Eva Hauser